Janet Yellen bewegt die Investoren zum Umdenken: In den vergangenen Monaten hat die Chefin der US-Notenbank Investoren klargemacht, dass sie die Zinsen anheben wird, wenn sich die Wirtschaft - wie vorhergesagt - deutlich beleben sollte. Nachdem die Konjunkturdaten von Jahresanfang bis Mitte Mai deutlich schwächer ausgefallen waren als erwartet, sind die Daten seit etlichen Wochen wieder etwas besser als von Volkswirten prognostiziert. Entsprechend ist der Citigroup Economic Surprise Index, der zuvor abgestürzt war, seit Mitte Mai wieder auf dem Weg nach oben. So waren zuletzt beispielsweise die Einzelhandelsumsätze für Mai stärker gestiegen als erwartet.



Ob es zu einer nachhaltigen Konjunkturbelebung kommt, ist jedoch fraglich. Die Wirtschaft leidet darunter, dass die Fed ihr Gelddruckprogramm Anfang 2014 zurückgefahren und im Oktober ganz eingestellt hat. Mit einer Zeitverzögerung von sechs bis neun Monaten schlägt das auf die Konjunktur durch. Diese Liquiditätsspritzen fehlen der Wirtschaft ähnlich wie einem Sportler, der lange gedopt hat und dann damit aufhört.



Wie deutlich sich die Konjunktur abgekühlt hat, zeigt sich auch daran, dass die Wirtschaft im ersten Quartal um annualisiert 0,7 Prozent geschrumpft ist. Der annualisierte Wert wird errechnet, wenn man die Veränderung gegenüber dem Vorquartal mit dem Faktor vier multipliziert. Der endgültige Wert dürfte aber nicht so schlecht ausfallen, wie es derzeit aussieht. Denn das Wirtschaftsministerium hat sich dazu entschlossen, die ohnehin saisonal bereinigten Daten zum Wirtschaftswachstum ab Mitte 2015 ein zweites Mal saisonal zu bereinigen und auch die Zahlen für die vergangenen Jahre anzupassen, um die "Restsaisonalität" zu beseitigen. Das dürfte laut einer Studie der Notenbank von San Francisco, von der Yellen kommt, dazu führen, dass das Wachstum im ersten Quartal bei 1,8 Prozent Plus liegen werde. Mancher Investor mag die Änderung der Berechnungsmethode als Manipulation kritisieren. Trotzdem werden Investoren künftig auf diese Zahlen schauen.

Damit könnte aber auch die von vielen Volkswirten vorhergesagte deutliche Konjunkturerholung im zweiten Quartal schwächer ausfallen als von Experten vorhergesagt. Darauf deuten unter anderem auch die Industrieaufträge hin. Sie sanken im April um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. In acht der vergangenen neun Monate steht damit ein Minus in den Büchern. Entsprechend lagen die Industrieaufträge im April um 6,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau. "Die Konjunkturdaten sind die schlechtesten seit 2009. Und es sieht so aus, als ob die Zahlen zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal ebenfalls enttäuschen könnten", sagte Steen Jakobsen, Investmentstratege der Saxo Bank. Da auch andere Konjunkturdaten schwächeln, wundern sich Volkswirte umso mehr über die Zahlen vom Arbeitsmarkt, die seit etlichen Monaten deutlich besser ausfallen als vorhergesagt. Wenigstens brummt der Automarkt weiter: Im Mai waren die US-Autoverkäufe auf eine Jahresrate von 17,71 Millionen Einheiten nach oben geschossen, womit der Sektor eine der wichtigsten Konjunkturstützen ist.



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Niedrigere Wachstumsprognosen

Experten reagieren allmählich auf die insgesamt schwachen Konjunkturdaten. Zuletzt hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wirtschaftswachstum der USA für das Gesamtjahr 2015 von 3,1 Prozent auf 2,5 Prozent gesenkt. "Die US-Notenbank sollte die erste Zinserhöhung verschieben, bis es stärkere Anzeichen für Lohn- oder Preisdruck gibt als aktuell", betonte der IWF. Die Erhöhung solle erst im ersten Halbjahr 2016 erfolgen. Kurz vor dem IWF hatte bereits die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) ihren Wachstumsausblick für die USA auf zwei Prozent reduziert.

