Anleger am europäischen Aktienmarkt haben sich am Dienstag angesichts mauer Wirtschaftsdaten aus China zurückgehalten. Zudem warf das mit Spannung erwartete Treffen der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag seine Schatten voraus. Dax und EuroStoxx50 lagen jeweils 0,4 Prozent schwächer bei 9735 Zählern und 3013 Punkten.

"Von China ausgehend breitet sich an den Aktienmärkten wieder eine zunehmende Verunsicherung über die Robustheit des globalen Wachstums aus", sagte Marktanalyst Niall Delventhal vom Brokerhaus DailyFX. Die Exporte im Reich der Mitte brachen im Februar um etwa ein Viertel ein. Auch das Minus bei den Einfuhren fiel höher aus als erwartet. "Der Konsum kommt nicht in Gang", sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF. "Die Regierung in Peking wird Schwierigkeiten haben, ihre Wachstumsziele zu erreichen." Auch an den US-Börsen zeichnete sich am Nachmittag eine schwächere Eröffnung ab.

NOTENBANK-TREFFEN WERFEN SCHATTEN VORAUS



Insgesamt blieben die Handelsumsätze aber dünn. Viele Anleger hielten sich vor den Sitzungen der EZB und der US-Notenbank Fed zurück. An den Börsen gilt als sicher, dass die europäischen Währungshüter die Geldpolitik am Donnerstag weiter lockern werden, um die drohende Deflation - eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen - abzuwenden. Dies bedeute aber auch, dass die EZB Gefahr laufe, wie im Dezember die hoch gesteckten Erwartungen der Börsianer zu enttäuschen, warnte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets.

Dagegen sei die Fed-Führung gespalten. Die Einen wollten mit weiteren Zinserhöhungen warten, um den Aufschwung nicht abzuwürgen, betonten die Analysten der Essener National-Bank. Die Anderen plädierten für straffere geldpolitische Zügel, um eine davon galoppierende Inflation zu verhindern. Die Kurse am Terminmarkt deuten allerdings darauf hin, dass Anleger die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung in der kommenden Woche bei null Prozent sehen. Dies machte dem Dollar am Dienstag erneut zu schaffen. Der Euro wertete weiter auf und verteuerte sich auf 1,1024 Dollar.

VERSORGER-AKTIEN IM ABSEITS - WIRECARD SCHMIEREN ERNEUT AB



Schwache Zahlen und Probleme im Großbritannien-Geschäft drückten die Aktien von RWE. Die Aktie des Versorgers gaben 1,6 Prozent auf 11,10 Euro ab. Im Rahmen der Sanierung werden bei der britischen RWE-Tochter npower 2400 Jobs - ein Viertel aller Stellen - gestrichen. "RWE ist noch nicht über den Berg", kommentierte die DZ Bank. Die Ungewissheit über die Höhe möglicher Atomrückstellungen sei ein Belastungsfaktor. Auch E.ON gaben 1,3 Prozent ab.

Erneute anonyme Betrugsvorwürfe setzten Börsianern zufolge Wirecard -Aktien abermals zu. Die Papiere des Online-Zahlungsabwicklers fielen bei überdurchschnittlich hohen Umsätzen um bis zu 8,1 Prozent auf 34,21 Euro und waren damit Schlusslicht im TecDax. In einer am Montag im Internet veröffentlichten Studie (https://bit.ly/1R3a1K4) wirft die bis vor kurzem völlig unbekannte Analysefirma Zatarra Research Wirecard erneut Geldwäsche vor. Ein Sprecher des Zahlungsabwicklers betonte, die Äußerungen seien ebenso wie in der vorangegangenen Studie "inkorrekt, irreführend und ohne jede Substanz". Wegen enttäuschender Geschäftszahlen kamen die Aktien des britischen Wirecard-Konkurrenten Worldpay unter die Räder. Sie fielen in London um bis zu 8,8 Prozent auf 266,1 Pence.

Auf der Gewinnerseite standen Deutsche Post, die mehr als sechs Prozent auf 24 Euro zulegten. Der Konzern will für maximal eine Milliarde Euro eigene Aktien zurückkaufen.

Reuters