Es könne nicht im Sinne der hiesigen Banken sein, dass alle globalen Institute ihren Sitz außerhalb Europas hätten. Die Bedeutung von Größe in der Finanzwelt steige exponentiell an. Dringend notwendig sei daher eine gemeinsame Kapitalmarktunion, forderte Sewing, der seit diesem Sommer auch Präsident des Bankenverbands BdB ist. Für sein eigenes Haus sucht er aber nicht konkret nach einer Partnerbank.

"Wir bereiten uns darauf vor, auf Augenhöhe einmal in eine Fusion zu gehen", sagte Sewing. Das größte deutsche Geldhaus scharre aber nicht mit den Hufen, sondern wolle erst fit werden und sich auf die eigene Strategie fokussieren. "Die beste Vorbereitung ist selbst fit zu sein." Die Deutsche Bank sei durch den vor rund zwei Jahren gestarteten Umbau auf einem guten Weg und werde von Quartal zu Quartal fitter. Sewing hatte ganze Abteilungen dicht gemacht und riskante Geschäfte im Investmentbanking abgebaut. Weltweit fallen 18.000 Jobs weg. Bis Ende 2022 soll der Umbau fertig sein.

"FÜR EUROPA STEHT VIEL AUF DEM SPIEL"


Damit künftig grenzüberschreitene Zusammenschlüsse möglich seien, müsse Europa seinen Binnenmarkt dringend stärken und die seit Jahren geplante Kapitalmarktunion voranbringen, sagte Sewing. "Wir können uns da keinen evolutionären Weg mehr leisten, hier braucht es einen großen Sprung nach vorn." Nur mit größeren Banken könne auch das Wirtschaftswachstum in Europa vorangetrieben werden. Für Europa stehe viel auf dem Spiel. "In diesem Jahrzehnt wird sich entscheiden, wer die Weltwirtschaft im 21. Jahrhundert dominieren wird. Und Europa wird alles in die Waagschale werfen müssen, um nicht zu den Verlierern zu gehören."

Sewing erhielt Rückendeckung von der Verwaltungsratschefin der spanischen Großbank Santander, Ana Botin. Die schleppende Umsetzung der Kapitalmarktunion sei ein großer "Showstopper" für die europäischen Banken. Ohne dies werde es keine Fusionen geben und die Börsenwerte der Institute fielen weiter hinter denen der US-Geldhäuser zurück. "Einen echten einheitlichen Finanzmarkt in Europa zu haben, ist von zentraler Bedeutung", sagte sie. Santander habe vor zehn Jahren etwa einen so hohen Börsenwert gehabt wie die US-Bank JP Morgan. Inzwischen kommen die Amerikaner auf eine Marktkapitalisierung von 475 Milliarden Dollar - sieben Mal so hoch wie Santander.

rtr