Wenn es um deutsche Aktien inklusive Nebenwerte geht, dann ist die Deutsche Bank eine viel beachtete Adresse. Auch deshalb ist es interessant, sich ein von den dortigen Analysten zusammengestelltes so genanntes langfristiges Trading-Portfolio für deutsche Nebenwerte etwas näher anzusehen.

Der Fokus liegt dabei auf fundamental überzeugende Anlageideen, von denen man sich auf Sicht von zwölf Monaten und darüber hinaus eine bessere Entwicklung als vom breiten europäischen Gesamtmarkt verspricht. Überarbeitet wird dieses Trading-Portfolio zwar alle drei Monate, Veränderungen werden aber nur vorgenommen, wenn sich gravierende Bedenken bei den zugrunde gelegten Annahmen einstellen.

Derzeit beinhaltet das Trading-Portfolio neun deutsche Aktien. Davon stellen wir auf den nachfolgenden Seiten jene fünf Titel vor, die zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels den größten Abstand zu den Kurszielprognosen der Deutschen Bank aufwiesen. Das Kurspotenzial beträgt dabei in der Spitze bis zu 42 Prozent.

Auf Seite 2: Nebenwerte-Favorit Nummer eins: Deutsche Office AG





Deutsche Bank Nebenwerte-Favorit Deutschland, Nummer eins: Deutsche Office AG (WKN: PRME02, 4,346)





Beim ersten Favoriten, der Deutsche Office AG, tut sich gerade einiges. Am wichtigsten ist natürlich der Versuch des Hamburger Immobilienkonzerns Alstria Office REIT-AG den Kölner Wettbewerber zu übernehmen. Durch den Zusammenschluss der beiden SDAX-Mitglieder, soll ein Marktführer im Bereich Büroimmobilien mit einem Portfolio von rund 3,5 Milliarden Euro und einem Fokus auf die großen deutschen Büromärkte entstehen. Am 23. Juli sollen die Aktionäre von Alstria auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über das Geschäft abstimmen.

Der Aktienkurs der Deutschen Office AG ist daraufhin angesprungen, doch die Deutsche Bank hielt vor Bekanntgabe des Zusammenschlusses einen Wert von 5,00 Euro je Aktie für angemessen. Dieses Ziel basiert auf einem als fair unterstellten Abschlag von fünf Prozent zum Nettoinventarwert und lässt dem Kurs theoretisch noch 15 Prozent Luft nach oben-

Gelobt wird die vollzogene finanzielle Restrukturierung, die vom Markt noch nicht in vollem Ausmaß honoriert worden sei. Denn dadurch soll es jetzt möglich sein, problembehaftete Assets einfacher zu verkaufen und die so erlösten Mittel ertragreicher neu zu investieren. Dabei hilft auch ein sich bessernder Büroimmobilienmarkt, der von der Jagd der Investoren nach Rendite gestützt werde. Apropos Rendite: Bei der Deutschen Office AG wird von 2014 bis 2017 mit Dividendenerhöhungen von 20 Prozent p.a. gerechnet.

Was die vom Vorstand abgegebene Jahresprognose eines Umsatzes von 105 bis 107 Millionen Euro sowie einem operativen Ergebnis (Funds From Operations) von 50 Millionen Euro angehe, sehen die Analysten die Chance auf eine Anhebung dieser Prognose. Die hauseigenen Angaben beim operativen Ergebnis würden jedenfalls zwölf Prozent liegen.

Gefährdet seien diese Vorhersage sowie die Einschätzung der Aktie für den Fall einer Kapitalerhöhung, einer Aktienprivatplatzierung, niedrigen Erlösen beim Verkauf von Assets oder Fehlern bei Fusionsaktivitäten.

Auf Seite 3: Nebenwerte-Favorit Nummer zwei: Morphosys AG





Deutsche Bank Nebenwerte-Favorit Deutschland, Nummer zwei: Morphosys AG (WKN: 663 200, 64,87 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 29.06.)





Mit Morphosys musste der zweite Favorit im ersten Quartal einen herben Kursrückschlag hinnehmen. Verantwortlich dafür war die Meldung, wonach überraschend die Kooperation mit Celgene, einem Spezialisten für Krebs- und Immunerkrankungen beendet wurde. Das im TecDax notierte Unternehmen hat die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern an einem Krebswirkstoff beendet. Das deutsche Biotechunternehmen will nun die klinische Entwicklung des Mittels gegen das multiple Myelom, eine Krebserkrankung des Knochenmarks, alleine fortsetzen.

