Es bleibt dabei: Die Geldanlage in "grüne" Anlageformen ist "in" bei den Anlegern. Das Interesse ist sogar so rege, dass sich Institutionen wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich jüngst veranlasst sah, über die Gefahr von Übertreibungen in diesem Bereich zu diskutieren.
Falls es in diesem Segment bereits jetzt eine Blase geben sollte, dann dürfte diese aber erst dann richtig platzen, sobald irgendwann auch der Gesamtmarkt in Schwierigkeiten kommen sollte. Aktuell sind die Aufwärtstrends an wichtigen Weltleitbörsen aber noch immer intakt und auch in nachhaltige Finanzprodukte fließt auch weiterhin viel Kapital.
Ablesen lässt sich das etwa an Zahlen, welche die Bank of America in einem aktuellen Strategiepapier zu diesem Thema veröffentlicht hat. Demnach erreichte das verwaltete Vermögen in mehr als 2.300 globalen ESG-Fonds nach Angaben von EPFR im August einen Rekordwert von 1,65 Milliarden Dollar. Das ist doppelt so viel wie vor einem Jahr und entspricht einem dreimal so schnellen Wachstum wie bei Nicht-ESG-Fonds.
Wie das US-Institut in dem Bericht weiter ausführt, flossen im laufenden Jahr bisher 3 von 10 Dollar, die in Aktien investiert worden, in ESG-Fonds. Obwohl sich das Tempo der monatlichen Zuflüsse in den letzten Monaten verlangsamt hat, steuert das Jahr 2021 auf einen neuen Rekord für ESG-Anlagen zu. Jedenfalls waren die Zuflüsse im August und im bisherigen Jahresverlauf mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Und wenn sich das Muster der beide Vorjahre wiederholt, könnten sich die Zuflüsse bis zum Jahresende noch einnmal beschleunigen.
Europäische ESG-Aktienfonds verzeichneten übrigens bisher in diesem Jahr Zuflüsse von über 20 Milliarden Dollar, ein Anstieg von fast 100 Prozent im Jahresvergleich.
In der Studie hat die Bank of America auch die Aktienbestände von über 1.000 ESG-Fonds in den USA, Europa und Asien analysiert. Es ging dabei um die Ermittlung der Sektor-Positionierung sowie darum, welche Einzelaktien in verschiedenen Weltregionen am stärksten über- und untergewichteten sind.
Eine dieser Ranglisten zeigt die 50 beliebtesten europäischen Aktien von ESG-Fonds. Enthalten sind darin unter anderem auch zehn deutsche Aktien. Am weitesten vorne platziert sind dabei Adidas, Allianz und SAP. Anlass genug für BÖRSE ONLINE, um diese drei Titel einer eingehenden Analyse zu unterziehen. Nachfolgend lesen Sie, wie diese Werte in Sachen Bewertung, Charttechnik, Strategie und Nachhaltigkeitsrisiken dastehen. Zudem verraten wir die aktuellen Anlageurteile der BÖRSE ONLINE-Redaktion.
Adidas-Aktie
Adidas belegt in der Rangliste mit den 50 beliebtesten europäischen Aktien von ESG-Fonds den 13. Platz. Dafür sorgt die Tatsache, dass dieser DAX-Vertreter in immerhin 28,2 Prozent der untersuchten ESG-Fonds vertreten ist.
Nachhaltigkeitsrisiko: Zu Beurteilung der Nachhaltigkeits-Risiken greifen wir auf das ESG-Risk-Rating von Sustainalytics zurück. Dieses bietet Einblicke in das ESG-Risiko auf Unternehmensebene, indem es das Ausmaß des nicht gemanagten ESG-Risikos einer Organisation misst.
Bei Adidas beträgt der Score 13,3, was laut dem Datenanbieter ein geringes Risiko bedeutet. In der Industriegruppe Textilien und Bekleidung belegt Adidas damit Platz 24 unter 175 beobachteten Unternehmen. Auf globaler Basis ist es Rang 673 unter 13.915 Unternehmen.
Charttechnik: Beim Blick auf den Langfrist-Chart von Adidas sticht zunächst einmal heraus, dass es gelungen ist, einen langfristigen Aufwärtstrend herauszubilden. Konkret sind die Kurse auf Schlusskursbasis dabei vom 20.09.2001 bis zum 04.08.2021 von 11,93 Euro auf 336,25 Euro gestiegen.
