Unter den 30 TecDAX-Vertretern können derzeit mit Siemens Healthineers, Sartorius und Carl Zeiss trotzdem nur drei Titel mit neuen 52-Wochenhochs aufwarten, die zudem neue Kursrekorde bedeuten. BÖRSE ONLINE erklärt, warum diese Werte weiter aussichtsreich sind.

Der Tec-DAX-Performanceindex ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 349 Prozent gestiegen. Das ist eine reife Leistung für das Kursbarometer, das die 30 größten an der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Technologieunternehmen umfasst.

Und die Chancen stehen nicht schlecht, für einen Ausbau dieser überzeugenden Bilanz. Das Chartbild eröffnet jedenfalls die Chance auf mittel- bis langfristig weiter steigende Notierungen. Denn seit März 2009 hat sich ein stabiler langfristiger Aufwärtstrend herausgebildet, der auch als völlig intakt einzustufen ist. Dafür spricht zumindest die Tatsache, dass der TecDAX am Freitag mit einem neuen Schlussrekordhoch in das Wochenende gegangen ist.

Hinzu kommt ein potenziell positiver Kurs-Katalysator, der sich aufgrund des anstehenden Umbaus der deutschen Aktien-Indexlandschaft abzeichnet. Dazu muss man wissen, dass der DAX im September 2021 von 30 auf 40 Titel erweitert und der MDAX von 60 auf 50 verkleinert wird. Die Titelanzahl im TecDAX (30) und im SDAX (70) bleibt unverändert.

Der TecDAX enthält laut Commerzbank zurzeit drei DAX 30-Titel (TecDAX-Anteil: 30,0 Prozent wegen Kappung), 18 MDAX 60-Titel (TecDAX-Anteil: 61,6 Prozent) und neun SDAX 70-Titel (TecDAX-Anteil: 8,4 Prozent). Die passiven Investoren mit DAX-Bezug müssen rund 13 Prozent ihrer "Assets under Management (AuM)" aus den gegenwärtigen 30 DAX-Titel anteilig abziehen und in die zehn neuen Titel investieren, um den neuen DAX 40 Index zu erhalten, heißt es in einer Commerzbank-Studie weiter.

Als Konsequenz würden auch SAP, Deutsche Telekom und Infineon von etwas Index-Angebot belastet sein. Demgegenüber entstehe bei den zehn DAX 40-Aufnahme-Titeln (aus dem alten MDAX 60), die einen DAX 40-Anteil von rund 13 Prozent erhalten, eine Netto-Index-Nachfrage. Darin enthalten seien zum Beispiel Sartorius Vorzüge und eventuell auch Qiagen (TecDAX-Anteil der betroffenen Titel zusammen zurzeit 26,4 Prozent).

Im Gegenzug müssten passive Investoren mit MDAX 60-Bezug rund 41,5 Prozent der AuM verkaufen (dies sei der gegenwärtige MDAX 60-Anteil dieser 10 Titel), sodass hier bei den DAX-40-Aufsteigern ein Index-Angebot entstehe. Diese 41,5 Prozent AuM müssten dann zusätzlich in die (neuen) MDAX 50 Titel investiert werden, wobei 46-47 Titel aus dem aktuellen MDAX 60 kämen. Im neuen MDAX 50 sollten dann wahrscheinlich 16 Titel enthalten sein, die auch im TecDAX (Gewichts-Anteil rund 36,9 Prozent) enthalten sind.

Für diese Titel entsteht eine ausgeprägte Index-Nachfrage, so die Commerzbank. Zusammengefasst werden demnach 30 Prozent MDAX-Anteil von Index-Angebot und rund 63,3 Prozent TecDAX-Anteil von Index-Nachfrage betroffen sein. Deshalb sollte es nicht überraschen, wenn die aktuelle relative Stärke des TecDAX im deutschen Index-Vergleich bis zur Index-Reform noch zusätzlich index-technisch Rückenwind erfahren würde. Die Commerzbank bezeichnet deshalb den TecDAX als Gewinner der Index-Reform.

Wir haben uns vor diesem Hintergrund die Charts der 30-TecDAX-Mitglieder angesehen. Bei einer Such-Abfrage nach Titeln am Allzeit-Hochkurs zeigt sich, dass trotz Rekordjagd des Index das Chartprogramm unter dieser Prämisse nur drei Titel ausspuckt. Konkret handelt es sich dabei um Carl Zeiss Meditec, Sartorius und Siemens Healthineers.

