Sie wachsen und erzeugen Gewinne, sie investieren und wachsen weiter. Die Dauerläufer-Aktien mehren das Vermögen ihrer Aktionäre per Zinseszinseffekt – beinahe ein achtes Weltwunder.

Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt, die Wahl von Trump, die China-Schwäche — es gibt gerade einige Gründe, weshalb mancher Anleger mäßig zuversichtlich nach vorn blickt. Unsicherheit scheint allgegenwärtig, zumal in der Geopolitik, aber auch, was die Konjunktur der weltgrößten Wirtschaftsnation USA anbelangt, deren Börse an der New Yorker Wall Street die Kurse in Frankfurt maßgeblich beeinflusst.

Niemand möchte mit ansehen, wie die Basis der Altersvorsorge Schiffbruch erleidet, kurz bevor man sie braucht. Wir haben uns deshalb auf die Suche nach Aktien gemacht, die Krisenschutz bieten. Grundlage unserer umfassenden Recherche nach den sichersten Aktien der Welt war ein Katalog fundamentaler Kriterien.

Die sichersten Aktien der Welt

ACCENTURE

Investieren, um künftig mehr zu verdienen — das ist seit Jahrzehnten die Strategie von Accenture, mit rund 200 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung einer unserer börsenschwersten Favoriten. Die ehemalige Anderson Consulting hat ihren Sitz im steuergünstigen Dublin und ist mit über 733 000 Mitarbeitern in 120 Ländern weltweit die größte Strategieberatung. Das Unternehmen geht auf eine Gründung durch den US-Bilanzierungsexperten Arthur Andersen 1913 zurück und hat im Lauf der Jahre tiefe Expertise in diversen Branchen aufgebaut. Der Fokus liegt neben dem Technologiebereich auf der Finanzindustrie, dem Gesundheitssektor, Kommunikation und öffentlichem Sektor.

Neben der Strategieberatung bietet Accenture Outsourcing-Dienstleistungen etwa für IT-Funktionen an. Kunden können so ihre Effizienz steigern und Kosten sparen. Accenture baut seine Kompetenzen ständig aus. Übernahmen spielen dabei eine große Rolle, Accenture ist dafür bekannt, seine Akquisitionen vergleichsweise schnell und effizient zu integrieren. Die Ausgaben hierfür waren mit über fünf Milliarden Dollar im laufenden Jahr die höchsten seit 2021.

Ein Grund ist der Megatrend KI: Accenture baut aggressiv Kompetenz auf, denn enorm viele Firmenkunden sind an KI-Projekten interessiert. Accenture will einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz erreichen, bis Jahresende könnte deshalb die Zahl der Mitarbeiter nach Schätzungen der Deutschen Bank bereits bei über 760 000 liegen. Accenture wuchs in den vergangenen drei Jahren im Schnitt um über 13 Prozent beim Umsatz auf zuletzt gut 64 Milliarden Dollar im Ende August abgelaufenen Geschäftsjahr. Für die Periode musste der Konzern seine Prognosen wegen der weltweit schwachen Konjunktur zurücknehmen. Die Perspektiven sind jedoch gut, so rechnet etwa die Deutsche Bank mit einem starken Sprung bei der Unterzeichnung langfristiger Transformationsverträge um ein Viertel auf rund 23 Milliarden Dollar. „Das ist eine gute Basis für den Umsatz der kommenden Jahre“, so Analyst Bryan Keane. Neben dem hohen Umsatzwachstum beeindruckt die mit knapp 15 Prozent im Schnitt der vergangenen drei Jahre hohe operative Gewinnmarge. Accenture zahlt seit 20 Jahren Dividende und steigerte sie seit 2011 regelmäßig. Die Aktie brachte in den vergangenen zehn Jahren eine Gesamtrendite pro Jahr von 17,5 Prozent — wer 10 000 Euro investiert hat, hat heute über 50 000 Euro im Depot.

BAE SYSTEMS

Deutschland ist bei der Verteidigung mit dem Sondervermögen Bundeswehr über 100 Milliarden Euro ein Spätzünder. Wegen steigender Bedrohungen erhöhen viele Staaten seit Jahren ihre Ausgaben für Rüstung. 2023 etwa stiegen die Militärausgaben laut Stockholmer Institut SIPRI weltweit um 6,8 Prozent auf 2,4 Billionen US-Dollar — der größte Zuwachs seit 2009. BAE ist der sechstgrößte Rüstungskonzern weltweit und wichtiger Lieferant von Ländern mit besonders großen Wehretats. Die Briten sind Hauslieferant des britischen Verteidigungsministeriums und profitieren von ihren jahrzehntelang gewachsenen Beziehungen zum Pentagon, dem größten Wehrtechnikbeschaffer des Globus mit über 900 Milliarden Dollar Volumen.

Knapp die Hälfte des Geschäfts von BAE stammt aus den USA, daneben sind Saudi-Arabien und Großbritannien die Hauptabsatzmärkte. Das Angebot reicht von Kampfjets wie dem Eurofighter über U-Boote bis zu Fahrzeugen für Landstreitkräfte. Dazu hält der Konzern einen Joint-Venture-Anteil von 37,5 Prozent am deutschen Lenkwaffenspezialisten MBDA. BAE wuchs in den vergangenen drei Jahren beim Umsatz im Schnitt um sechs Prozent, bis 2027 erwarten Analysten ähnlich hohe Zuwächse. Die Aktie brachte Anlegern in zehn Jahren im Schnitt jährlich rund 15 Prozent Rendite, aus 10 000 wurden fast 39000 Euro.

