Einer der derzeit bestbewerteten Emerging-Markets-Anleihenfonds ist der Vontobel Fund - Emerging Markets Debt - ein aktiv verwalteter Fonds mit High-Conviction-Ansatz, der auf Staatsanleihen und Quasi-Staatsanleihen in Hartwährungen konzentriert ist. High Conviction bedeutet, dass die Fondsmanager Luc D’hooge und Wouter Van Overfelt in jene Emerging-Markets-Anleihen investieren, von denen sie stark überzeugt sind, und nicht übergeordneten Vorgaben folgen müssen. Faktisch zeigt sich dies daran, dass sie zurzeit beispielsweise in Afrika mit einem Anteil von 21,8 Prozent stark übergewichtet und in Asien mit 10,6 Prozent deutlich untergewichtet sind.

Auf der Suche nach Schnäppchen

Die Anlagestrategie besteht aus einem Top-down-Ansatz, der mit einem "charakteristischen Bottom-up-Value- und Contrarian-Ansatz" kombiniert ist, der wiederum "auf einer hauseigenen Analyse von Fehlbewertungen basiert", wie Manager D’hooge beschreibt. Einfacher ausgedrückt sind er und sein Kollege Schnäppchenjäger. "Wir betrachten unsere Anlageklasse als ineffizient, was wir nutzen, um aus Fehlbewertungen von Emittenten, Sektoren und Währungen Mehrwert zu generieren." Um die relative Attraktivität von Anleihen zu vergleichen, kommen eine sogenannte Rich-Cheap-Analyse zum Einsatz, die die "implizite Ausfallwahrscheinlichkeit" berechnet, sowie eine "Lead-Lag-Analyse", die die relative Preisanpassungsgeschwindigkeit zwischen Anleihen- und Optionsmarkt misst. "Dadurch können wir die Wertentwicklung der selektierten Anleihen optimieren und gleichzeitig Liquidität und Diversifikation berücksichtigen", so der Vontobel-Experte.

Was höchst kompliziert klingt, ist dazu gedacht, "eine Outperformance der Benchmark über einen rollierenden dreijährigen Anlagezyklus zu erreichen". Die Benchmark ist der J.P. Morgan EMBI Global Diversified hedged EUR Index, der seit Auflegung des Fonds am 15. Mai 2013 exakt 18,1 Prozent zugelegt hat. Der Fonds selbst brachte es in derselben Zeit auf 18,6 Prozent, womit das Minimalziel erreicht ist. Noch größer ist der Vorsprung des Fonds zum Index im Dreijahresvergleich. Hier schaffte er einen Zuwachs von 4,9 Prozent p.a. und damit eine Outperformance von 1,5 Prozentpunkten pro Jahr (alle Zahlen per 29.03.2019). Die aktuelle Bewertung von Börse Online lautet dementsprechend auf Euro-FondsNote 1.

Hinsichtlich der Ländereinschätzungen verfolgen die beiden Manager einen "strukturierten Prozess, bei dem quantitative und qualitative Analysen kombiniert werden". Dabei gehe es darum, die makroökonomischen Veränderungen zu erfassen, "die sich auf die Schwellenländer auswirken und die daher als Rückgrat unserer Portfoliokonstruktion agieren".

Berücksichtigung finden neben Bewertungskennzahlen und Fundamentaldaten auch technische Aspekte sowie politische Risiken. Überhaupt kommt dem Risikomanagement eine bedeutende Rolle zu. Fondsmanager D’hooge zählt hierfür drei Instanzen auf: "An erster Stelle stehen die eigentlichen Risikoverantwortlichen, die Portfoliomanager. Sie sind für das Management der täglichen Risiken und die Erstellung eines Risikorahmens zuständig. Danach folgt die unabhängige Risikokontrolle. In diesem Schritt steht die Einhaltung von Richtlinien und Strategien zur Steuerung finanzieller und nicht-finanzieller Risiken im Vordergrund. Drittens sind Aufsichts- und Revisionsstellen zu erwähnen, die sich mit Fragen bezüglich Governance und dem gesamten Risikokontrollrahmen befassen und Empfehlungen abgeben."

Afrika und Mexiko im Fokus

Der Marktausblick der Manager ist positiv: "Die Fundamentaldaten vieler Schwellenländer sind robust und das Anlegerengagement dürfte zunehmen." Zudem würden besagte Ineffizienzen zusätzliche Chancen bieten. "Unter diesem Blickwinkel freuen wir uns nicht nur auf 2019, sondern auch auf viele weitere Jahre", betont D’hooge.

Wie aus der regionalen Gewichtung zu schließen ist, favorisiert er zurzeit Anleihen aus Afrika. "Nach unserer Auffassung ist der Kontinent eine unterschätzte Region mit beträchtlichem Wertpotenzial, das oftmals weniger stark mit den globalen Märkten korreliert", so die Erklärung. Positiv gestimmt ist er auch für Papiere aus Mexiko, weil die wirtschaftliche Entwicklung als robuster einzuschätzen sei als beispielsweise die Brasiliens. "Auch das USMCA-Abkommen mit den USA und Kanada ist ein Pluspunkt für Mexiko", sagt D’hooge. "Wir glauben, dass die schlechten Nachrichten bereits größtenteils in die mexikanischen Vermögenswerte eingepreist wurden und schätzen ein Engagement in dem Land daher positiv ein."

Darüber hinaus hat er die Positionen in Katar und Rumänien erhöht, in dem der Fonds an Neuemissionen dieser Länder partizipierte. Weniger Interesse habe er indes an Titeln aus Asien und Osteuropa, wo das Portfolio derzeit untergewichtet ist. Insbesondere Länder wie die Philippinen, Ungarn und Polen bezeichnet der Fondsmanager als "langfristige strategische Untergewichte", was daran liege, "dass die Bewertungen nicht attraktiv sind und die politischen Hintergründe nicht zum Handeln ermutigen".

Von der Zielgruppe her ist der Fonds für Investoren gedacht, "die den Mut haben, markt-konträre Perspektiven einzunehmen, und die das nötige Durchhaltevermögen mitbringen, langfristig in einer Anlageklasse investiert zu sein, die immer wieder Phasen erhöhter Volatilität aufweist". Für Anleger mit einem zu kurzen Anlagehorizont seien Schwellenländeranleihen hingegen kein geeignetes Investment, denn in dieser Anlageklasse sei das größte Risiko oft die größte Gelegenheit. "Diese Märkte haben öfter Risk-off-Phasen, so dass die Performance kurzfristig leiden kann", erklärt D’hooge. "Diese Phasen stellen jedoch gute Einstiegsgelegenheiten für Anleger dar, die langfristig nach Bewertungsgesichtspunkten und konträr zum Markt handeln - so wie wir."

Technische Daten


Der Vontobel Fund - Emerging Markets Debt H (ISIN: LU0926439992) ist in der Regel voll investiert, wobei mindestens zwei Drittel der Anlagen auf Schwellenländeranleihen in Hartwährungen entfallen, das maximale Engagement in lokalen Währungen liegt bei 10 Prozent. Der Fonds wurde am 15. Mai 2013 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 3,75 Milliarden USD (per 29.03.2019). Der Note-1-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,0 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten belaufen sich auf 1,37 Prozent. Ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden nicht ausgeschüttet, sondern regelmäßig wieder angelegt (thesauriert).