"Es wird wieder ordentlich Geld verdient", betonte einer der Insider. Allerdings werde das Ergebnis von höheren Rückstellungen für die diversen Verfahren belastet. Die Zahlen für das abgelaufene Vierteljahr will Deutschlands größtes Geldhaus am 29. Oktober vorlegen. Das Institut wollte sich zu den Informationen am Montag nicht äußern.

Das Geldhaus hatte auf der Hauptversammlung im Frühjahr eingeräumt, in rund 1000 größere Rechtsstreitigkeiten verwickelt zu sein. Von Quartal zu Quartal muss die Vorsorge dafür neu angepasst werden - abhängig davon, wie wahrscheinlich in den einzelnen Fällen Strafen der Regulierer sind. Finanzkreisen zufolge dürften sich die Rückstellungen zum Jahresende auf etwa drei Milliarden Euro belaufen, zum Halbjahr waren es 2,2 Milliarden Euro. Aus dem Umfeld der Bank verlautete, es sei noch zu früh zu sagen, wieviel genau nun im dritten Quartal dazu komme. Mit den wieder steigenden Erträgen habe die Bank auch einen größeren Puffer, diese Lasten zu schultern.

Vor allem im Investmentbanking gibt es wieder satte Zuwächse, wie die Insider berichteten. Hier wollen die Frankfurter insbesondere im wichtigen Anleihehandel Marktanteile gewinnen, nachdem große europäische Rivalen wie Barclays und UBS das kapitalintensive Geschäft gestutzt haben. Analysten sind für den deutschen Branchenprimus optimistisch: Die höheren Kursschwankungen auf den Anleihe- und Devisenmärkten im dritten Quartal bedeuteten mehr Geschäft für große Handelshäuser wie die Deutsche Bank, schrieben die Experten von Citi vergangene Woche in einer Kurzstudie. Nach Einschätzung von JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein haben die Geschäfte mit festverzinslichen Papieren gerade im September deutlich angezogen. Auch im Fusionsberatungsgeschäft war die Bank zuletzt bei einigen großen Deals dabei.

Die Deutsche-Bank-Aktie lag am Montag mit dem Markttrend 1,1 Prozent im Plus. Nach den bisherigen Schätzungen von Analysten ist der Gewinn im abgelaufenen Quartal geschrumpft. Laut Daten von Thomson Reuters Starmine erwarten Experten im Schnitt einen Vorsteuergewinn von 642 Millionen Euro - etwa halb so viel wie vor einem Jahr. Der Nettogewinn dürfte demnach auf 455 Millionen Euro sinken, nach rund 1,2 Milliarden im Vorjahresquartal.

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DIE WUNSCHLISTE

Reuters hatte zuletzt aus Finanzkreisen erfahren, dass die Deutsche Bank auf Hochtouren daran arbeitet, einige ihrer wichtigsten Rechtsstreitigkeiten bis Jahresende vom Tisch zu haben. Dazu zählten ein Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern im Zinsskandal (Libor), eine Einigung mit den US-Behörden wegen mutmaßlicher Sanktionsverstöße sowie einige weitere US-Hypothekenklagen. Dem Aufsichtsrat sei eine Liste mit den entsprechenden Prioritäten vorgelegt worden, ohne jedoch die potenziellen Strafen konkret zu beziffern, hieß es. Am Ende liegt es allerdings in den Händen der Regulierer, wann es einen Vergleich gibt. "In mindestens einem der genannten Fälle sieht es so aus, dass eine Einigung noch in diesem Jahr knapp werden könnte", betonte ein Insider.

Vor allem das Thema Libor brennt den beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen unter den Nägeln. Da hier allerdings mit sehr vielen verschiedenen Behörden in Großbritannien und den USA parallel verhandelt werde, seien die Gespräche sehr komplex, hieß es im Umfeld der Bank. In den Skandal um Zinsmanipulationen sind Großbanken weltweit verstrickt. Einzelne Händler hatten sich nach Erkenntnissen der Regulierer bei wichtigen Referenzzinsen wie Libor und Euribor abgesprochen, um Handelsgewinne einzustreichen. Die EU hat ihre Strafen bereits Ende vergangenen Jahres verhängt: Der Deutschen Bank wurden damals 725 Millionen Euro aufgebrummt. Eine Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht BaFin läuft noch.

Die Deutsche Bank zählt auch zu den Instituten, die wegen schon länger zurückliegender umstrittener Geschäfte mit dem Iran im Visier der US-Behörden stehen. Zunächst erwarten Branchenkenner jedoch, dass sich hier die Commerzbank mit den Behörden vergleicht. Eine Einigung im Devisenmanipulations-Skandal steht dagegen vorerst nicht auf der Prioritätenliste der Deutschen Bank, wie die Insider berichteten. Das liege auch daran, dass die internen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Insofern komme auch eine Art "Sammelvergleich" mit anderen Finanzinstituten nicht infrage, über den zuletzt gesprochen wurde.

Reuters