Wir unterziehen dieses Trio nachfolgend einem Anlage-Check. Dabei schauen wir allgemein auf die Bewertungen, auf die Chartbilder sowie auf die allgemeine Aufstellung und Strategie dieser Unternehmen. Zudem verraten wir, warum BÖRSE ONLINE hier jedenfalls weiterhin Kurschancen wittert.



Carl Zeiss Meditec-Aktie



Der erste portraitierte Vertreter aus dem TecDAX-Trio mit frisch markierten Kursrekorden heißt Carl Zeiss Meditec AG. Hinter dem Namen steckt ein integriertes Medizintechnik-Unternehmen das Geräte, Systeme und Implantate für Krankenhäuser und niedergelassene Augenärzte in den Bereichen Augenheilkunde und Mikrochirurgie herstellt. Hauptprodukte sind Diagnosegeräte für Augenerkrankungen, Operationsmikroskope sowie Augenlaser und Intraokular-Linsen (IOLs) zur Therapie von Fehlsichtigkeiten.

Charttechnik: Der auch im MDAX enthaltene Titel ging am Freitag mit Kursen von 187,80 Euro aus dem Xetra-Handel. Das war gleichbedeutend mit einem neuen Schlussrekordhoch. Die Leistungsbilanz dieser Aktie fällt über verschiedene Zeiträume sehr gut aus. So beträgt das Plus auf Sicht eines Jahres fast 112 Prozent, auf Sicht von drei Jahren knapp 183 Prozent, auf Sicht von fünf Jahren sind es gut 468 Prozent und auf Sicht von zehn Jahren nahezu 1.123 Prozent.

Aufwärts geht es hier mit den Notierungen schon seit August 2001. Als Basis für künftig letztlich immer weiter steigende Notierungen diente damals ein Rekordtief von 3,57 Euro. Das Schlussrekordhoch vom Freitag bedeutet, dass der dabei ausgebildete langfristige Aufwärtstrend völlig intakt ist. Charttechnisch ist die Ausgangslage somit weiterhin sehr konstruktiv. Kurzfristig gesehen ist der Anstiegswinkel aber steil geworden, was jederzeit temporäre Rückschläge möglich erscheinen lässt. Zumal auch der Abstand von der bei 134,83 Euro verlaufenen 200-Tage-Durchschnittslinie etwas groß geworden ist.



Aufstellung/Strategie: Die Carl Zeiss Meditec Gruppe verfolgt die Strategie, als Markt- und Technologieführer im Bereich der Ophthalmologie und Mikrochirurgie, nachhaltiges und profitables Wachstum zu erreichen. Das Management strebt mittelfristig ein über dem Sektor liegendes Wachstum mit EBIT-Margen von mittelfristig mindestens 18 Prozent.

Das Produktangebot soll laut Geschäftsbericht das Behandlungsergebnis verbessern sowie die Behandlungskosten durch effiziente und wirkungsvolle Ansätze senken und dadurch einen Beitrag zum medizinischen Fortschritt leisten. Aus Sicht des Unternehmens sind die zentralen Erfolgsfaktoren: Kundenorientierung, Innovation und integrierte Lösungen zur Diagnose und Therapie.

Zum Punkt Innovation ist anzumerken, dass der Vorstand darin einen wesentlichen Treiber für zukünftiges Wachstum sieht. Deshalb kommt laut den Verantwortlichen der Forschung und Entwicklung in der Carl Zeiss Meditec Gruppe traditionell eine entscheidende Rolle zu. Auch in diesem Jahr ist ein Anstieg der F&E-Aufwendungen mindestens im hohen einstelligen Prozentbereich zu erwarten. Die Forschungs- und Entwicklungskosten beliefen sich im ersten Halbjahr auf 111,6 Millionen Euro (Vorjahr: 105,5 Millionen Euro). Aufgrund der starken Umsatzentwicklung in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 verringerte sich die F&E-Quote leicht von 14,8 Prozent im Vorjahr auf 14,5 Prozent.

Die Berenberg Bank erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Zeiss auf eine lange Innovationsgeschichte zurückblicken kann. Unter anderem habe man das Operationsmikroskop, das Biometer, die optische Kohärenztomographie, die ersten trifokalen IOLs und die ReLEx SMILE-Technik zur Refraktionskorrektur erfunden.

