Die Erleichterung der Anleger nach der Zinssenkung in China war nur von kurzer Dauer: An den europäischen Börsen ging es am Mittwoch erneut bergab, der chinesische Aktienmarkt schloss ebenfalls im Minus. "Offensichtlich genügen den Anlegern die Maßnahmen der chinesischen Zentralbank nicht," stellte CMC-Markets-Analyst Andreas Paciorek fest. Investoren fürchten eine deutliche wirtschaftliche Schwäche der Volksrepublik, die auch ein wichtiger Absatzmarkt für Europa ist. "Auf was der Markt wartet, ist eine 'große Bazooka' an staatlichen Ausgaben", sagt der Leiter der Kapitalanlagen bei DBS Bank, Lim Say Boon. "Man kann den Konsum nicht durch die Senkung der Zinssätze ankurbeln, zumindest nicht in Asien."

Der Dax fiel zeitweilig um bis zu 2,7 Prozent auf 9853 Punkte. Angesichts der Hoffnung auf eine Erholung der Wall Street und überraschend guter Daten aus den USA drehte der Leitindex am Nachmittag kurz ins Plus und pendelte sich dann bei seinem Vortagesschluss von 10.128 Zählern ein. Die US-Futures signalisierten zur Eröffnung Kursgewinne von über zwei Prozent an der Wall Street.

Der Leitindex der Börse Shanghai hatte 1,3 Prozent verloren, nachdem er in einem stark schwankenden Handel zeitweise mehr als vier Prozent höher notiert hatte. China pumpte unterdessen erneut Milliarden von Yuan in den Geldkreislauf, in der Hoffnung, so die Konjunktur wieder anzukurbeln.

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EXPERTEN HALTEN MARKTMECHANISMUS FÜR "KAPUTT"



Die hohen Schwankungen machen unterdessen vielen Börsianern zu schaffen. "Schon wieder eine Tagesspanne von über 200 Punkten im Dax - und wir haben den Nachmittag ja noch vor uns", fasste einer zusammen. Das werde wohl noch eine Weile so bleiben, denn die Nervosität sei hoch. Das hänge auch mit der Nachverarbeitung des Absturzes der Kurse am Montag zusammen.

Einige Experten zweifeln an der Funktionsfähigkeit der Märkte. "Der Absturz an den Märkten beruht nicht auf fundamentalen ökonomischen Veränderungen, sondern auf dem Zusammenbruch des normalen Marktmechanismus", sagte David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, im Interview mit "Spiegel Online". Die Märkte seien grundlegend angeschlagen. Es gebe nicht genügend Liquidität. Auch FXCM-Analyst Jens Klatt sieht gerade darin einen Hauptgrund für den Absturz. Dadurch komme eine ordnungsgemäße Zusammenführung von Angebot und Nachfrage nicht mehr zustande.

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AUTOBAUER HABEN DAS NACHSEHEN



Am Rohstoffmarkt blieben die Ängste vor einem Nachfrageeinbruch groß: Kupfer kostete mit 4942 Dollar je Tonne 2,4 Prozent weniger. China ist ein Hauptabnehmer dieses Industrierohstoffes.

In London und Dublin sorgte eine sich anbahnende Milliardenfusion in der Online-Glücksspiele-Branche für Furore: Die britische Firma Betfair und der größere irische Rivale Paddy Power wollen sich zum größten Online-glücksspiele-Anbieter weltweit zusammentun. Die Vereinbarung über das fast sieben Milliarden Euro schwere Geschäft stehe prinzipiell, teilten die Unternehmen am Mittwoch mit. Die Aktien beider Unternehmen schossen um fast 20 Prozent in die Höhe.

Reuters