Dass Fed-Chefin Yellen trotz des schwierigen Konjunkturumfelds die Zinsen anheben will, hat die Renditen für zehnjährige Anleihen zuletzt auf 2,3 Prozent nach oben getrieben. Damit liegen sie auf dem Niveau von Oktober 2014 und belasten den S & P 500. Zumal der Index mit einem KGV von 16,8 auf Basis der Gewinne der nächsten zwölf Monate - eine für Analysten und Volkswirte sehr wichtige Kennzahl - recht hoch bewertet ist. Bei dieser Kennzahl werden jetzt im Juni die 2015er-Schätzungen mit sieben Monaten und jene für 2016 mit fünf Monaten gewichtet. "Mit der bevorstehenden Verschärfung der Geldpolitik liegt die Phase steigender KGVs hinter uns", schrieben die Analysten von Goldman Sachs zuletzt. Nachdem das Multiple im Juni 2011 noch bei zwölf gelegen hatte, kletterte es im Zuge der sinkenden Zinsen in den vergangenen Jahren stark. Das Kursziel von Goldman für den S & P 500 für Ende 2015 lautet 2100 Punkte. Damit hätte der Index kaum noch Luft nach oben.

Auf Seite 3: Enorme Aktienrückkäufe





Enorme Aktienrückkäufe

Gestützt wird der S & P 500 hingegen von riesigen Aktienrückkaufprogrammen der Unternehmen, die die Aktienanzahl verringern und damit den Gewinn je Aktie erhöhen. Laut Indexanbieter Dow Jones Indices haben die S & P-500-Konzerne 2014 für 553,3 Milliarden Dollar Aktien zurückgekauft. Das war der höchste Wert seit dem 2007er-Rekord von 589,1 Milliarden Dollar. Inklusive der Dividenden haben die Unternehmen vergangenes Jahr damit insgesamt 904 Milliarden Dollar an die Eigner zurückgegeben - ein neuer Spitzenwert.

Die Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass der Wert im laufenden Jahr auf eine Billion Dollar zulegen wird. Damit die Prognose von Goldman eintritt, dürfen die Zinsen allerdings nicht mehr deutlich steigen. Denn bislang nehmen die Firmen sehr günstige Kredite auf und geben das Geld über Aktienrückkäufe und Dividenden an die Anteilseigner weiter. Deutlich steigende Zinsen würden dieses Spiel spürbar erschweren.

Obwohl der Index derzeit nur knapp unter seinem Rekordhoch notiert, sieht es unter der Oberfläche bei Weitem nicht so gut aus. So ist der Anteil der Aktien aus dem S & P 500, die über ihrer 50-Tage-Linie notieren, auf nur mehr 40,4 Prozent zurückgegangen. Mitte Februar waren es noch über 75 Prozent. Die Daten zeigen, dass die Marktbreite des Aufschwungs spürbar gesunken ist. Der Index wird also von immer weniger Schwergewichten, wie etwa Apple, oben gehalten.



Falls die Korrektur weitergehen sollte, könnte es zu einem deutlichen Kursrückgang beim S & P 500 kommen. Dann jedoch könnte die Fed ihre Pläne für Zinserhöhungen schnell auf Eis legen. Immerhin hat die Fed die Absicht den Aktienmarkt ebenso oben zu halten wie den Immobilienmarkt, um über den "Vermögenseffekt" die Konjunktur zu beflügeln. Laut Theorie der Fed führen höhere Vermögen dazu, dass sich die Stimmung der Amerikaner verbessert und sie mehr konsumieren. Da stört die Fed sich auch nicht daran, dass die Theorie in den vergangenen Jahren nicht funktioniert hat, weil die oberen zehn Prozent der Amerikaner rund 80 Prozent der Aktien aller Amerikaner besitzen.

Selbst wenn es zu Turbulenzen am Gesamtmarkt kommen sollte, sollten sich unsere Favoriten ähnlich gut entwickeln, wie unsere US-Favoriten für 2015, von Apple bis Visa, bislang gelaufen sind. Wir hatten sie in Heft 52/14 vorgestellt. Sie haben seit damals auf Dollar-Basis im Schnitt um 9,5 Prozent zugelegt und damit mehr als doppelt so stark wie der S & P 500.