Bewertung: Das Unternehmen hat bereits auf vorläufiger Basis über ein starkes drittes Geschäftsquartal berichtet, was den Vorstand dazu ermutigte, den Ausblick für das Gesamtjahr 2020/21 zu erhöhen. Konkret stieg der Umsatz um 70 Prozent auf 431 Millionen Euro. Der operative Gewinn kletterte auf 120 Millionen Euro von 9,4 Millionen Euro.

Im laufenden Geschäftsjahr, das bis Ende September läuft, rechnet Carl Zeiss nun mit einem Übertreffen des bisherigen Umsatzziels von 1,6 Milliarden Euro. Die EBIT-Marge dürfte das bisherige Ziel von etwa 20 Prozent sogar deutlich überschreiten. Im Vorjahr hatte Carl Zeiss einen Umsatz von 1,34 Milliarden Euro und eine Marge von 13,3 Prozent erzielt. Die vollständigen Ergebnisse will die Gesellschaft am 6. August veröffentlichen.

Allerdings ändert auch das nichts allzu viel daran, dass der Titel optisch hoch bewertet ist. Auf Basis der Schätzungen von BÖRSE ONLINE zum Gewinn je Aktie steigt dieser im laufenden Geschäftsjahr zwar von 1,37 Euro auf 2,67 Euro und im kommenden Geschäftsjahr noch etwas höher auf 2,80 Euro. Aber selbst wenn man noch weiter nach vorne blickt und die Analystenkonsensschätzung für 2024/25 von 4,16 Euro je Aktie heranzieht, errechnet sich noch immer ein geschätztes KGV von gut 45. Das ist anspruchsvoll und stellt sicherlich eine Bürde dar. Solange die Zinsen aber niedrig bleiben, sollte es bei einem guten Geschäftsgang möglich sein, die hohen Bewertungsrelationen zu verteidigen. Kritisch könnte es aber bei einer Zinswende werden.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Bei Carl Zeiss Meditec sind uns die Kurse etwas davon gerannt. Denn seit der letzten Bestätigung unserer Kaufempfehlung in Ausgabe 13-21 sind die Notierungen so stark gestiegen, dass das da genannte Kursziel von 152,00 Euro sowie der Stopp-Loss-Kurs von 99,00 Euro überholt sind. Bis es bei diesem Wert zu einer neuen Nachbesprechung kommt, ist man als investierter Anleger gut beraten. Buchgewinne solange weiter laufen zu lassen, wie Nachrichtenlage und Charttechnik keine Verkaufssignale senden.

Die Analysten von Hauck & Aufhäuser (H&A) erhöhten übrigens jüngst ihre Kursziel von 180,00 Euro auf 215,00 Euro und sie erhöhten auch gleichzeitig das Anlageurteil von Halten auf Kaufen. Zur Begründung heißt es laut der Nachrichtenagentur Dow Jones in einer Studie, dass das Unternehmen nach dem beträchtlichen Umsatz- und EBIT-Rückgang im Geschäftsjahr 2019/20 jetzt dabei ist, nicht nur den Spitzenumsatz von vor der Pandemie um rund 14 Prozent zu übertreffen, sondern sich auch noch auf Kurs befinde, bereits in diesem Jahr eine Rekord-EBIT-Marge von rund 22 bis 23 Prozent zu erreichen.

Unterstützt werde dies durch eine günstige Produktstruktur beim Absatz und temporär niedrigere Umsatz-, Marketing und Reisekosten. Auch nach dem Geschäftsjahr 2020/21 sollte das Unternehmen eine EBIT-Marge von über 20 Prozent aufrechterhalten können, da sich das dynamische Umsatzwachstum von rund zehn Prozent in den nächsten Jahren fortsetzen sollte.

Sartorius-Aktie



Im TecDAX kann als weiterer Wert auch Sartorius mit neuen 52-Wochenhochs aufwarten. Wobei es sich auch in diesem Fall mit den am Freitag von den Vorzügen erreichten 509,80 Euro gleichzeitig um neue Rekordnotierungen handelt.

