Ihre Namen: Paul Achleitner und Christian Sewing. Aufsichtsratschef Achleitner fungierte als Stellvertreter für die letzten sechs Jahre Krise. Der neue Vorstandschef Sewing für die Versprechen an die Zukunft. Beide stießen auf frustrierte und wütende Aktionäre.
Seit Achleitner 2012 angetreten ist, hat sich der Aktienkurs mehr als halbiert. 2012 lag das Vorsteuerergebnis bei 784 Millionen Euro, im vergangenen Jahr bei minus 810 Millionen Euro. Damals stufte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonität des Hauses mit "A+" ein, heute ist es ein "BBB-". Die Erträge sind sowohl in der Unternehmens- und Investmentbank als auch in der Privat- und Firmenkundenbank rückläufig - während US-Konkurrenten wie JP Morgan Rekordumsätze erzielen.
"Wir sind uns alle einig: Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hin wollen", leitete Achleitner seinen Bericht ein. Als Grund habe der Aufsichtsrat ein "Entscheidungs- und Umsetzungsdefizit" und zunehmend Konflikte im Management identifiziert. Gute Pläne und versprochene Maßnahmen seien nicht konsequent genug angegangen worden. "Für viele Regeln gab es Ausnahmen", führte Achleitner aus. Diese Ausnahmen seien häufig zur Regel geworden. Darum habe der Aufsichtsrat John Cryan als Vorstandschef ausgetauscht. Da die Nachfolger-Suche an Ostern vorzeitig publik wurde, habe der Aufsichtsrat den Wechsel beschleunigt. "Wir mussten handeln", rechtfertigt sich Achleitner, der dafür hart kritisiert worden war.
Misstrauensvotum
Aber das reicht nicht zur Besänftigung. "Wir werden gegen die Entlastung des Aufsichtsrats stimmen, da der Umbau der Bank nun schon sechs Jahre -andauert - erschwert durch diverse Strategiewechsel und immer erst sehr spätem Eingreifen", kündigt Andreas Thomae, Portfoliomanager des Sparkassen-Vermögensverwalters Deka an. Einige folgten seiner Empfehlung. Die Aktionäre gaben Achleitner lediglich zu 84,4 Prozent ihre Ja-Stimme. Alles unter 90 Prozent gilt als Misstrauenserklärung.
Von Abschied spricht Achleitner nicht. "Man hat das Gefühl, dass Sie selbst ausgestopft Ihren Aufsichtsratsstuhl noch verteidigen würden", schimpft deshalb der Aktionär Karl-Walter Freitag. Als Sturm der Begeisterung kann man die 94,6-prozentige Zustimmung für Sewing nicht werten. Vielen gingen seine -Details zur Strategie nicht weit genug. Der neue Spitzenmann kündigte an, mehr als 7000 Stellen zu streichen. Im Aktiengeschäft sollen 25 Prozent der Jobs wegfallen. "In den letzten sieben Wochen haben wir uns von 600 Mitarbeitern der Unternehmens- und Investmentbank getrennt", sagte Sewing. Auch das Finanzierungsgeschäft mit Hedgefonds und das Zinsgeschäft in den USA will Sewing verkleinern. Unterm Strich soll das 1,05 Billionen Euro schwere Bilanzvolumen um rund 100 Milliarden Euro schrumpfen.
Im Privat- und Firmenkundengeschäft gehört ab dem kommenden Wochenende formell zusammen, was nie zusammengehören wollte. Durch die Fusion mit der Postbank sollen 500 Millionen Euro ab 2019 eingespart werden. Bis 2022 will Sewing Ertragssteigerungen von 900 Millionen Euro jährlich herbeizaubern. Dann soll die Kosten-Ertragsquote unter 65 (2017: 94) Prozent liegen, die Eigenkapitalrendite bei zehn (zwei).
Ob Sewing seine Versprechen im Gegensatz zu seinen Vorgängern erfüllen kann? Ingo Speich, Portfoliomanager bei Union Investment, ist skeptisch: "Wir hätten uns Konkreteres von Herrn Sewing gewünscht." Die Deutsche Bank sei ein "Koloss auf tönernen Füßen", da sie trotz brummender Konjunktur keine Erträge erziele. "In einem Stress-Szenario könnte eine Zerschlagung oder eine ‚Notfusion‘ mit einer anderen Bank unumgänglich werden", so Speich.
Ein Gefühl des Neustarts kam bei der Hauptversammlung nicht auf. Vielleicht auch wegen der mickrigen Dividende. DSW--Vizechef Klaus Nieding kritisiert, dass die Bank 2,3 Milliarden Euro Boni für 2017 zahle, aber die Aktionäre mit zehn Prozent dessen abspeise. Die "Söldner", die nur wegen der Boni bei der Deutschen Bank arbeiten, solle Sewing ziehen lassen.