"Es gibt nicht viel zu meckern", sagte Firmenchef Niklas Östberg zu Journalisten. Im vorigen Jahr hatten die Erlöse noch 2,8 Milliarden Euro betragen. Am Aktienmarkt kam der Optimismus gut an: Die Aktie stieg 2,5 Prozent und war damit größter Gewinner im Leitindex Dax, in dem Delivery Hero seit 2020 vertreten ist.
Lockerungen der Corona-Einschränkungen mit wieder offenen Restaurants drückten im dritten Quartal jedoch etwas aufs Wachstumstempo: Der Umsatz kletterte um 89 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, im ersten Halbjahr hatte das Plus noch bei 138 Prozent gelegen. Das in 50 Ländern aktive Unternehmen investierte weiter stark in seine Expansion. Inzwischen liefert Delivery Hero nicht mehr nur Restaurantessen sondern auch Lebensmittel aus. Dafür wurde der Ausbau des Lagernetzes beschleunigt. Inzwischen betreibt Delivery Hero laut Östberg weltweit rund 900 solcher Standorte. "Das Geschäft wird immer größer", sagte Finanzchef Emmanuel Thomassin über diese Blitzlieferungen, mit denen sich Startups wie Gorillas, Flink und Getir einen Namen gemacht haben.
Investitionen in das Lagernetz und Lieferfahrer sowie in neue Märkte halten Delivery Hero seit Jahren in der Verlustzone fest. Allein im vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro. Auch im laufenden Jahr wird Delivery Hero rote Zahlen schreiben. Die am Bruttowarenwert (GMV) gemessene Betriebsergebnis-Marge (Ebitda-Marge) soll im Gesamtjahr bei minus zwei Prozent liegen.
FINANZCHEF - ENTSCHEIDUNG GEGEN WOLT-OFFERTE WAR STRATEGISCH
Erst diese Woche holte sich der US-Essenslieferdienst DoorDash mit der sieben Milliarden Euro schweren Übernahme des finnischen Anbieters Wolt Europa auf die Menükarte. Auch Delivery Hero habe einen solchen Schritt geprüft, aber wegen des Preises keine Offerte gemacht, sagte Finanzchef Thomassin zu Reuters. "Das war eine strategische Entscheidung." Trotzdem gelte: "In unserem Geschäft geht es um Größe. Wenn man eine bestimmte Größe und Kundenzahl erreicht hat, ist man profitabel."
Als strategische Expansion bezeichnete Östberg den jüngsten Einstieg beim Blitz-Lieferdienst Gorillas aus Berlin sowie die Übernahme der Marktplatz-App Hugo in Mittelamerika und der Karibik. Erst seit Kurzem ist Delivery Hero mit seiner Marke Foodpanda wieder in Deutschland unterwegs und konkurriert hierzulande neben Wolt mit dem Branchenprimus und Lieferando-Eigner Just Eat Takeaway.com, Uber Eats sowie den expansionshungrigen und gut finanzierten Startups.
Die Beteiligungen an Konkurrenten wie an Gorillas, Deliveroo oder Glovo bezeichnete Thomassin als Möglichkeit, wertvolle Einblicke darin zu erhalten, wie diese ihr Geschäft betrieben. Und sie können letztlich auch die Initialzündung für Übernahmen liefern: "Das schließe ich nicht aus. Vielleicht, vielleicht auch nicht."
rtr