Gleichzeitig fällt aber auch auf, dass die Notiz verglichen mit der Bestmarke zuletzt wieder spürbar an Boden verloren hat. Der Ausbruchsversuch über das vorherige Rekordhoch von Anfang 2020 ist somit zumindest vorerst gescheitert. Übergeordnet betrachtet fällt das Chartbild zwar trotzdem noch immer passabel aus, doch ein neues echtes nachhaltiges prozyklisches Kaufsignal entstünde hier erst jetzt wieder bei einem Sprung über die Marke von 336,25 Euro.
Aufstellung/Strategie: Adidas ist als die weltweite Nummer zwei der Sportartikelhersteller in diesem Markt sehr gut positioniert und global vertreten. Die Wachstumsregionen, die das Unternehmen fokussiert, sind Europa (28 Prozent Umsatzanteil), Nordamerika (25 Prozent) und Asien-Pazifik (34 Prozent).
Mit dem Strategieplan "Own the Game" will sich das Unternehmen bis 2025 noch stärker auf diese Märkte konzentrieren, das Direktgeschäft und die Nachhaltigkeit ausbauen sowie die Digitalisierung und Innovationen vorantreiben, so die Landesbank Baden-Württemberg. Die Marke Reebok wurde kürzlich bereits verkauft.
Die Veräußerung der nicht börsennotierten Tochtergesellschaft verbessert nach Meinung von Julius Bär das Geschäftsprofil des Unternehmens weiter. Außerdem sehen die Analysten bei der Schweizer Privatbank in Adidas eine strukturelle Wachstumsstory, die das Potenzial hat, die Margen über einen mehrjährigen Zeitraum zu steigern.
Die Gründe für sportliche Betätigung sind vielfältig, wobei der größte Antrieb vom Wunsch ausgeht, gesund zu bleiben. Für die Hersteller von Sportbekleidung sind dies grundsätzlich aussichtsreiche Perspektiven. Nach dem Dämpfer, den die Corona-Pandemie der Nachfrage nach Sportbekleidung 2020 versetzte, kämpfen die Branchenvertreter derzeit aufgrund von Covid-19 mit Problemen in der Lieferkette.
Das erklärt auch die jüngste Kursschwäche bei Adidas. Doch den bisherigen Marktprognosen zufolge ist in den nächsten Jahren wieder stetiges Wachstum zu erwarten, sofern externe Umstände wie eine Pandemie nicht erneut einen Strich durch die Rechnung machen sollten.
Bewertung: Der Analystenkonsens sieht bei Adidas den Gewinn je Aktie von 2020 bis 2025 von 2,21 Euro auf 16,90 Euro steigen. Gemessen daran ergibt sich für 2025 ein geschätztes KGV von knapp 17. Stimmen die Prognosen, wäre das eine vertretbare Bewertung, doch aktuell ist das Problem, dass die Ergebnisvorhersagen noch mit einigen Unsicherheiten behaftet sind.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Zu Adidas gibt es von der BÖRSE ONLINE-Redaktion eine unverändert gültige Kaufempfehlung. Diese ist mit einem Kursziel von 360,00 Euro versehen sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 225,00 Euro. Den Handel am Freitag beendete der Titel bei 282,00 Euro, so dass die Aktie theoretisch betrachtet 27,7 Prozent Luft nach oben hat.
In Printausgabe 28-21 erinnert wir daran, dass Adidas im Juli Aktienrückkäufe in einem Volumen von bis zu 550 Millionen Euro startet. Das Programm ist Teil der Strategie 2025, mit der Adidas unter anderem auch die Profitabilität um 16 bis 18 Prozent pro Jahr steigern und 30 bis 50 Prozent des Gewinns aus fortgeführten Geschäftsbereichen als Dividende ausschütten will. Zusammen mit den Rückkäufen sollen somit acht bis neun Milliarden Euro den Aktionären zugutekommen. Ein Volumen, das sich mittelfristig als Kursstütze erweisen sollte.