Von dem dadurch bedingten Kurseinbruch hat sich der TecDAX-Vertreter noch nicht wieder erholt. Mit der Deutschen Bank hat der Titel aber einen Fürsprecher. Die dortigen Analysten nennen als Kursziel 78 Euro, wodurch sich gemessen am aktuellen Kurs ein Potenzial von 20,2 Prozent ergibt. Als Hauptgrund für die positive Haltung werden die als sehr gut besetzt eingeschätzte Pipeline bezeichnet. Diese umfasst unter anderem 23 individuelle Antikörperwirkstoffe, die in mehr als 60 klinischen Studien getestet werden.

Die Deutsche Bank hofft auf Fortschritte beim Versuch, diese Mittel an den Markt zu bringen. Stellen sich diese ein, gebe es etliche Katalysatoren, die den Aktienkurs beflügeln könnten. Gleichzeitig müsse natürlich auch immer wieder in einzelnen Fällen mit Rückschlägen gerechnet werden, die Breite der Pipeline verringere jedoch die damit verbundenen Risiken. Letztlich gebe es insgesamt betrachtet doch sehr viel Luft nach oben. So wird der Wert der Pipeline für den Fall, dass es alle verfolgten Ansätze an den Markt schaffen sollten, auf 350 Euro je Aktie beziffert. Dabei seien bei dieser Konstellation noch nicht einmal alle theoretisch vorhandenen Chancen eingerechnet.

Wissen sollte man allerdings, das für 2016 und 2017 wieder mit Verlusten je Aktie gerechnet wird. Außerdem steht einem von der Deutschen Bank im kommenden Jahr erwarteten Umsatz von 48 Millionen Euro bereits eine Marktkapitalisierung von 1,72 Milliarden Euro entgegen. Allerdings sind dabei auch liquide Mittel zu berücksichtige, die sich Ende März auf 349,7 Millionen Euro beliefen. Der in den ersten drei Monaten 2015 so abgestrafte Aktienkurs versucht sich seitdem an einer Erholungsbewegung und über die weitere kurzfristige Entwicklung wird auch dadurch entschieden, inwieweit es gelingt, den kurzfristigen Abwärtstrend zu überwinden, mit dem die Notiz gerade kämpft.

Auf Seite 4: Nebenwerte-Favorit Nummer drei: Hornbach Holding AG Vorzugsaktien





Deutsche Bank Nebenwerte-Favorit Deutschland, Nummer drei: Hornbach Holding AG Vorzugsaktien (WKN: 608343, 76,48 Euro)





Bei der Baumarktkette Hornbach ist der in den Jahren zuvor gut gelaufene Aktienkurs in den vergangenen Wochen zwar etwas abgebröckelt, die Deutsche Bank ist aber weiter angetan von dem SDAX-Vertreter. Als Kursziel werden hier 92 Euro genannt, womit sich das Kurspotenzial auf 20,3 Prozent einstellt. Noch optimistischer ist übrigens die Berenberg Bank, die sogar 99,50 Euro für angemessen hält.

Lobend hervorgehoben wird von der Deutschen Bank die Tatsache, dass es Hornbach mit seinen mit einer Durchschnittsfläche von mehr als 11.600 Quadratmetern ausgestatteten 146 Megastores im vergangenen Jahrzehnt gelungen sei, besser abzuschneiden als der Branchendurchschnitt. Unter anderem werde das höchste Produktivitätsniveau gemessen an der Verkaufsfläche erzielt. Gestützt werde das Geschäftsmodell dabei vom angebotenen Service und Produkten, die mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ausgestattet sind. Strukturelle Vorteile wie ein bekannter Markenname, ein homogenes Geschäftskonzept und das erwähnte Preis-Leistungs-Verhältnis führten dazu, dass die Gesellschaft aussichtsreich für weiteres Wachstum positioniert sei.

Als mögliche Kurskatalysatoren wird ein künftig höherer Anteil von Eigenmarken genannt, die voraussichtlich zu höheren Gewinnspannen mögliche internationale Expansion, ein neues Compact-Store-Konzept, Kosteneinsparungen sowie weitere vorhandene Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Alles das gebe es zu einem KGV von nur gut zwölf auf Basis der für das Geschäftsjahr 2015/16 erwarteten Gewinne.

Für das erste Quartal meldete die Baumarktkette allerdings einen Gewinnrückgang, doch gleichzeitig wurde das Ziel bekräftigt, im Gesamtjahr ein Konzernbetriebsergebnis in etwa auf dem Niveau des Vorjahres zu erreichen. Zu bedenken ist dabei, dass die Gewinnentwicklung derzeit von Investitionen in E-Commerce und zahlreiche weitere Projekte gebremst wird, sich diese Maßnahmen langfristig aber auszahlen sollten.

Auf Seite 5: Nebenwerte-Favorit Nummer vier: Osram Licht AG





Deutsche Bank Nebenwerte-Favorit Deutschland, Nummer vier: Osram Licht AG (WKN: LED 400, 43,185 Euro)





Sehr volatil geht es beim Aktienkurs bei der ehemaligen Siemens-Tochter Osram Licht seit dem Börsengang zu. Das lässt sich damit erklären, dass das traditionelle Geschäft bei dem Leuchtmittelkonzern im Rückwärtsgang befindet, das zukunftsträchtige LED-Geschäft gleichzeitig zwischen Hoffen und Bangen schwankt. Vom US-Wettbewerber Cree kamen dabei zuletzt wieder schlechte Nachrichten für die gesamte Branche, weil es hieß, jüngste Markttrends hätten zu einer stärkeren Erosion der durchschnittlichen LED-Verkaufspreise geführt.

Für Osram sind solche Nachrichten noch wichtiger als früher, weil sich der MDAX-Vertreter im April dazu entschieden hat, das Lampengeschäft mit Allgemeinbeleuchtung wie etwa Halogen- und Energiesparlampen abzuspalten und voll auf LED zu setzen. Damit soll die Voraussetzung geschaffen werden, den zukünftig unter dem Namen "Lamps" geführten Bereich zu verkaufen, in eine Kooperation zu überführen oder an die Börse zu bringen. Im Bereich LED will die Gesellschaft verstärkt vom Trend zu LED im Autosektor profitieren.

Die Deutsche Bank zeigt sich beeindruckt von den Restrukturierungsplänen, die zu den weitreichendsten zählten, die man je gesehen habe. Es gebe im Umfeld zwar auch Risiken, wie ein Abschwung in der für Osram immer wichtiger werdenden Autobrache, der Wert der Aktie wird aber auf 55 Euro beziffert. Damit liegt das Kursziel 27,4 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen, wobei für 2016 als Ergebnis je Aktie 3,25 Euro unterstellt wird.

Beim Bankhaus Lampe werden übrigens sogar 60 Euro für möglich gehalten, wobei der "neuen Osram" 55 Euro je Aktie zugebilligt werden und dem abzuspaltenden Lampengeschäft fünf Euro je Aktie. Charttechnisch gesehen ist allerdings zu beachten, dass sich im Bereich des Vorjahreshochs von 51,23 Euro ein hartnäckiger Widerstandsbereich aufgebaut hat.

Auf Seite 6: Nebenwerte-Favorit Nummer fünf: SLM Solutions Group AG





Deutsche Bank Nebenwerte-Favorit Deutschland, Nummer fünf: SLM Solutions Group AG (WKN: A11 133, 19,00 Euro)



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Der fünfte und letzte Favorit kommt mit dem 3D-Drucker-Hersteller SLM Solutions Group aus einem Bereich, bei dem viele Branchenvertreter trotz der vielen Wachstumshoffnungen, die in sie gesetzt werde, bisher an der Börse noch nicht richtig überzeugt haben. Gemessen daran hat sich der Aktienkurs von SLM Solutions seit dem im Mai 2014 zu 18,20 Euro vollzogenen Börsengang bislang sogar relativ gut gehalten.

Ob die Notiz künftig dann auch richtig in den Vorwärtsgang schalten kann, bleibt zwar abzuwarten, die Deutsche Bank ist aber zuversichtlich. Die Analysten nennen als Kursziel 27 Euro, was immerhin 42,1% über dem derzeitigen Stand liegt. Unterstellt werden dabei für 2015 und 2016 Gewinne je Aktie von 0,27 und 0,51 Euro. Bei der unterstellten Bewertung wird es für fair gehalten, wenn sich diese im Bereich des einzigen börsennotierten Konkurrenten Arcam bewegen würde.

Positiv hervorgehoben wird mit Blick auf den Lübecker Anbieter von metallbasierten additiven Fertigungstechnologien vor allem die sehr gute Auftragsentwicklung. Der Auftragseingang sei im Vorjahr um 138 Prozent auf 62 Maschinen gewachsen, ein Tempo, das sich auch im ersten Quartal fortgesetzt habe. Der eigene Marktanteil im Bereich von metallbasierten 3D-Druck wird auf rund 15 Prozent taxiert. Dank der führenden Technik sei die Gesellschaft hier gut aufgestellt, um auch weiterhin wachsen zu können.

Auf der kürzlich abgehaltenen ersten Hauptversammlung des Unternehmens bestätigte der Vorstand den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. Man befinde sich auf einem profitablen Wachstumskurs, der auch im ersten Quartal 2015 und im weiteren Jahresverlauf fortgesetzt werde. Gerechnet wird weiterhin mit einem Auftragseingang von über 100 Maschinen im Jahresverlauf, einem weiter gesteigerten Konzernumsatz von 55 bis 60 Millionen Euro sowie einer bereinigten EBITDA-Marge von 12 bis 13 Prozent. Zu beachten ist allerdings, dass einem von der Deutschen Bank unterstellten Umsatz von 58 Millionen Euro in diesem Jahr bereits ein Börsenwert von fast 342 Millionen Euro gegenübersteht.