Seit Monaten dümpelt der Goldpreis vor sich hin. Nach dem Rekordhoch im Sommer 2020 gab er nach, weil die Nervosität aus den Märkten gewichen ist. Anleger investierten ihr Kapital lieber in Aktien oder in das "digitale Gold" Bitcoin.
Nun kam aber wieder Bewegung in den Goldpreis. Kurzzeitig übertraf er die wichtige 200-Tage-Linie bei 1.820 US-Dollar je Feinunze, was charttechnisch einen Aufwärtstrend auslösen würde. Inzwischen ist der Preis für das gelbe Metall wieder etwas darunter gesunken, liegt aber immer noch über der 100-Tage-Linie bei 1.802 Dollar. Da der Goldpreis zwischen diesen beiden wichtigen Marken steht, sollte in den kommenden Tagen eine Entscheidung darüber fallen, in welche Richtung es in den nächsten Wochen geht.
Am Future-Markt überwiegt bei den Akteuren Optimismus. Die Zahl der Spekulanten, die auf höhere Kurse setzen, ist in den letzten vier Wochen jedenfalls stark geklettert. Auch die Verkäufe bei ETFs, die im ersten Halbjahr immerhin 129 Tonnen betrugen, sind abgeebbt.
Dafür gibt es mehrere Gründe. So haben viele Anleger nach dem Bitcoin-Crash gemerkt, wie hochvolatil die Kryptowährung ist, und wieder die Vorzüge des realen Goldes entdeckt. Auch die globale Schmucknachfrage hat im ersten Halbjahr 2021 kräftig angezogen - um fast 60 Prozent verglichen zum Vorjahr auf stolze 874 Tonnen. Verantwortlich dafür waren vor allem Käufe aus China. Die Nachfrage liegt aber immer noch unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre. "Hier ist noch Luft nach oben", meint Daniel Briesemann, Edelmetall-Analyst bei der Commerzbank.
Fundamental unterbewertet
Er ist sowieso der Ansicht, dass "Gold fundamental betrachtet viel mehr kosten müsste". Die Inflationsrate hat in den vergangenen Monaten kräftig angezogen und steht in den USA aktuell bei rund fünf Prozent, in Deutschland bei 3,8 Prozent. Das sollte das Edelmetall eigentlich antreiben, gilt Gold doch als guter Schutz gegen Preissteigerungen.
Für höhere Goldpreise sprechen auch die negativen Realrenditen, die in den USA für zehnjährige Anleihen mit minus 1,18 Prozent auf einem Rekordtief liegen. Gold kostet dagegen keine Negativzinsen. Überdies dürften Investoren auch zu Gold als Krisenmetall greifen, weil die Corona-Fälle weltweit wieder zunehmen und eine vierte Welle droht.
Es gibt aber auch Risiken. Neben dem zuletzt starken Dollar würde die rasche Zurückführung des Anleihekaufprogramms durch die US-Notenbank Gold belasten. Aktuell überwiegen aber die Chancen die Risiken. Mit dem Euwax Gold II ETC (ISIN: DE 000 EWG 2LD 7), der physisch besichert und nicht währungsgesichert ist, setzen Anleger auf höhere Notierungen von Gold.