Bei diesem ebenfalls im MDAX enthaltenen Konzern handelt es sich nach eigener Einschätzung um einen international führenden Partner der Biopharma-Branche. Wie es weiter heißt, unterstützt man mit Lösungen die Kunden dabei, Medikamente sicher, zeit- und kosteneffizient zu entwickeln und zu produzieren. Sartorius wurde 1870 gegründet und beschäftigt aktuell über 11.900 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern. Das operative Geschäft betreibt das Unternehmen in den beiden Sparten Bioprocess Solutions und Lab Products & Services

Charttechnik: Wer bei den Vorzugsaktien von Sartorius als Langfrist-Anleger dabei ist, der hat wahrlich keinen Grund, sich zu beschweren. Schließlich notierte der Kurs im Februar 2003 im Tief bei 0,82 Euro und nach einem zwischenzeitlichen Schwächeanfall waren es im Februar 2009 kurzzeitig 1,53 Euro. Gemessen daran errechnet sich beim Xetra-Schluskurs am Freitag von 509,80 Euro ein Anstieg von sagenhaften 33.220 Prozent.

Was hier besonders gut gefällt, ist die Tatsache, wie vergleichsweise stetig sich die Notiz seit 2009 nach oben geschraubt hat. Nach den jüngsten neuerlichen Kursgewinnen ist es dem Titel außerdem gelungen, eine zuvor bestehende mehrmonatige Verschnaufpause zu beenden. Als Folge davon ist der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend eindeutig wieder aufgenommen.



Aufstellung/Strategie: Wie bereits oben erwähnt, ist Sartorius ein international führender Partner der Biopharma-Branche. Mit den angebotenen Lösungen unterstützt man die Kunden dabei, Medikamente schneller zu entwickeln und effizient zu produzieren. Das Ziel lautet, Reduzierung von Zeit und Kosten beim "Trial and Error" in der Molekülentwicklung. Wie gefragt diese Dienstleistungen sind, zeigt sich daran, dass es in den vergangenen Jahren durchschnittlich zu Wachstum im zweistelligen Prozentbereich gereicht hat. Das Unternehmen ist dabei auch regelmäßig bestrebt, das Produktportfolio durch Akquisitionen um komplementäre Technologien zu ergänzen.

Beim Versuch, die Erfolgsstory fortzuschreiben hilft es, dass beiden Geschäftssparten weltweit führende Marktpositionen innehaben. Hinzu kommen als Pluspunkte innovative Technologien für alle Phasen der Wirkstoffproduktion, das breitestes Lösungsangebot der Branche sowie flexible Produktionsanlagen. Nicht unerwähnt bleiben soll auch eine führende Software für die Analyse von Bioprozessdaten.

Die Verantwortlichen selbst nennen für ein Investment gleich sieben Gründe. Erstens habe man einen klaren Fokus auf die attraktive Biopharma-Branche, zweitens gebe es langfristige Wachstumstreiber und signifikante Markteintrittsbarrieren, drittens habe man eine marktführende Stellung in Schlüsseltechnologien und renommierte Marke inne und viertens komme auch noch ein hoher Anteil wiederkehrender Umsätze und diversifizierte Ertragsbasis hinzu. Fünftens verweist man auf eine starke Präsenz in den Wachstumsregionen, sechstens auf einen erfolgreichen Track Record bei Allianzen und Akquisitionen und siebtens auf eine hohe Kontinuität in Bezug auf Kunden, Mitarbeiter und Management.

Bewertung: Sartorius hat im ersten Halbjahr den Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und die Margen verbessert. Dabei hat das Unternehmen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Dow Jones unter anderem von jüngsten Akquisitionen sowie zusätzlicher Nachfrage nach Coronavirus-Impfstoffen und Coronavirus-Tests profitiert. Für die Anfang Juli erneut angehobene Prognose für das Gesamtjahr und für die Mittelfristziele sieht sich der Konzern demnach auf Kurs.

Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz auf 1,629 Milliarden Euro, währungsbereinigt ein Plus von 60,1 Prozent, nominal von 54,2 Prozent. Der Auftragseingang legte währungsbereinigt um 82,4 Prozent auf 2,179 Milliarden Euro zu, davon waren rund 27 Prozentpunkte "coronabeeinflusst", zehn Prozentpunkte akquisitionsbedingt. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 89,2 Prozent auf 555 Millionen Euro zu, die entsprechende Marge verbesserte sich auf 34,1 Prozent. Den Nettogewinn konnte das Unternehmen auf 259 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Im Gesamtjahr will der Konzern unter anderem den Umsatz um 45 Prozent steigern, die operative EBITDA-Marge soll etwa 34 Prozent betragen. Für 2025 peilt Sartorius weiter einen Konzernumsatz von rund fünf Milliarden Euro und eine operativen Gewinnmarge von rund 32 Prozent an

Das liest sich alles sehr gut, ändert aber wie bei Carl Zeiss Meditec nichts an einer optisch ebenfalls hohen Bewertung. BÖRSE ONLINE sieht den Gewinn je Aktie in diesem Jahr von 4,37 Euro auf 6,11 Euro anziehen und für 2022 gehen wir von einer weiteren Verbesserung auf 7,90 Euro aus. Der Analystenkonsens hält bis 2025 einen Anstieg bis auf 12,10 Euro für möglich.

