Die Ankündigung der US-Regierung, dass sie die mehreren Ländern erteilten Ausnahmegenehmigungen für Ölimporte aus dem Iran nicht verlängern wird, kam in ihrer Deutlichkeit für viele Marktteilnehmer überraschend.

Entsprechend reagierte der Ölpreis: Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um über zwei Dollar auf 74,50 Dollar pro Barrel, der Preis für amerikanisches WTI-Öl stieg von 64 auf über 66 Dollar.

Saudi-Arabien erklärte sich bereit, die Produktion zu erhöhen, falls es zu Engpässen käme, sah jedoch keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Tatsächlich erscheint es vielen Analysten unwahrscheinlich, dass die USA ihr Embargo wirklich zu 100 Prozent durchsetzen und Käufer von iranischem Öl mit Sanktionen belegen werden.

US-Präsident Donald Trump würde sich dadurch nämlich gleich in mehrere politische Zwickmühlen begeben. Von den Ausnahmegenehmigungen, die am 2. Mai auslaufen, profitierten vor allem China, Südkorea, Indien und die Türkei. Peking wird ein Verbot der Ölimporte nicht akzeptieren. Bestehen die USA darauf, gefährden sie den Abschluss des gewünschten Handelsabkommens mit China. Südkorea ist ein wichtiger Verbündeter der USA, insbesondere im Hinblick auf Abrüstungsverhandlungen mit Nordkorea. Indien gilt ebenfalls als Partner von wachsender Bedeutung, die Türkei könnte sich noch weiter Russland zuwenden, wenn der Ölstreit eskaliert. All das würde Trump im beginnenden US-Wahlkampf schlecht aussehen lassen, von hohen Benzinpreisen in den USA ganz zu schweigen. Im Vergleich zum Jahresbeginn müssen US-Bürger an der Tankstelle schon jetzt 25 Prozent mehr bezahlen.

Nach unten abgesichert


Es scheint zudem mindestens ein Schlupf­loch zu geben: Bargeldlose Tauschgeschäfte mit iranischem Öl fallen offenbar nicht unter die US-Sanktionen. So sind chinesische Konzerne im Iran Joint Ventures eingegangen, bei denen sie mit Öl bezahlt werden. Da zudem die Internationale Energieagentur IEA den globalen Ölmarkt als ausreichend versorgt sieht, sind weitere große Preissprünge nach oben eher nicht zu erwarten. Nach unten ist der Ölpreis jedoch durch die Absprachen der OPEC-Mitglieder und Russlands zur Begrenzung der Fördermengen abgesichert.

Von dieser stabilen Situation profitiert die gesamte Ölbranche. Die anhaltende M & A-Aktivität, aktuell der Bieterkampf zwischen Chevron und Occidental Petroleum um Anadarko, sorgt zusätzlich für Fantasie. Anleger können zum Beispiel mit dem Lyxor MSCI World Energy ETF (ISIN: LU 053 303 242 0) an der Aktienkursentwicklung der 78 größten Öl- und Gaskonzerne der Welt partizipieren. Im laufenden Jahr hat der ETF bereits um 21 Prozent zugelegt.