Fondsxpress: Herr Schüßler, Sie managen mit dem DWS Top Dividende einen globalen Aktienfonds, haben Ihr Büro aber in Frankfurt. Gibt es eine spezielle deutsche Sicht auf die Kapitalmärkte?
Thomas Schüßler: Das kommt auf den Blickwinkel an. Deutsche Anleger sind im internationalen Vergleich deutlich konservativer und noch nicht mal 15 Prozent der Deutschen sind im Aktienmarkt investiert. Das unterscheidet uns von anderen Ländern, allen voran den USA.

Gibt es bei der DWS eine deutsche Sicht?
Wir sind zwar ein deutsches Haus mit einem sehr starken Team für deutsche Aktien. Aber generell haben wir als professionelle Investoren eine "globale Brille" für die Kapitalmärkte auf.

Worauf basiert Ihre Anlagestrategie beim DWS Top Dividende?
Mit dem DWS Top Dividende möchten wir die Nerven der Anleger langfristig schonen. Daher stehen für uns drei Aspekte im Fokus: der langfristige Erhalt des Kapitals, niedrigere Schwankungen gegenüber dem breiten Aktienmarkt und eine attraktive Ausschüttung. Oder anders ausgedrückt: Wir möchten Anlegern die Chance geben, an steigenden Märkten zu partizipieren, ohne sie dem vollen Risiko des Aktienmarktes auszusetzen. Auf diese Weise sind wir grundsätzlich langfristig investiert.

Was bedeutet das für die Auswahl der ­einzelnen Aktien?
Wir investieren vor allem in dividendenstarke Aktien, die stabile und visible Cashflows aufweisen, wenig konjunkturanfällig sind und neben einer guten Bilanz auch attraktiv gewertet sind. Darüber hinaus investieren wir in Aktien, die ein attraktives strukturelles Wachstum aufweisen und somit die Möglichkeit haben, ihre Dividende stetig zu steigern.

Inwiefern spielen hohe Dividenden bei ­Ihnen eine Rolle?
Isolierte Betrachtungen einzelner Kennzahlen können leicht blenden: Eine hohe Dividende allein bringt dem Anleger nichts, wenn sie aus der Substanz bezahlt wird oder das Resultat einer schwachen Kursentwicklung ist.

Worauf kommt es bei Ihnen noch an?
Als Physiker sind mir analytische Prozesse sehr wichtig. Zumal ich eine gewisse Abneigung gegen zu hohe Risiken mitbringe. Für die Auswahl der Top-Unternehmen unter den Dividendenzahlern setzen wir im ­ersten Schritt auf unser rein analytisches Multi-Faktoren-Modell. Dort bilden die Dividendenrendite, die langfristigen Wachstumsaussichten und eine dem Geschäftsmodell angemessene Ausschüttungsquote die Basis für unsere Anlageentscheidungen.

Wodurch unterscheidet sich der DWS Top Dividende von vergleichbaren Fonds?
Wie schon gesagt: Für uns ist es wichtig, die Nerven unserer Anleger möglichst zu schonen. Deshalb legen wir - anders als der Großteil unserer Wettbewerber - hohen Wert auf den langfristigen Kapitalerhalt und risikoadjustierte Erträge. Dazu kommt unsere langjährige Expertise. Wir sind deutlich länger am Markt als viele Wettbewerber und haben schon alle Marktzyklen mitgemacht.

Welche Titel haben dem Portfolio zuletzt gutgetan?
In diesem Jahr sind eigentlich alle unsere Positionen im Plus. Denn nicht nur Unternehmen aus dem IT-Bereich konnten den Anlegern zweistellige Kursgewinne bescheren, sondern auch Aktien aus dem eher defensiven Bereich.

Welche Titel liefen nicht so gut?
Vor allem Aktien aus dem zyklischen Bereich wie Industrietitel, nordeuropäische Banken, aber auch Tabakwerte waren die Schlusslichter in unserem Portfolio.

Wo haben Sie das Portfolio in den vergangenen Monaten am stärksten verändert?
Da wir generell einen langen Anlagehorizont haben, nehmen wir grundsätzlich wenige Veränderungen vor. Nichtsdestoweniger haben wir vor allem den Rücksetzer im 4. Quartal 2018 für paar wenige ­Zukäufe genutzt, zum Beispiel im Bereich Grundstoffe oder auch zuletzt bei Pharma­titeln. Im Gegenzug haben wir partiell zyklische- und nicht-zyklische Konsumwerte verkauft. Somit hat sich die konservative Grundausrichtung unseres Portfolios nicht verändert.

Es fällt auf, dass Sie momentan nicht voll investiert sind. Aus welchen Gründen?
Wir halten seit Längerem eine überdurchschnittlich hohe Kasseposition von rund elf Prozent. Diese ist in kurzfristigen US-Treasuries investiert, um Negativzinsen auf der Eurokasse zu vermeiden. Diese würden wir für neue Aktienideen einsetzen, sobald sich eine attraktive Kaufgelegenheit bietet. Etwa nach einem substanziellen Rücksetzer am Aktienmarkt.

Werden Sie das Portfolio anpassen, wenn sich eine weitere konjunkturelle Verlangsamung abzeichnet?
Da wir mit DWS Top Dividende grundsätzlich konservative Anleger sind, würden wir im aktuellen Marktumfeld wenige Veränderungen vornehmen. Das Portfolio ist unserer Meinung nach recht "wetterfest" und sollte der Aktienmarkt in den kommenden Monaten den Rückwärtsgang einlegen, sollten Anleger im DWS Top Dividende erwarten, dass sich der Fonds im Vergleich zum Markt besser schlägt. Einen höheren Umschlag in unserem Portfolio sollten sie erst dann erwarten, wenn sich für uns attraktive Kaufgelegenheiten bieten.

Dr. Thomas Schüßler, Frankfurt


ist promovierter Physiker und leitet bei der DWS Group zusammen mit Andre Köttner das Aktienteam. Zudem managt Schüßler seit September 2005 den mittlerweile fast 20 Milliarden Euro großen DWS Top Dividende (ISIN: DE 000 984 811 9).