Auf Seite 4-12: Die Favoriten im Einzelcheck





AbbVie: Biopharma-Titel macht gesunden Eindruck

Die Börsenhistorie von Abbvie ist noch relativ kurz. Das Biopharma-Unternehmen ging 2013 aus einer Abspaltung von Abbott Laboratories hervor. Die seitdem verbuchte Kursverdoppelung kann sich durchaus sehen lassen. Nach einem am 5. Dezember bei 69,71 Dollar markierten Rekordhoch hat sich die Aktie zwar eine verdiente Auszeit genommen, doch seitdem der Anbieter innovativer Therapien für komplexe und schwerwiegende Krankheiten im März den Kauf des Wettbewerbers Pharmacyclics für 21 Milliarden Dollar verkündet hat, geht es wieder aufwärts. Aktuell ist der Kurs dicht dran am bisherigen Rekordhoch. JP Morgan hält bis Ende 2015 einen Anstieg auf 75 Dollar für möglich. Auch in Reaktion auf die erwähnte Übernahme wurden die Gewinnprognosen erhöht. Zudem werden weitere Margenverbesserungen für möglich gehalten, und die Produktpipeline gilt als chancenreich. Jefferies stuft den Titel bei einem Kursziel von 90 Dollar als Topempfehlung im weltweiten Pharmasektor ein. Ähnlich wie JP Morgan rechnet man mit einem verzögerten Markteintritt von Biosimilar-Konkurrenzmedikamenten. Neue Hochs sind auch aus unserer Sicht drin, denn das KGV liegt knapp unter dem erwarteten Ergebniswachstum von fast 15 Prozent, was Luft nach oben lässt.

JÜB





AmTrust Financial Services: Gut gewappnet für die Digitalisierung

Da soll noch einer sagen, mit Versicherungen ließe sich kein Geld mehr verdienen. Dass es doch funktioniert, zeigt Amtrust Financial Services. Der auf kleinere Unternehmen fokussierte US-Schaden- und Unfallversicherer, der über eine wachsende internationale Präsenz verfügt, befindet sich klar auf Wachstumskurs. Allein im ersten Quartal wurde das operative Ergebnis um 33 Prozent auf 121,4 Millionen Dollar verbessert. Trotz zwischenzeitlicher Finanzkrise bewegte sich die Eigenkapitalrendite zum Ende des ersten Quartals mit 26,1 Prozent über dem für 2006 ausgewiesenen Wert von 21,6 Prozent. Das ist ordentlich, ebenso wie die im Branchenvergleich sehr wettbewerbsfähige Kostenquote von 22,6 Prozent. Als Lohn dafür hat sich der Kurs seit dem Börsengang im Jahr 2006 vervielfacht. Das Selbstverständnis gefällt ebenfalls: Man sieht sich als Softwareentwicklungsfirma, die zufällig im Versicherungsgeschäft gelandet ist. Durch diesen innovativen und technologiegetriebenen Ansatz scheint man gut gerüstet für die zunehmende Digitalisierung im Finanzsektor. Als Kernkompetenz versteht man das bereits in den vergangenen Jahren rege betriebene Übernahmegeschäft. Analysten halten Wachstumsraten von 15 Prozent jährlich für möglich, was in der Bewertung noch nicht ausreichend honoriert wird.

JÜB





AutoNation: Auf den Boom der Autoindustrie setzen

Die US-Autobranche nimmt Fahrt auf: Im Mai waren die Verkäufe auf eine Jahresrate von 17,71 Millionen Fahrzeuge nach oben geschnellt. Das liegt vor allem daran, dass die Amerikaner immer leichter Kredit bekommen. Von dieser Entwicklung profitiert Autonation. Der größte Autohändler der USA verkauft Fahrzeuge heimischer Marken wie Ford und General Motors, ebenso wie die ausländischer, etwa Toyota, Mercedes oder BMW. Das Umfeld könnte für die Branche derzeit kaum besser sein. Vorstandschef Mike Jackson erwartet, dass die Industrie im Gesamtjahr mehr als 17 Millionen Fahrzeuge verkaufen wird. Das wäre das dritte Mal nach 2000 und 2001, dass der Sektor diesen Wert erreichen würde. "Wir haben eine gute Nachfrage aufgrund des hohen Alters der Fahrzeuge, das bei 11,5 Jahren liegt, unglaublicher neuer Produkte von den Autoherstellern, hervorragender Finanzierungsmöglichkeiten und Spritpreisen von nur 2,50 Dollar je Gallone", sagte Jackson bei der Vorlage der Quartalszahlen. Indes floriert bei Autonation das Geschäft auch mit Gebrauchtfahrzeugen, mit Ersatzteilen und Finanzierungen. Angesichts der erwarteten kräftigen Gewinnsteigerungen ist das Papier mit einem 2016er-KGV von 13,7 nicht teuer. Zumal das Unternehmen mit rund 20 Prozent Eigenkapitalrendite glänzt.

HE





Celanese: Chemiespezialist mit Faible fürs Sparen

"Wir bieten mehr." Mit diesem Versprechen versucht Celanese in Deutschland fähige Mitarbeiter anzulocken. Mit Sicherheit einiges geboten hat die Gesellschaft, ein Produzent von Chemieprodukten und Spezialmaterialien, ihren Aktionären in den vergangenen Jahren. Ein Anstieg vom Tief bei 7,52 Euro im März 2009 auf 71,08 Dollar ist jedenfalls aller Ehren wert. Zuletzt wurden mehrfach neue Rekorde markiert, wodurch sich ein überzeugendes Chartbild ergibt. Ebenfalls auf Rekordniveau bewegte sich im ersten Quartal das bereinigte Ergebnis je Aktie. Der Vorstand erhöhte daraufhin die Prognose für das Gesamtjahr. Analysten sind im Schnitt dennoch eher zurückhaltend gestimmt. Das durchschnittliche Kursziel liegt knapp unter der aktuellen Notierung. Für die kommenden Jahre wird mit einem überschaubaren Gewinnplus von gut sechs Prozent gerechnet. Doch wir können uns vorstellen, dass die Gesellschaft, die ihren Umsatz zu annähernd gleichen Teilen in Nordamerika, Europa und Asien erwirtschaftet, positiv überraschen kann. Dafür sprechen Kostensenkungs- und Produktivitätsprogramme, die helfen sollen, die aus der Dollar-Aufwertung resultierenden Nachteile zu kompensieren. Denkbar ist auch, dass die Verantwortlichen als Joker einen Spin-off von Geschäftseinheiten ziehen.

JÜB





Dollar Tree: Branchenprimus der Ein-Dollar-Länder

Bob Sasser, der Chef von Dollar Tree, ist fast am Ziel: Nachdem die Übernahme des größeren Konkurrenten Family Dollar Stores mehrfach verschoben worden war, soll die neun Milliarden Dollar schwere Transaktion nun im Juli abgeschlossen werden. Mit dem Deal würde Dollar Tree, der Betreiber von knapp 5500 Ein-Dollar-Läden, die bisherige Nummer 1 Dollar General an der Spitze ablösen. Um die Genehmigung der Kartellbehörde zu erhalten, hat Sasser 330 Läden von Family Dollar an die Private-Equity-Firma Sycamore Partners verkauft. Der Firmenlenker will so ab 2020 Kosteneinsparungen von mindestens 300 Millionen Dollar jährlich erreichen. Gerade in einem schwierigen Konjunkturumfeld sollte das Geschäft auf Hochtouren laufen. Das zeigten die Zahlen für das erste Quartal der Berichtsperiode 2015/16, das am 2. Mai endete, eindrucksvoll. So kletterten die Erlöse um 8,8 Prozent nach oben. Der Konzern erfreut sich steigender Kundenzahlen. Zudem geben diese pro Einkauf jeweils mehr Geld aus. Sasser gab daher einen optimistischen Ausblick auf das Gesamtjahr. Analysten prognostizieren für das laufende Fiskaljahr eine operative Marge von 12,5 Prozent, was in der Branche einmalig ist. Angesichts dessen und wegen der hervorragenden Eigenkapitalrendite gehört das Papier in den Einkaufskorb.

HE





Goodyear: Reifenaktie rollt und rollt und rollt

"Winterreifen und Sommerreifen von Goodyear garantieren Leistung und unbeschwerten Fahrspaß", heißt es auf der deutschen Internetseite des amerikanischen Reifenherstellers Goodyear. Viel Spaß hatten mit Sicherheit auch jene Anleger, die im Tief bei 3,51 Dollar im März 2009 eingestiegen und bis heute am Ball geblieben sind. Denn seitdem hat sich der Kurs verzehnfacht. Gut entwickelt hat sich die Notiz auch, seitdem der Titel in Ausgabe 07/14 zu 17,22 Euro vorgestellt wurde. Damals wurde als Kaufgrund ein einstelliges KGV angeführt. Dieses Argument zieht, dank eingefahrener Gewinnverbesserungen, weiterhin - trotz der seither verbuchten Kursgewinne. Denn für 2016 liegt das KGV bei knapp neun. Das ist absolut betrachtet günstig und befindet sich zudem unter dem von Analysten für die kommenden fünf Jahre erwarteten Gewinnplus von elf Prozent. Auf das kürzlich nach 16-jähriger Zusammenarbeit geplante Ende einer Kooperation mit Sumitomo Rubber Industries reagierten die Analysten von S & P Capital IQ positiv. Dank strategischer und operativer Verbesserungen sei das Unternehmen besser als früher in der Lage, auf eigenen Beinen zu stehen. Anfang Juni rückte der Kurs auf ein neues Mehrjahreshoch vor, sodass auch der charttechnische Aufwärtstrend weiterhin intakt ist.

