Die festgefahrenen Verhandlungen zur Lösung der griechischen Schuldenkrise haben am Dienstag eine neue Verkaufswelle bei europäischen Wertpapieren ausgelöst. Anleger warfen dabei nicht nur griechische Anleihen aus ihren Depots, sondern auch Papiere anderer Staaten wie Italien oder Spanien. Aktienmärkte gingen europaweit auf Talfahrt.

"Das Verhältnis der Verhandlungsparteien ist so zerrüttet, dass eine Einigung kaum möglich erscheint", sagte Michael Hewson, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses CMC Markets. "So lange sich die eine oder andere Seite nicht bewegt, steuern wir auf eine Griechenland-Pleite zu. Die Frage ist nur, wann." Die Athener Regierung feilscht seit Monaten mit ihren Geldgebern um die Bedingungen für weitere Finanzspritzen - bislang ohne Erfolg. Sie hat nach eigenen Angaben aber Vorschläge an die Verhandlungspartner übermittelt und wartet auf eine offizielle Antwort. Kommt es zu keiner Einigung, droht Griechenland zum Monatsende die Pleite.

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ATHENER BÖRSE AUF TALFAHRT - BUNDESANLEIHEN GEFRAGT



Der erneute Ausverkauf griechischer Staatsanleihen trieb die Rendite der zweijährigen Papiere erstmals seit mehr als drei Jahren über die Marke von 30 Prozent. Bonds aus Italien und Spanien rentierten teilweise so hoch wie zuletzt vor etwa einem Dreiviertel Jahr. Einige Investoren nahmen daraufhin Kurs auf den "sicheren Hafen" Bundesanleihen und verhalfen dem Bund-Future zu einem Kursplus von bis zu 94 Ticks auf 152,21 Zähler.

Am Athener Aktienmarkt ging es ebenfalls bergab. Der Leitindex rutschte um 4,5 Prozent und die griechischen Banken sogar um 5,2 Prozent ab. Dax und EuroStoxx50 konnten ihre anfänglichen Verluste dagegen teilweise wettmachen und notierten am frühen Nachmittag nur noch jeweils 0,5 Prozent tiefer bei 10.940 beziehungsweise 3420 Punkten.

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US-GELDPOLITIK MACHT DEVISENANLEGER ZUSÄTZLICH NERVÖS



Hektik herrschte auch am Devisenmarkt. Hier sorgte nicht nur das Griechenland-Drama, sondern auch die Ratssitzung der US-Notenbank Fed für Nervosität. Börsianer warteten gespannt auf die Erläuterungen der Notenbank-Chefin Janet Yellen im Anschluss an die Bekanntgabe der Zinsentscheidung am Mittwochabend (MESZ). Sie erhofften sich Hinweise auf den Zeitpunkt der geplanten US-Zinswende. "Viel wichtiger ist allerdings die Geschwindigkeit der Erhöhungen und der angepeilte Maximalzins", betonte Finanzmarkt-Experte Eric Stein vom Vermögensverwalter Eaton Vance. Der Euro schwankte am Dienstag stark und kostete am frühen Nachmittag mit 1,1212 Dollar mehr als einen halben US-Cent weniger als am Vortag.

FUSION BEI BÜRO-IMMOBILIEN GEFÄLLT ANLEGERN

Am deutschen Aktienmarkt sorgte die geplante Fusion der beiden Büroimmobilien-Firmen DO Deutsche Office und Alstria für Gesprächsstoff. Deutsche Office stiegen daraufhin um bis zu 10,3 Prozent und verbuchten damit einen der größten Kurssprünge der Unternehmensgeschichte. Alstria notierten dagegen 0,7 Prozent tiefer.

Das Aus im Rennen um Wella drückte Henkel 1,4 Prozent ins Minus. Der Shampoo-Hersteller soll Insidern zufolge an den US-Parfümhersteller Coty gehen. Der Vertrag sei allerdings frühestens in zwei Wochen unterschriftsreif. Coty-Aktien schossen daraufhin im vorbörslichen Geschäft an der Wall Street um 17 Prozent in die Höhe. Die Wella-Mutter Procter & Gamble notierte 1,4 Prozent fester.

Reuters