Selbst auf dieser Basis ergibt sich aber ein geschätztes KGV von gut 42. Das relativiert sich zwar durch die sich abzeichnenden dynamischen Ergebnissteigerungen, ändert aber nichts an einer hohen Bewertung. Wie bisher dürfte die Börse damit aber solange leben können, wie sich die Nachrichtenlage rund um das Unternehmen nicht verschlechtert und/oder sich das Chartbild eintrübt.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In der Printausgabe lobten wir in Ausgabe 28-21, dass die Göttinger auch im zweiten Quartal positiv überrascht und erneut die Jahresziele angehoben haben. Für das erste Halbjahr werde nun ein Umsatzplus von etwa 60 Prozent erwartet, die operative Gewinnmarge solle mehr als 34 Prozent betragen.

Sartorius wachse bereits seit Jahren kräftig, die Coronavirus-Pandemie sorge aber für zusätzlichen Wachstumsschub. Die stärksten Zuwächse habe es in der Sparte Bioprocess Solutions gegeben, die Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika anbiete. Aber die Laborsparte habe ebenfalls deutlich zugelegt. Zwar weise das Management auch auf eine gewisse Unsicherheit wegen der Pandemie hin, BÖRSE ONLINE meint aber, die Nachfrage werde hoch bleiben und Sartorius nachhaltiges Wachstum bescheren. Sartorius gelte zudem als einer der Anwärter auf einen Aufstieg in den auf 40 Mitglieder erweiterten DAX im September.

Die Aktie bleibt daher ein Favorit der Redaktion. Unsere Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 570,00 Euro versehen sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 370,00 Euro. Am Mittwoch beendete der Titel den Xetra-Handel bei 10,42 Euro.

Siemens Healthineers-Aktie



Der dritte Wert aus dem TecDAX, der mit einem frischen 52-Wochenhoch aufwarten kann und bei dem das gleichzeitig auch mit neuen Rekordnotierungen einhergeht heißt Siemens Healthineers.

Zu diesem Unternehmen muss man wissen, dass es in 75 Ländern direkt präsent ist und eine große installierte Produktbasis hat. Etwa 600 000 Systeme sind weltweit derzeit laut Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) aktiv im Einsatz. Stündlich werden mit den Systemen von Siemens Healthineers 240 000 Patienten behandelt. Hauptproduktgruppen sind dabei Ultraschallgeräte, Magnetresonanztomographen oder Computertomographen des größten Segments Bildgebende Systeme.

Knapp ein Drittel des Umsatzes wird mit Diagnosetechnologien erwirtschaftet. Wichtige Produktlinien des Segments Advanced Therapies (gut ein Zehntel Umsatzes) sind Hybride Operationsräume und Angiographiesysteme. Mehrheitsaktionär ist mit einem Anteil von rund 75 Prozent weiterhin die Siemens AG.

Charttechnik: Siemens Healthineers kann noch nicht mit einer sehr langen eigenständigen Börsen-Historie aufwarten. Selbständig börsennotiert ist die Abspaltung aus dem Siemens-Konzern erst seit Mitte März 2018. Der Ausgabepreis betrug damals 28,00 Euro und der erste Handelskurs 29,10 Euro.

Gemessen am Ausgabepreis hat sich die Notiz inzwischen praktisch verdoppelt. Der rekordhohe Schlusskurs vom Freitag von 55,68 Euro sorgt außerdem dank eines völlig intakten Aufwärtstrends für ein sauberes Chartbild. Seit Ende November 2020 hat der Wert einfach einen Lauf und noch scheint kein Ende des Kursaufschwungs in Sicht zu sein.



Aufstellung/Strategie: Als heutzutage global agierendes Unternehmen kann die Gesellschaft eine mehr als 120-jährige Innovationsgeschichte aufweisen. Unter anderem hat man nur ein Jahr nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Wilhelm Conrad Roentgen im Jahr 1895 das erste eigene medizinische Röntgengerät entwickelt.

