Seit Samstag verlangt die Deutsche Skatbank von Kunden, die große Summen auf Tagesgeld- oder Girokonten parken, einen Strafzins von 0,25 Prozent. Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zufolge erheben inzwischen auch Depotbanken Strafgebühren und treffen somit Anleger, die beispielsweise in Aktienfonds investieren. Banken hätten einzelne Fondsmanager und Vermögensverwalter darüber informiert, dass sie nun negative Einlagenzinsen zahlen müssen - und zwar auf all jene Kundengelder, die die jeweilige Bank als Depotbank für die Investmentfonds verwaltet, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ihr vorliegende Schreiben. In unruhigen Börsenzeiten halten manche Fondsmanager bis zu zehn Prozent der ihnen anvertrauten Gelder in bar - auf diese Gelder, die schnell Millionen ausmachen können, müssten sie Strafzinsen zahlen.

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BANKENVERBÄNDE: STRAFZINSEN BLEIBEN AUSNAHME

Nach den Vorstellungen des Raiffeisen- und Volksbanken-Verbandes BVR und des Sparkassenverbands DSGV soll der Tabubruch der Deutschen Skatbank ein Einzelfall bleiben. "Der BVR spricht sich weiterhin gegen negative Zinssätze für Einlagen von Privatkunden aus", sagte eine BVR-Sprecherin vor wenigen Tagen. In Deutschland sei der Wettbewerb so intensiv, dass er Strafzinsen nicht zulasse, hatte ein DSGV-Sprecher gesagt.

Wöhrmann teilt diese Einschätzung nicht. Strafzinsen, die bislang höchstens für Geschäftskunden gelten, träfen bald auch Privatkunden, sagte der Deutsche-Bank-Manager. "Dann wird hoffentlich jedem klar, dass es sich nicht lohnt, immer mehr Geld auf Sparkonten herumliegen zu lassen". Nach Abzug der Inflation lege jeder Sparer bereits heute drauf. "Statt sich arm zu sparen, müssen wir Deutschen wieder mehr konsumieren und gleichzeitig vernünftig investieren", forderte Wöhrmann.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret warnte, dass niedrige Zinsen Investoren zu riskanteren Entscheidungen verleiten könnten. Er sehe "das Risiko von Blasen, zum Beispiel am Immobilienmarkt", sagte Dombret in einem Interview der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) laut Vorabbericht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt Strafzinsen von Banken, die Geld bei ihr kurzfristig parken. Sie setzt darauf, dass die Banken das Geld lieber weiterverleihen an Unternehmen und Haushalte und die Konjunktur insbesondere in den Euro-Krisenländern ankurbeln.

Bei der Deutschen Skatbank zahlen nur Kunden den Strafzins, die mehr als 500.000 Euro auf dem Tagesgeld-Konto haben. Bei Girokonten gilt er für Summen über zwei Millionen Euro. Die kleine Direktbank aus Thüringen war bisher vor allem dafür bekannt, dass sie mit 4,8 Prozent einen der niedrigsten Dispo-Zinsen für die Konto-Überziehung verlangt.

Reuters