US-HYPOTHEKEN



Die Behörden sehen es als erwiesen an, dass die Deutsche Bank auf dem amerikanischen Immobilienmarkt trickste - und damit maßgeblich zur weltweiten Finanzkrise beigetragen hat. Das Institut kaufte ausfallgefährdete Hypotheken auf, bündelte diese in komplexe Wertpapiere und verkaufte die Bonds dann als sicheres Investment an Anleger weltweit. Als der Markt abstürzte, wurden die Bonds auf einen Schlag wertlos. Intern wettete die Bank aber schon länger erfolgreich auf den großen Crash.

Bereits Ende 2013 hatte die Deutsche Bank in einem ersten Schritt eine Strafe von 1,9 Milliarden Dollar an die beiden verstaatlichten US-Baufinanzierer Freddie Mac und Fannie May abgedrückt. Im Januar 2017 folgte nun ein Vergleich mit dem US-Justizministerium für 7,2 Milliarden Dollar, davon gut drei Milliarden Dollar in cash. Der größte Brocken ist damit durchverhandelt. Allerdings gibt es noch diverse Klagen von privater Seite, die ebenfalls viel Geld kosten könnten. Unlängst wurde in den USA etwa eine Sammelklage von Blackrock und der Allianz -Fondstochter Pimco zugelassen. Brisant: Blackrock ist zweitgrößter Aktionär der Bank.

GELDWÄSCHE IN RUSSLAND



Der zweite große Fall fällt in die jüngere Vergangenheit, er wurde 2015 bekannt. Nach Erkenntnissen der Ermittler konnten Kunden seit 2011 mit Aktien-Geschäften über die Bank Rubel-Schwarzgeld in Höhe von rund zehn Milliarden Dollar waschen. Weil der Dollar betroffen war, schalteten sich die US-Behörden ein. Zeitweise stand auch der Verdacht im Raum, bei den undurchsichtigen Transaktionen könnten Geschäfte mit Personen gemacht worden sein, die eigentlich mit US-Sanktionen belegt worden sind. Dieser Verdacht erhärtete sich bislang aber nicht.

Jedenfalls bemängelten die New Yorker Finanzaufsicht DFS und die britische Finanzaufsicht FCA nur laxe interne Kontrollen - und verdonnerten die Bank in einem Teil-Vergleich zu einer vergleichsweise günstigen Strafe von umgerechnet knapp 600 Millionen Euro. Das US-Justizministerium und die Fed ermitteln aber weiter. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin kam in einer eigenen Untersuchung ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die internen Kontrollen des Instituts verschärft werden müssen. Die Bank selbst hat im Kampf gegen Geldwäsche Besserung gelobt. Das Investmentbanking in Russland wurde dichtgemacht.

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US-SANKTIONEN GEGEN DEN IRAN



Schon länger steht die Deutsche Bank im Verdacht, gegen Sanktionen verstoßen zu haben, die die USA in der Vergangenheit gegen Länder wie den Iran verhängt haben. Die Gespräche über einen Vergleich laufen Insidern zufolge schon länger. Wann es hier eine Einigung gibt, ist völlig offen. Orientierung könnte der Fall Commerzbank geben: Sie zahlte wegen ähnlicher Verstöße 1,45 Milliarden Dollar Strafe. Die Deutsche Bank musste zwar Ende 2015 bereits knapp 260 Millionen Dollar zahlen. Sie hat sich aber - anders als die Commerzbank - noch längst nicht mit allen ermittelnden Behörden geeinigt. Deshalb bleibt das Institut nach offiziellem Bekunden bei Iran-Geschäften auch zurückhaltend, obwohl Anfang 2016 einige westliche Sanktionen gegen die Islamische Republik aufgehoben wurden.

DEVISEN



Aufseher, darunter auch die Bafin, gehen dem Verdacht nach, dass Banken am billionenschweren Devisenmarkt ebenfalls getrickst haben. Einige internationale Großbanken haben in der Sache bereits milliardenschwere Vergleiche geschlossen, die Deutsche Bank als einer der größten Devisenhändler der Welt nicht. Sie hat Finanzkreisen zufolge aber mehrere Händler vom Dienst suspendiert. Sie stehen offenbar im Verdacht, an Referenzkursen gedreht zu haben. Die Hessen haben erklärt, dass sie zur Aufklärung des Skandals mit verschiedenen Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten und zudem eine interne Untersuchung gestartet haben. Bei dieser Untersuchung gab es nach Angaben aus Finanzkreisen keinerlei Hinweise auf Tricksereien bei den großen Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen, wohl aber vereinzelt beim russischen Rubel und dem argentinischen Peso.

In der US-Niederlassung der Bank installierte die New Yorker Finanzaufsicht DFS einen Kontrolleur, der sich Finanzkreisen zufolge das elektronische Devisenhandelssystem genauer anschaut. Demnach sind Algorithmen der Plattform "Autobahn" Teil der Ermittlungen.

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ZINSSKANDAL



Wegen der Manipulation wichtiger Referenzzinssätze wie Euribor und Libor musste die Deutsche Bank viel Geld zahlen. Die EU-Kommission verhängte Ende 2013 eine Strafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Großbanken, davon entfiel mit 725 Millionen Euro der Löwenanteil auf das Frankfurter Geldhaus. Die Behörden in Großbritannien und den USA brummten der Bank eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar auf. Die Bafin hatte in ihrem Bericht zur Zinsaffäre eine Reihe von Top-Managern scharf angegriffen und ihnen zu laxe interne Kontrollen beziehungsweise eine mangelnde Aufklärung der Tricksereien vorgeworfen. Darunter war auch der im Sommer 2015 abgelöste Co-Vorstandschef Anshu Jain. Einen Zusammenhang zwischen dem Rücktritt und dem Bafin-Bericht wies die Bank allerdings zurück.

Mit vier mutmaßlich in den Zinsskandal verwickelten Händlern hat sich die Deutsche Bank in Frankfurt nach langem Hin und Her auf einen Vergleich geeinigt, der ebenfalls Geld kostete.

Ob das Zinskapitel wirklich abgeschlossen ist, ist offen. In den USA könnten - ähnlich wie im Hypothekenfall - auch hier Sammelklagen von Anlegern gegen die Bank zugelassen werden. Sie müssen aber eindeutig nachweisen, dass ihnen durch die Manipulationen Nachteile entstanden sind.

rtr