Die elektronische Patientenakte (ePA) kommt – warum Compugroup, Nexus und Secunet auf deutliche Kursgewinne zusteuern könnten
Kurz vor dem Jahreswechsel hat der Bundestag die sogenannte elektronische Patientenakte (ePA) auf den Weg gebracht. Sie ist wichtiger Bestandteil der Digitalisierungsstrategie von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die ePA soll eine effizientere Nutzung von Krankendaten für Ärzte und Patienten ermöglichen. Die rund 73 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland sollen sie ab 2025 automatisch bekommen, wenn sie nicht widersprechen.
"Große Wachstumschancen"
Doch auch die entsprechende IT- und Sicherheitsinfrastruktur muss für dieses staatliche Mega-Projekt geliefert werden, und hier kommen börsennotierte Unternehmen aus Deutschland ins Spiel, die dafür bestens gerüstet sind. Zu denjenigen, die von der ePA-Einführung besonders profitieren könnten, zählen unter anderem die Softwareunternehmen Compugroup und Nexus sowie der IT-Sicherheitsanbieter Secunet.
„Wir sehen in der Digitalisierung des Gesundheitsbereichs große Wachstumschancen in den kommenden Jahren“, erläuterte Fondsmanager Manfred Piontke vom Vermögensverwalter MPPM gegenüber BÖRSE ONLINE. „Die Branche ist sehr aussichtsreich, die Patientenaktie kann die Entwicklung beschleunigen.“
Vor allem Compugroup und Nexus seien dafür gut positioniert. „Nexus beispielsweise hat sich vor allem auf Krankenhäuser spezialisiert — also ein Geschäftsfeld, aus dem sich große Firmen wie SAP zurückziehen.“ Allein das werde ab kommendem Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Neuaufträge führen. „Kommt nun auch noch die ePA dazu, werden die Krankenhäuser neue Infrastrukturen installieren, was der Firma ebenfalls zugutekommen sollte“, sagte Piontke.
Nexus: Der Krankenhaus-Spezialist
Nexus mit Sitz im baden-württembergischen Donaueschingen gehört zu den drei größten Anbietern von Krankenhaus-Software und ist im Gesundheitsbereich bereits gut positioniert. Umsatz und Ergebnis konnte die Firma in den ersten neun Monaten 2023 bereits kräftig steigern. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens biete für das Unternehmen zusätzliches Wachstumspotenzial, sagte Vorstandschef Ingo Behrendt kürzlich bei der Vorlage der Neunmonatszahlen.
Compugroup: Der Telematik-Experte
Ähnliche Chancen verspricht man sich bei Compugroup. Das SDAX-Unternehmen aus Koblenz will vor allem von der Digitalisierung von Krankenhäusern profitieren. „Mit unserer umfangreichen Erfahrung und breiten Aufstellung werden wir ein wichtiger Partner bei der Umsetzung der neuen ePAs sein“, sagte ein Compugroup-Sprecher gegenüber BÖRSE ONLINE. Als Beispiel nannte der Sprecher Pakete für Telematikinfrastruktur-Anwendungen, die einmalige Lizenzeinnahmen sowie laufende Einnahmen für die Softwarepflege generierten. Auf Nachfrage wollte der Sprecher allerdings keine konkreten Zahlen oder Wachstumserwartungen nennen. Im September hatte Compugroup den Ausblick für 2023 sowie die Mittelfristziele bis 2025 bestätigt.
Secunet: Der Security-Joker
Die Rolle als Joker in dem Spiel mit der Patientenakte ePA könnte die IT-Sicherheitsfirma Secunetübernehmen. Das Unternehmen aus Essen wurde bereits im Jahr 2022 als möglicher Gewinner bei der Verschlüsselung von Patientendaten genannt. Seitdem ist es aber um das Thema ruhiger geworden. Weil Secunet im Moment Margendruck an anderer Stelle erlebt, ist die Aktie zuletzt unter Druck geraten. Kommt es nun zu einer unerwarteten Nachfrage aus dem Gesundheitssektor, könnte sich der Negativtrend der Aktie schnell drehen.
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