Allianz-Aktie
Die Allianz ist in der Rangliste mit den 50 beliebtesten europäischen Aktien von ESG-Fonds auf dem 5. Platz zu finden. Eine vordere Stellung, die dieses DAX-Mitglied der Tatsache verdankt, in 33,2 Prozent der untersuchten ESG-Fonds enthalten zu sein.
Nachhaltigkeitsrisiko: Das ESG-Risk-Rating gibt Sustainalytics bei Allianz mit 15,9 an. Damit bewegt man sich im niedrigen Risikobereich, was für eine Score-Spanne von 10-20 gilt. In der Industriegruppe Versicherungen hatte Allianz Platz 14 unter 287 beobachteten Unternehmen inne. Auf globaler Basis bedeutet das Rang 1.424 unter 13.915 Unternehmen.
Charttechnik: Bei den Aktien der Allianz ist es leider so, dass der Blick auf den Langfrist-Chart ziemlich ernüchternd ausfällt. Denn der aktuelle Kurs ist nicht höher als die Notierungen, die bereits im Verlauf des Jahres 1997 angeschrieben standen. So gesehen taugt der Titel höchstens für Anleger, die sich mit in der Regel passablen Dividenden zufrieden geben.
Kurz- bis mittelfristig betrachtet fällt die Chartanalyse ebenfalls nicht wirklich ermutigend aus. Denn eine Mitte des Jahres noch recht solide Ausgangslage hat der Titel mit den jüngst erlittenen Verlusten wieder komplett verspielt. Der Wert steckt dadurch wieder tief drin im mittelfristigen Seitwärtstrend und zuletzt hat sich sogar ein kurzfristiger Abwärtstrend herausgebildet. Solange sich daran nichts ändert, kommt von der Charttechnik kein grünes Licht für einen Kauf.
Aufstellung/Strategie: Die Allianz ist einer der weltweit größten Versicherungskonzerne. In Deutschland ist die Allianz Marktführer. Das Geschäft gliedert sich in drei Kerngeschäftsfelder: Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und Krankenversicherung sowie Asset Management.
Laut DZ Bank hat der Konzern mit einer stabilen Dividende im Pandemiejahr 2020 die Resilienz des Geschäftsmodells unterstrichen und hatte im ersten Halbjahr 2021 keine nennenswerten Belastungen in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie mehr zu verkraften. Die Solvabilitätsquote liege klar über der Zielgröße von 180 Prozent.
Aus Sicht der Berenberg Bank ist die Allianz beim Geschäfte machen erfolgreich, weil sie aufgrund ihres diversifizierten Geschäftsmodells in der Lage sei, unter sehr extremen Bedingungen (die sogar noch angespannter sein könnten als jetzt) eine progressive Dividendenpolitik beizubehalten und bei weniger angespannten Bedingungen zusätzlich Rückkäufe zu tätigen.
Auch verbessere sich die Ertragsqualität, weil das Ertragswachstum im Wesentlichen aus dem Versicherungsgeschäft stamme. Die Berenberg Bank-Analysten sind der Meinung, dass versicherungstechnische Gewinne die wertvollste Art von Versicherungserträgen sind, weil sie nicht mit den Kapitalmärkten korrelieren.
Chancen wittert die DZ Bank bei Preiserhöhungen in Schaden/Unfall, durch Wachstum in den Emerging Markets (Asien und Osteuropa) und durch Verbesserungen bei Kundenfokus und der Digitalisierung. Eine gute Kapitalausstattung ermögliche zudem die Wahrnehmung von Akquisitionschancen oder höhere Dividenden. Langsam steigende Zinsen könnten außerdem die Profitabilität im Versicherungsgeschäft graduell verbessern.
Gleichzeitig heißt es mit Blick auf die Risiken aber auch, langfristig sehr niedrige Zinsen können die Profitabilität im Versicherungsgeschäft und die Solvabilitätsquote belasten und eine Kombination von steigenden Zinsen und Underperformance könne zu signifikanten Nettomittelabflüssen im Asset Management führen. Gefahren könnten sich auch bei Finanzmarktinstabilität z. B. durch neue Turbulenzen in Euroland ergeben und Katastrophenschäden könnten in Schaden/Unfall zu einer Belastung der Profitabilität führen.
