"Er zeigt, wie drängend und wie schwierig die Aufgabe für das Deutsche-Bank-Management ist, die Bank neu aufzustellen", schrieben die Kreditanalysten Peter Nerby und Riccardo Rinaldini. Zwar scheine der ehemalige UBS-Finanzvorstand eine sinnvolle Wahl zu sein. Dass sich auf die Schnelle kein interner Nachfolger gefunden habe, zeige aber, dass es der Deutschen Bank an Führungsnachwuchs mangele.
"Letztlich ist die Ernennung eines Außenstehenden - auch wenn er Aufsichtratsmitglied ist - grundsätzlich riskanter als die Wahl eines qualifizierten Insiders", hieß es in der Studie von Moody's. Cryan sitzt seit 2013 im Aufsichtsrat der Bank. Bis 2014 hatte er für Singapurs Staatsfonds Temasek gearbeitet. Er soll zum 1. Juli Anshu Jain als Teil der Doppelspitze mit Jürgen Fitschen ablösen; ab Mai 2016 soll er die Deutsche Bank allein führen. Der Wechsel vergrößere die Unsicherheit, ob sich die - eigentlich positiv zu bewertende - neue Strategie wirklich umsetzen lasse, erklärte Moody's. Cryan werde die gleichen Hürden zu überwinden haben wie Jain und Fitschen.
Die Ratingagentur Fitch erklärte, sie glaube zwar dass Cryan als neuer Mann leichter harte Entscheidungen treffen könne, um die geplanten Einsparungen von 3,5 Milliarden Euro schneller zu erreichen. Aber ein Wechsel auf der Führungsebene könnte das Geschäft ins Stocken bringen, vor allem wenn Führungskräfte in den erfolgreichen Sparten dem Beispiel Jain und Fitschen folgten. Das könne zu einer Erlös-Delle führen, warnte Fitch-Analyst Michael Dawson-Kropf.
Reuters