Die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung betragen 1,3 Milliarden Euro und es gibt mehr als 18.500 Patenten, Patentanmeldungen und Gebrauchsmuster. Eine der Zielsetzungen lautet, die digitale Transformation des Gesundheitswesens mitzugestalten. Dazu erforscht und entwickelt man Kerntechnologien mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und Robotik sowie Sensorik. Dazu muss man wissen, dass Siemens Healthineers schon Ende der 1990er-Jahre mit der Entwicklung von Technologien für künstliche Intelligenz begann. Heute hält man mehr als 650 Patentfamilien mit Bezug zur Künstlichen Intelligenz.

Laut Vorstand basieren die Stärken von Siemens Healthineers auf vier Säulen, aus denen sich wiederum Wettbewerbsvorteile ergeben. Gemeint ist damit erstens ein attraktives strukturelles und innovationsgetriebenes Wachstum und zweitens branchenführende Margen mit weiterem Aufwärtspotenzial. Zudem verweist man dritten auf eine zu jeder Zeit bestehende geschäftliche Widerstandsfähigkeit sowie viertens auf Portfolio-Erweiterungen in angrenzende Wachstumsmärkte. Analysten wie etwa jene bei der Credit Suisse loben in diesem Zusammenhang den Zusammenschluss mit Varian Medical Systems, denn darauf ergäben sich attraktive Synergiepotenziale,

Bewertung: Das Unternehmen lag mit den am vergangenen Freitag gemeldeten Zahlen für das dritte Quartal im Geschäftsjahr 2020/21 mit einem um 103 Prozent auf 945 Millionen Euro gestiegenen angepassten EBIT laut LBBW über den Markterwartungen von 784 Millionen Euro. Der Umsatz zog auf vergleichbarer Basis um rund 39 Prozent an.

Das Management erwartet nun ein angepasstes Ergebnis je Aktie im Bereich von 1,95 bis 2,05 Euro, statt wie bisher von 1,90 bis 1,95 Euro je Anteilsschein für das Geschäftsjahr 2020/21 und ein Umsatzwachstum von 17¬-19 Prozent (bisher 14¬-¬17 Prozent) vor Portfolio¬- und Wechselkurseffekten. Die LBBW-Analysten halten sogar ein Wachstum von 20,4 Prozent für machbar. Denn die Book-¬to-¬Bill-¬Ratio von 1,18x am Ende des dritten Quartals lasse für das Geschäftsjahr 2021 weiterhin eine hohe Dynamik auf Konzernebene erwarten.

Die Schätzungen von BÖRSE ONLINE unterstellen, dass sich der Gewinn je Aktie in diesem Geschäftsjahr von 1,31 Euro auf 1,43 Euro verbessert. Für 2021/22 taxieren wir das Ergebnis je Aktie dann auf 2,08 Euro je Anteilsschein.

Der Analystenkonsens wiederum kalkuliert für 2022/23 mit 2,42 Euro. für 2003/24 mit 2,75 Euro und für 2024/25 mit 3,01 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 18,5. Das ist eine Bewertung, die im aktuellen Marktumfeld noch nicht übertrieben hoch erscheint.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Erst unlängst bestätigten wir in Printausgabe 28-21 eine Kaufempfehlung zugunsten von Siemens Healthineers. Damals bekräftigten wir auch das Kursziel von 65,00 Euro sowie den Stopp-Loss-Kurs von 46,00 Euro.

Zur Begründung für das positive Anlagevotum verwiesen wir unter anderem darauf, dass der Medizintechnikkonzern mit der auf Strahlentherapien spezialisierten US-Firma Varian Medical Systems das Spektrum seiner Diagnostiksparte in der Krebsmedizin erweitert. Mit dem Mix aus eigenen neuen Produkten und zugekauften Krebsdiagnostika sei die Gesellschaft bestens gerüstet, um in Zukunft stärker als die Konkurrenz zu wachsen, so unser Fazit.

Ergänzend hielten wir es in der genannten Ausgabe auch für möglich, dass die Siemens-Tochter mit dem Verkauf der Ultraschallgeräte ihren Vertrieb weiter straffen könnte. Branchenexperten bezifferten den Verkaufswert auf etwa 800 Millionen Euro. Der Bereich habe zuletzt knapp 500 Millionen Euro erlöst, also etwas mehr als drei Prozent des Gesamtumsatzes. Abnehmer seien praktische Ärzte - und damit eine ganz andere Zielgruppe als bei den übrigen Produkten in der Sparte bildgebende Diagnose, in die das Geschäft mit Ultraschallgeräten eingegliedert sei.