GARMIN

Mit Sportuhren und Smartwatches macht das Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen und operativem Sitz im US-Bundesstaat Kansas seit Jahren exzellente Geschäfte. Der Fitness-Trend beflügelt den Absatz von Trackern und GPS-Navigationsgeräten etwa für Biker, wobei Garmin auch attraktive Nischen wie Segeln oder Golf erfolgreich besetzt. Teil der Strategie sind ein Ökosystem und eine App-basierte digitale Plattform. Hier speichern, analysieren und teilen Nutzer ihre Aktivitäten, was den Anreiz deutlich erhöht, auch beim nächsten Mal ein Garmin-Gerät zu erwerben. Vorbild für das System war wohl Apple. Die Kalifornier sind mit ihrer Watch ein direkter Konkurrent von Garmin. Außerhalb der beiden größten Sparten Outdoor und Fitness beliefert Garmin auch erfolgreich Auto-, Boots- und Flugzeughersteller etwa mit GPS-Geräten.

Die Bilanz ist grundsolide, Garmin verfügt über 3,4 Milliarden Dollar Nettocash. Das Unternehmen erzielte in den zurückliegenden drei Jahren im Schnitt eine operative Marge von 22 Prozent, der Umsatz legte im Schnitt um über acht Prozent zu. Analysten rechnen für 2024 mit rund 14 Prozent, für die nächsten drei Jahre mit rund neun Prozent Wachstum. Im Gegensatz zu vielen anderen Tech-Firmen schütten die Schweizer schon lange Dividenden aus. Garmin ist ein solider Zahler, in den vergangenen 19 Jahren gab es keine Senkung, seit 13 Jahren wird die Dividende gesteigert. Die Aktie brachte Aktionären in den zurückliegenden zehn Jahren eine Gesamtrendite von fast 17 Prozent pro Jahr.

LINDE

Einst notierte Linde mit der Zentrale in München als wertvollste Börsen-AG Deutschlands im DAX. Heute firmiert der Konzern als Plc im steuergünstigen Irland. Die Fusion mit dem US-Wettbewerber Praxair verschob den geschäftlichen Schwerpunkt in die USA, DAX-Mitgliedschaft und Börsennotiz in Frankfurt hat Linde im Zuge der Internationalisierung aufgegeben. Zwar ist der weltgrößte Spezialist für Gase vornehmlich im Industriegeschäft tätig. Der Bedarf der Kunden an Gasen von Argon über Helium bis Stickstoff ist deshalb durchaus konjunkturabhängig. Die weltweite Aufstellung des Marktführers und die wegen der Unternehmensgröße hohen Skaleneffekte senken jedoch die Kosten, was der Profitabilität zugutekommt. Linde ist als einer der größten Anlagenbauer im Gasebereich zugleich Profiteur des Trends zu Wasserstoff, einem potenziellen Energiespeicher der Zukunft.

Nach der Übernahme von Praxair hatte Linde hohe Schulden. Inzwischen liegen die Nettoschulden bei moderaten 42 Prozent des Eigenkapitals. Das Wachstum entsprach in den vergangenen drei Jahren im Schnitt knapp sieben Prozent, Linde fuhr dabei eine operative Marge von durchschnittlich über 18 Prozent ein. Die hohen Mittelzuf lüsse nutzt der Konzern teils für Aktienrückkäufe, die den Kurs stützen. Beeindruckend: Linde steigert seine Dividende seit 31 Jahren.

LSEG

Die London Stock Exchange Group (LSEG), Betreiber der Londoner Börse, versorgt Trader, Analysten und Banker auf ihrer Handelsplattform permanent mit einer Flut aktueller Daten. Aus dem ständigen Strom der Informationen entwickelte sich der heute größte Geschäftszweig: Das Segment Data &Analytics liefert rund zwei Drittel des Konzernumsatzes. Chef David Schwimmer setzt bei der Produktentwicklung stark auf den Einsatz von KI, die Produkte verschaffen Kunden effektiven Datenzugriff und erleichtern sinnvolle Analysen. Mit an Bord ist IT-Riese Microsoft, der seine Cloud-Plattform Azure für hochmoderne KI-Dienste zur Verfügung stellt und sich mit vier Prozent an LSEG beteiligt hat.

Das Geschäft der Londoner gilt als weitgehend krisensicher, über 70 Prozent des Umsatzes stammen aus längerfristigen Abonnements. Börsenbetreiber profitieren zudem meist von schwankungsintensiven Handelsphasen, denn in Krisen wird oft besonders intensiv gehandelt. Der Konzern wuchs zuletzt auch durch Zukäufe, so erklären sich die über 80 Prozent Umsatzzuwachs im Schnitt der letzten drei Jahre. In diesem Zeitraum lag die operative Marge durchschnittlich bei über 17 Prozent. Die Aktie brachte Anlegern in den letzten zehn Jahren im Schnitt 20 Prozent Rendite pro Jahr. Aus anfänglichen 10 000 Euro wurden über 60 000 Euro.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der Print-Ausgabe 11 von €uro. Diese finden Sie hier

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