Zu erwähnen ist, dass Allianz in den USA mit Klagen institutioneller Anleger konfrontiert ist, die mit einzelnen spezialisierten Fonds signifikante Verluste erlitten haben. Es besteht laut dem Unternehmen ein relevantes Risiko, dass dadurch erhebliche negative Auswirkungen auf künftige Finanzergebnisse der Allianz entstehen könnten. Aktuell ist es derzeit nicht möglich, die konkreten finanziellen Auswirkungen, einschließlich möglicher Strafzahlungen abzuschätzen. Solange nicht mehr Klarheit darüber besteht, welche Konsequenzen aus diesen Klagen entstehen können, erwarten die Analysten bei der österreichischen Erste Bank ein Anhalten der relativen Schwäche der Aktie versus der Sektoren-Benchmark.
Bewertung: Die Schätzung des Analystenkonsensus zum Gewinn je Aktie bei Allianz beträgt 24,37 Euro für das Jahr 2025. Verglichen mit den im Vorjahr verdienten 16,48 Euro wäre das eine klare Verbesserung. Gemessen daran errechnet sich für 2025 ein geschätztes KGV von unter acht. Ein Multiplikator, der optisch sehr moderat erscheint.
Bei der Dividende kalkulieren die Analysten im Schnitt für die Geschäftsjahre 2021 bis 2025 mit Zahlungen, die gemessen an der aktuellen Notiz auf Renditen zwischen 5,37 Prozent und 6,58 Prozent hinauslaufen. Auch das spricht für ein günstiges Bewertungsniveau.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 32-21 nahmen wir zuletzt etwas ausführlicher zu Allianz Stellung. Damals schrieben wir, die juristische Aufarbeitung von Verlusten der Vermögensverwaltung 2020 belaste die Aktie. Analysten sähen Risiken von milliardenschweren Abschreibungen. Der Finanzkonzern halte dem nun gute Quartalsergebnisse entgegen. Alle Bereiche hätten ihre operativen Ergebnisse gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der Konzern sei optimistisch für die zweite Jahreshälfte. Zudem habe die Allianz das voriges Jahr ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm wieder aufleben lassen und wolle bis Jahresende für 750 Millionen Euro eigene Anteile erwerben.
Unser Kursziel im Rahmen einer Kaufempfehlung zugunsten der Allianz-Aktien beträgt 250,00 Euro, was sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 192,34 Euro vergleicht. Folglich ergibt sich theoretisch ein Aufwärtspotenzial von rund 30 Prozent. Der Stopp-Loss-Kurs bewegt sich bei 165,00 Euro.
SAP
SAP steht mit Platz 3 in der Rangliste mit den 50 beliebtesten europäischen Aktien von ESG-Fonds auf dem Podiuk. Möglich gemacht hat das der Umstand, dass dieser DAX-Vertreter in 37,7 Prozent der untersuchten ESG-Fonds ein Portfolio-Baustein ist. Besser sind mit 41,6 Prozent und 44,3 Prozent nur ASML und Schneider Electric.
Nachhaltigkeitsrisiko: Das ESG-Risk-Rating von Sustainalytics fällt bei SAP sehr niedrig aus. Der Score beträgt 9,7, womit man es knapp in jene Gruppe von Unternehmen geschafft hat, bei denen Sustainalytics von vernachlässigbaren ESG-Risiken spricht.
In der Industriegruppe Software & Service bringt das Ergebnis Platz 4 unter 877 analysierten Unternehmen. Im weltweiten Vergleich springt Rang 111 unter 13.915 Unternehmen heraus.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch, dass SAP zum 14. Mal in Folge die Führungsposition im "Dow Jones Sustainability Index" unter allen Software-Unternehmen einnimmt. In der Gesamtbewertung erreichte SAP 74 von 100 Punkten (2019: 69), fünf Punkte mehr als das zweitplatzierte Unternehmen.
Charttechnik: Die Charttechnik bei den SAP-Aktien gestaltet sich langfristig gesehen durchaus konstruktiv. Denn es ist weiter ein intakter langfristiger Aufwärtstrend zu konstatieren. Dieser reicht bis in das Jahr 2002 zurück. Denn seitdem hat sich die Notiz ausgehend von einem da markierten Zwischentief von 10,41 Euro nach oben geschraubt.
Im Vorjahr hatte der Titel zwar auch zwei herbe Kursrückschläge zu verkraften, die Aktie schafft es aber immer wieder, zwischenzeitliche Dämpfer wieder auszubügeln. Die letzten deutlichen Einbußen sind zwar noch nicht wettgemacht, denn das Schlussrekordhoch von 142,26 Euro vom 26. August 2020 ist noch ein gutes Stück weit entfernt und das diesjährige Hoch von 127,66 Euro stellt auf dem Weg nach oben eine Hürde dar. Doch falls der Gesamtmarkt wieder in den Vorwärtsgang finden sollt, dürfte das dann auch bei SAP der Fall sein.
Aufstellung/Strategie: SAP ist Weltmarktführer im Bereich betriebswirtschaftlicher Anwendungssoftware für Unternehmen. SAP-Lösungen sind bei über 400.000 Kunden aus 25 Branchen in rund 190 Ländern im Einsatz. Neben dem Marktwachstum im angestammten Geschäft mit ERP-Software, den Middleware-Produkten und den Business Intelligence-Lösungen erweitert das Unternehmen mit den Produktinnovationen im Bereich InMemory-Computing, Mobility und On Demand sein Marktpotenzial erheblich.
Das Unternehmen holt die Integration der Cloud-Zukäufe nach, forciert die Umstellung des Produktportfolios in Richtung Cloud und investiert in eine einheitliche Cloud-Infrastruktur. Dies bremst laut Landesbank Baden-Württemberg 2021 und 2022 das Umsatzwachstum und die zusätzlichen Kosten lassen die operative Marge unter Druck geraten. Die dortigen Analysten gehen aber für 2021 von einer weiteren Verbesserung der Finanzkennzahlen aus.
Am Markt setzen aber viele Akteure darauf, dass sich die anhaltenden Umbauanstrengungen in den kommenden Jahren bezahlt machen. So ist Raiffeisen Research der Ansicht, dass die beschleunigte Umstellung auf das Cloudgeschäft das Umsatzwachstum mittelfristig beschleunigen und dem Unternehmen deutlich mehr Widerstandsfähigkeit und Planungssicherheit verleihen sollte, was sich in höheren und besser planbaren Umsätzen widerspiegeln sollte.
Die Landesbank Baden-Württemberg sieht Stärken bei SAP aufgrund der hohen Kundenzahl und dem breiten Produktportfolio, was zu einer sehr guten Marktposition führe. Hinzu kämen Innovationskraft und eine volle Produktpipeline sowie ein zunehmender Anteil an wiederkehrenden Erlösen.
Zu den Schwächen zählt man dagegen, dass die Ausrichtung auf die Cloud die Umsatz- und Ertragsentwicklung derzeit noch bremst, das Branchenumfeld sehr wettbewerbsintensiv ist und makroökonomische Risiken die IT-Ausgaben der Unternehmen bremsen.
Bewertung: Die Prognosen des Analystenkonsensus sehen beim Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr einen Anstieg von 4,35 Euro auf 5,92 Euro vor. Bis 2025 gehen die Vorhersagen von einer weiteren Verbesserung bis auf 8,38 Euro aus. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 14,5 Damit scheint die Bewertung für einen Softwarekonzern mit einer starken Marktstellung wie SAP im aktuellen Marktumfeld vertretbar zu sein.
BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 36-21 erklärten wir, SAP habe nach einem unerwartet robusten zweiten Quartal moderat seine Prognosen für das Gesamtjahr erhöht. Einerseits brilliere das Cloud-Geschäft, andererseits gehe es mit den herkömmlichen Softwarelizenzen nicht ganz so stark bergab wie von Experten erwartet. Per Saldo hätten die Walldorfer 1,45 Milliarden Euro verdient - fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Maßgeblichen Anteil hätten daran die Beteiligungen von SAP an Start-ups über das Risikokapitalvehikel Sapphire Ventures gehabt.
In Ausgabe 37-21 bekräftigten wir unser Kursziel bei SAP von 150,00 Euro und auch den Stopp-Loss-Kurs ließen wir mit 98,50 Euro unverändert. Dem steht ein Schlusskurs von 121,24 Euro am Freitag gegenüber. Damit diese Rechnung aufgeht, müsste dieser Titel somit um 23,7 Prozent zulegen.