Sehr geehrte Privatanleger,
immer wieder werde ich auf den DAX angesprochen. Und immer wieder kommt die Frage auf, ob es eine mögliche Zwischenkorrektur geben wird. Und immer wieder muss ich wiederholen, dass ich nicht weiß, ob eine Zwischenkorrektur kommt und dass die Fixierung auf den DAX völlig falsch ist.
Wenn früher der deutsche Leitindex halbwegs repräsentativ und geeignet für die Langfristanlage war, entwickelt er sich immer mehr zu einer Provinzbörse. Die Geschäftsmodelle der Versorger E.ON (WKN: ENAG99) und RWE (WKN: 703712) sowie der Deutschen Bank (WKN: 514000) sind bedroht. Pharma und Gesundheit finden außerhalb von Merck (WKN: 659990) und Fresenius (WKN: 578560) sowie etwas bei Bayer (WKN: BAY001) nicht statt, Software nur bei SAP (WKN: 716460), Konsum nur bei Beiersdorf (WKN: 520000) und Adidas (WKN: A1EWWW). Zudem hat Nike (WKN: 866993) Adidas aufgrund des größeren Heimatmarkts und der Wettbewerbsvorteile endgültig abgehängt. Der Rest der DAX-Titel, auch die vielgelobte deutsche Automobilindustrie, ist sehr konjunkturabhängig.
Auf Seite 2: DAX etabliert sich hartnäckig oberhalb der 12.000 Punkte
Der DAX etabliert sich nun hartnäckig oberhalb der 12.000 Punkte. Mittlerweile halte ich auch 15.000 Punkte für durchaus möglich, wenn die Stimmung anhält. Das wären noch einmal 25 Prozent Kurssteigerung. Der Index gerät langsam in Fahrt. Das für 2015 geschätzte KGV beträgt ca. 14 - das ist nicht zu hoch, wenn der langfristige Durchschnittswert für das KGV der Aktienmärkte bei 15 liegt.
Wir kommen nun in eine Phase, in der neben den Gewinnen auch die Erwartungen der Anleger steigen, was sich in steigenden Bewertungskennzahlen ausdrückt. Das schlägt sich dann in weiteren Kurssteigerungen nieder. So etwas müssen Sie nicht unbedingt mitmachen, obwohl viele Anleger erst jetzt wieder auf den Zug aufspringen.
Auf Seite 3: Welche Nischen außerhalb des DAX lohnen
Suchen wir lieber in Nischen, auf die sich nicht alle Augen richten. Wie zum Beispiel Delta Lloyd* (WKN: A0YC08), ein holländischer Versicherungskonzern mit einem KGV von gut 8 und einer Dividendenrendite von fast sechs Prozent. Der holländische Markt ist insgesamt noch günstig bewertet, weil er im Windschatten des DAX segelt. So werden wir uns Holland intensiver anschauen.
Noch gehen uns also die Ideen nicht aus. Ich rechne also durchaus noch mit ordentlichen Renditen. Allerdings sollte man sich immer mal wieder von zyklischen Aktien verabschieden, die in voller Fahrt sind, eine neue Idee aus einem Sektor zulassen, der noch nicht so entdeckt ist.
Grundlage bilden weiterhin die soliden Langfristinvestments wie Nestlé* (WKN: A0Q4DC), Roche* (WKN: 851311) oder Google* (WKN: A0B7FY). Diese Titel sind zwar fair bewertet, aber sie versprechen weiteres Wachstum und damit Langfristrenditen von sieben, acht Prozent oder mehr. Und sie zeichnen sich durch eine besonders hohe Krisensicherheit aus.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
*Der Titel befindet sich im Max Otte Vermögensbildungsfonds
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des wöchentlichen Börsenbriefes DER PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer sowie Hauptgesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH.