Zeit für Value? Für Investoren, die nach der langen Aufschwungphase das Kurspotenzial mittlerweile für begrenzt halten, sind werthaltige Anlagestrategien eine attraktive beziehungsweise ergänzende Alternative. Mut und Geduld aber sind erforderlich. Value-Strategen kaufen Aktien von Unternehmen mit starken Bilanzen und überzeugenden Geschäftsmodellen, für die sich die Masse der Anleger jedoch nur wenig oder gar nicht interessiert.

Warum das Kursniveau nicht dem fairen Wert entspricht, kann mehrere Gründe haben: schlechte Nachrichten wie etwa abgelaufene Patente bei Pharmaunternehmen, Managementfehler oder Katastrophen wie das "Deepwater Horizon"-Unglück. Value-Investoren setzen darauf, dass sich die trüben Aussichten aufhellen und die Börse die grundsätzlich guten Fundamentaldaten der Unternehmen wieder honoriert.

Der Mühe, günstige Aktien selbst zu ermitteln, müssen sich Privatanleger nicht unterziehen. Experten der Bank Société Générale (SG) haben einen entsprechenden Index entwickelt. Im SG Global Value Beta notieren jeweils gleichgewichtet die weltweit 200 günstigsten Aktien. Der Lyxor SG Global Value Beta wiederum bildet die Entwicklung des werthaltigen Börsenbarometers ab.

Das Indexpapier weicht insbesondere in der Länderaufteilung deutlich vom MSCI World ab. In diesem sind die USA mit 60  Prozent gewichtet, im Lyxor SG Global Value Beta bringen es Unternehmen jenseits des Atlantik auf gerade mal 14 Prozent. Japanische Aktien sind im Value-Index dagegen hoch gewichtet. Auf sie entfallen 53 Prozent, gegenüber gerade mal acht Prozent im MSCI World. Auch in puncto Branchen gibt es Abweichungen. Im Lyxor SG Global Beta haben insbesondere Industriewerte ein wesentlich höheres Gewicht. In jedem Quartal wird die Indexzusammensetzung von SG überprüft.

Immer noch günstig



Zu den Indexmitgliedern zählt Idemitsu Kosan. Der Aktienkurs des japanischen Erdöl- und Energieunternehmens entwickelte sich zwischen 2014 und 2016 nur seitwärts. Auch 2017 verdienten Investoren kaum Geld. In den vergangenen drei Monaten haben sich jedoch die Erwartungen von Value-Investoren erfüllt: Der Titel legte um fast 50 Prozent zu.

Auch Mallinckrodt ist gelistet. Das US-Pharmaunternehmen sank in der Gunst der Anleger infolge der Kritik von US-Politikern an der Preispolitik der Branche. Auf Sicht von drei Jahren gab die Aktie über 60 Prozent ab. Nun aber überzeugt das Unternehmen mit guten Zahlen. In den vergangenen drei Monaten legte die Aktie um zwölf Prozent zu. Der Titel ist weiterhin günstig, das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei unter fünf.