Die Entscheidung werde von den Bundesländern, dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und der Ständigen Impfkommission mitgetragen, sagte Spahn. Geplant sei eine Änderung am Aufklärungsbogen. Die EMA hatte erklärt, sie sehe den Impfstoff weiter als sicher an. Zwar könne ein Zusammenhang zwischen einer Impfung und sehr seltenen Blutgerinnseln im Gehirn nicht definitiv ausgeschlossen werden. Man sei jedoch weiter der Ansicht, dass die Vorteile des Vakzins die Risiken überwögen.

Spahn hatte die Impfungen am Montag auf Empfehlung des PEI wegen seltener Fälle von Hirnvenenthrombosen bei AstraZeneca-Geimpften gestoppt. "Uns bestätigt die Analyse der EMA in unserem Vorgehen", sagte der Minister am Donnerstag. Es sei richtig gewesen, die Impfung bis zur Analyse der Fälle auszusetzen. Bei einer staatlichen Impfkampagne gelte eine besondere Sorgfaltspflicht. Die Bürger könnten darauf vertrauen, transparent informiert zu werden. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz (GMK), erklärte, es sei wichtig, etwaige Risiken und neue wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen. "Umso wichtiger ist es aber nun, dass die EMA eine klare Aussage getroffen hat und keine Zeit mehr verschwendet wird."

EMA: "DIE IMPFUNG IST SICHER UND WIRKSAM"


Die EMA hatte sich hinter die Anwendung von AstraZeneca gestellt. "Die Impfung ist sicher und wirksam", sagte EMA-Chefin Emer Cooke. Der Sicherheitsausschuss der EMA empfehle jedoch, ein höheres Bewusstsein für mögliche Risiken zu schaffen und dass diese im Beipackzettel der Impfung berücksichtigt werden. Die EMA hatte eine Überprüfung eingeleitet, nachdem Fälle von seltenen Thrombosen nach der Impfung zu einem Impfstopp mit dem Mittel in mehr als einem Dutzend Ländern, darunter auch Deutschland, geführt hatten.

Die EMA erklärte weiter, der Impfstoff sei nicht mit einem Anstieg des Gesamtrisikos von Blutgerinnseln verbunden. Es gebe auch keine Hinweise auf Probleme im Zusammenhang mit bestimmten Chargen des Vakzins oder bestimmten Produktionsstätten. Ein Zusammenhang zwischen sehr seltenen Fällen von Blutgerinnseln, einschließlich seltener Fälle von Hirnvenenthrombosen, und dem Impfstoff sei aber möglich und müsse weiter analysiert werden. So gebe es Bedenken hinsichtlich jüngerer Patienten. Es würden Schritte unternommen, um die Produktinformationen für den Impfstoff zu aktualisieren.

Nach der Stellungnahme der EMA kündigten mehrere Staaten, am Freitag die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufnehmen zu wollen. Der britische Premierminister Boris Johnson und der französische Ministerpräsident Jean Castex erklärten, sich an diesem Tag auch selbst mit dem Mittel impfen zu lassen. Schweden will dagegen vorerst bei dem Impfstopp bleiben und sich einige Tage Zeit für Beratungen nehmen. AstraZeneca hat erklärt, kein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in Zusammenhang mit dem Mittel zu sehen.

rtr