JÜB





Lear Corporation: Profiteur des vernetzten Autos

Dass eine Insolvenz in den USA nicht das Ende für ein Unternehmen sein muss, dafür ist die Lear Corporation ein Paradebeispiel. Der US-Autozulieferer musste 2009 zwar Gläubigerschutz nach Chapter 11 anmelden, doch seitdem hat sich die Gesellschaft prächtig entwickelt. Wie gut, lässt sich daran ablesen, dass sich der Kurs deutlich besser entwickelt hat als der S & P-500-Index. Das bisher letzte Hoch stammt vom Mai - und noch ist kein Ende des Aufschwungs zu erkennen. Als weltweit tätiger Zulieferer für Autositze und elektrische Bordnetzsysteme profitiert Lear zum einen davon, dass in den USA die Absatzzahlen von Pkw im Mai auf den höchsten Stand seit neun Jahren gestiegen sind. Zum anderen spielt dem Unternehmen der Trend hin zu einer stärkeren Vernetzung und Digitalisierung der Autos in die Karten. Zusätzliche Fantasie besteht durch die Forderung eines aktivistischen Investors, den Konzern in zwei Teile aufzuspalten. Bisher lehnt der Vorstand das zwar ab, aber der damit verbundene Druck dürfte die Verantwortlichen auf Trab halten. Die Bewertung ist vermutlich auch bedingt durch Nachwehen wegen der Insolvenz recht günstig. Auf Basis des für die kommenden fünf Jahre erwarteten Gewinnanstiegs von 17,3 Prozent beträgt das Verhältnis von KGV zum Ergebniswachstum moderate 0,61.

JÜB





Macy's: Neue Konsumfreude befeuert die Kurse

Die US-Konsumenten haben eine Zeit lang nicht so tief in die Tasche gegriffen, wie Volkswirte das wegen der relativ niedrigen Energiepreise erwartet hatten. Doch die Umsatzzahlen aus dem Einzelhandel für Mai signalisieren endlich eine wiedererwachende Kauflust. Dieser Trend könnte anhalten, auch weil die Löhne in den USA neuerdings so stark steigen wie lange nicht mehr. Unter der zwischenzeitlichen Kaufzurückhaltung hat Macy’s gelitten. Auch mit Verweis auf den strengen Winter und negative Auswirkungen durch den starken Dollar legte das Unternehmen ein Quartalsergebnis unter den Erwartungen vor. Doch Amerikas größte Kaufhauskette ist strategisch sehr gut aufgestellt und dürfte von der besseren Stimmung der Konsumenten profitieren. Die Aktie hat sich aber auch so bisher sehr gut gehalten. Das in Ausgabe 48/14 genannte bisherige Kursziel von 60 Euro ist längst erreicht. Aktuell ist die Notierung dicht dran an neuen Rekorden. Ein Vorstoß auf neue Höhen würde den intakten charttechnischen Aufwärtstrend zusätzlich untermauern. Gelingt es, den Gewinn je Aktie in den kommenden Jahren um rund zehn Prozent jährlich zu steigern, dürfte der Titel eine grundsolide Position bleiben. Erst recht, falls ein neues Discount-Filialkonzept ankommt und für zusätzliche Geschäfte sorgen sollte.

JÜB





McCormick: Die richtige Würze für das Depot

Auf dem Weg zum Rekordhoch ist die Aktie von McCormick: Der Konzern ist mit einem Jahresumsatz von 4,2 Milliarden Dollar der weltgrößte Produzent von Gewürzen und hierauf basierenden Produkten. Darauf haben nicht nur US-Verbraucher zunehmend mehr Appetit. Wachstumsmotor ist das Geschäft in Asien, vor allem in China. Im ersten Quartal der Berichtsperiode 2014/15, das im Februar endete, steht konzernweit ein währungsbereinigtes Umsatzplus von sechs Prozent in den Büchern. Vorstandschef Alan Wilson treibt die Kostensenkungen weiter voran und peilt für 2015 mindestens 85 Millionen Dollar an. Gleichzeitig restrukturiert er das Geschäft in der Region Europa, Naher Osten und Afrika. Die anfallenden Ausgaben, etwa für Abfindungen, sollen zwar den 2015er-Gewinn je Aktie unter das Vorjahresniveau drücken. Umso niedriger ist die Kostenbasis dann aber im nächsten Jahr. Das eingesparte Geld nutzt Wilson, um zu investieren und weitere kleine Konkurrenten aufzukaufen. Zuletzt hat er den italischen Gewürzhersteller Drogheria & Alimentari (D & A) mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro erworben. McCormick glänzt mit einer appetitlichen operativen Marge und einer Eigenkapitalrendite von deutlich mehr als 20 Prozent. Daher sollten Investoren das Papier zum Fressen gern haben.

HE