Die Papiere des deutschen Branchenprimus verloren zum Handelsende als Dax-Schlusslicht 5,41 Prozent auf 37,210 Euro. In ihrem Fahrwasser ging es auch für die Commerzbank-Titel (Commerzbank) um 4,47 Prozent auf 12,940 Prozent nach unten. Ein Händler hatte am Nachmittag gesagt, dass bei der Commerzbank Gerüchte um eine ebenfalls überraschend frühe Vorlage von Geschäftszahlen die Runde machten, was den Abwärtsdruck auf die Papiere verstärkt. Ein Commerzbank-Sprecher wies die Spekulation aber zurück. "Wir werden wie geplant unsere Zahlen am 13. Februar vorlegen", sagte er. Der Leitindex Dax (DAX) ging nach seiner starken Vorwoche mit einem Minus von 0,28 Prozent über die Ziellinie.

    Die Deutsche Bank hatte zwar den Überschuss im Vergleich zu den extrem schwachen Zahlen von 2012 deutlich gesteigert, verfehlte allerdings die Erwartungen der Analysten spürbar. Ein Händler sah aber vor allem die Aussagen mit Blick auf das laufende Jahr als "Problem". "Wir erwarten, dass 2014 ein Jahr mit weiteren Herausforderungen und ihrer disziplinierten Bewältigung sein wird", hieß es dazu von den Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen. Die Zahlen aus dem abgelaufenen Jahr sind dem Börsianer zufolge bereinigt dagegen "kein Schocker". Insgesamt hatte er aber bereits mit Gewinnmitnahmen gerechnet - nach zuletzt gut 14 Prozent Kursplus allein in den beiden vergangenen Wochen.

ANALYSTEN SEHEN PROGNOSEN KLAR VERFEHLT - ABER ES GIBT AUCH LOB

    Analysten sahen die Prognosen im vierten Quartal ebenfalls klar verfehlt. Sie hatten im Schnitt mit einem Überschuss an Stelle des nun gemeldeten Fehlbetrages gerechnet. Zu erklären sei dies mit "heftigen Sondereinflüssen" aus Restrukturierungen, Rechtsstreits und sonstigen außerordentlichen Belastungen.

    Die Experten bleiben der Aktie der Deutschen Bank jedoch gewogen und fanden auch lobende Worte. So stellte Kian Abouhossein von JPMorgan heraus, dass das Institut mit seiner Restrukturierung zügiger vorankomme als geplant. Risikoposten in der Bilanz würden abgebaut und Kosten schneller gesenkt. Auch bei einigen Rechtsstreitigkeiten habe sich das Institut mit Klägern geeinigt, lobte er. Kinner Lakhani von der Citigroup sah die Erwartungen zwar grundsätzlich verfehlt, im bereinigten Geschäft der Kernsparten habe die Deutsche Bank jedoch wie erwartet abgeschnitten. Auch wenn das Finanzinstitut zwei Schritte nach vorn und einen zurück mache, sei die Aktie wegen ihrer niedrigen Bewertung für geduldige Anleger weiter attraktiv.

2015 KÖNNTE WIEDER BESSER WERDEN, ZIELE ABER 'AMBITIONIERT'

    Analyst Andreas Pläsier von Warburg Research bezeichnete das vierte Quartal ebenfalls als enttäuschend und die bestätigten Ziele für 2015 als sehr ambitioniert. DZ-Bank-Analyst Christoph Bast monierte zudem den schwachen Anleihehandel, der dazu beigetragen habe, dass die Markterwartungen deutlich verfehlt worden seien. Die Kosteneinsparungen seien jedoch größer als erwartet ausgefallen und dies stimme positiv.

    Experte Dirk Becker von Kepler Cheuvreux sagte hingegen, es sei damit zu rechnen gewesen, dass die Bank im vierten Quartal mit hohen Einmalbelastungen noch einmal reinen Tisch gemacht habe. Das bereinigte Geschäft sei einigermaßen gut verlaufen. Das aktuelle Jahr dürfte zwar ähnlich schwierig wie 2013 werden, 2015 könnte die Bank dann aber einen Gewinn je Aktie zwischen vier und fünf Euro erzielen und eine Dividende von zwei Euro ausschütten.

    Für Analyst Michael Seufert von der NordLB sind die Zahlen für das Abschlussquartal ein Spiegel der fortlaufenden Restrukturierung. Seufert bemängelte aber, dass die Bank erneut hinter den Ergebnissen der amerikanischen Konkurrenz zurückgeblieben sei. Zudem sei das Erreichen der Ziele des Strategieprogramms 2015 längst kein Selbstläufer, da die Stärken der Deutschen Bank im Anleihegeschäft mit Schwerpunkt Europa lägen, wohingegen das Institut selbst vorerst mit einem größeren Ertragspotenzial in den USA und im Aktienbereich rechne.

dpa-AFX

Einschätzung der Redaktion: Angesichts der jüngsten Kurszuwächse beim deutschen Bankenprimus schien es, als hätte die Deutsche Bank endlich ihre Altlasten aufgearbeitet und könne sich nun wieder ihrem eigentlichen Geschäft widmen. Dass die Regulierer bei der Verschuldungsquote weniger strenge Maßstäbe anlegen wollen, hat bei der Aktie zuletzt ein regelrechtes Kursfeuerwerk ausgelöst. Völlig in Vergessenheit geraten ist dabei, dass die Bank derzeit einen bilanziellen Kraftakt stemmt, um sich von risikoreichen Investments zu verabschieden, und dabei mehrere hundert Milliarden Euro ihrer Bilanzsumme von rund zwei Billionen Euro abbaut. Dass das nicht ohne Reibungsverluste geht, dürfte eigentlich klar sein. Hinzu kommen Schwächen im operativen Geschäft speziell bei Anleihen, sodass Analysten zuletzt ihre Gewinnschätzungen nach unten korrigiert haben. Anleger können weiter auf eine Erholung des europäischen Bankensektors setzen, für die es gute Gründe gibt. Im Hinterkopf behalten sollten sie jedoch, dass gerade die Deutsche Bank noch immer mitten im Abbau von Altlasten steckt, die jederzeit für negative Überraschungen sorgen können. Aktuell nur für risikobereite Anleger. Kurzfristige Entwicklung abwarten. Wolfgang Ehrensberger