Der Pandemie sind weltweit bislang mehr als 1,7 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Allerdings stellt die Verteilung des Impfstoffes der Mainzer Biotechfirma BioNTech und ihres US-Partners Pfizer eine logistische Herausforderung dar, weil das Mittel dauerhaft gekühlt werden muss. Bei der Auslieferung einiger der ersten Chargen des Vakzins gab es in Bayern offenbar Schwierigkeiten.

In Italien, dem am schwersten von der Pandemie betroffenen Land in Europa, erhielt die 29-jährige Krankenschwester Claudia Alivernini eine Immunisierung. "Es ist der Anfang vom Ende ... es war ein aufregender, historischer Moment", sagte sie im Spallanzani-Krankenhaus in Rom. In Italien sind insgesamt mehr als zwei Millionen Corona-Infektionen registriert, die Zahl der Todesopfer näherte sich zuletzt der Marke von 72.000.

In Deutschland zeigte sich Gesundheitsminister Jens Spahn zum bundesweiten Impfstart optimistisch, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. "Der Impfstart heute macht Hoffnung und gibt Zuversicht", schrieb der CDU-Politiker auf Twitter. Offiziell begannen die Impfungen an diesem Sonntag, doch Sachsen-Anhalt war bereits am Samstag überraschend vorgeprescht: In einem Altenheim in Halberstadt waren Bewohner und Personal geimpft worden, darunter eine 101-Jährige. Auch in Ungarn und der Slowakei wurde bereits am Samstag Impfungen vorgenommen.

EU SICHERT SICH MEHR ALS ZWEI MILLIARDEN IMPFDOSEN


Die Europäische Union mit ihren rund 450 Millionen Einwohnern hat sich Verträge mit einer Reihe von Lieferanten für mehr als zwei Milliarden Impfdosen gesichert. Ziel ist es, alle Erwachsenen im Jahr 2021 zu impfen. Umfragen zeigen allerdings, dass von Frankreich bis Polen eine große Zurückhaltung gegenüber dem Impfstoff besteht, der in Rekordtempo entwickelt wurde. Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Länder betonen deshalb, dass der Impfstoff die beste Chance ist, im nächsten Jahr zu einem halbwegs normalen Leben zurückzukehren.

"Die Impfung ist der nachhaltige Weg aus der Pandemie", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die Kommission hatte vergangenen Montag die Genehmigung für die Zulassung des BioNTech-Pfizer-Mittels erteilt. "Dass dieser Impfstoff in Deutschland für uns und für die Welt entwickelt wurde, erfüllt mich mit Stolz", schrieb Spahn.

BIONTECH IN KONTAKT MIT LANDKREISEN


Der oberfränkische Landkreis Lichtenfels teilte mit, bei den Impfzentren in Lichtenfels, Coburg, Kronach, Kulmbach, Hof, Bayreuth und Wunsiedel habe es Problemen bei der Nachvollziehbarkeit der Kühlkette gegeben. "Sollte es nur den geringsten Anhaltspunkt geben, dass der Impfstoff nicht zu 100 Prozent den Qualitätskriterien entsprechen, wird diese Charge auch nicht verimpft", sagte Landrat Christian Meißner, Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberfranken des Bayerischen Landkreistages.

BioNTech teilte dazu mit, man sei in Kontakt mit den zuständigen Landkreisen. Zu Abweichungen von den Kühlvorschriften in Schwaben erklärte die Firma auf Nachfrage von Reuters: "Wir haben den Landkreisen Dillingen und Augsburg heute Vormittag mitgeteilt, dass die Temperaturabweichung, die registriert wurde, keinen Einfluss auf die Qualität des Impfstoffes hat". Mit den oberfränkischen Landkreisen sei die Firma in Kontakt, sagte die BioNTech-Sprecherin. Hier habe es aber noch keine Handlungsempfehlung gegeben.

Die Impfkampagne ist umso dringlicher, als eine neue Variante des Virus mit einer raschen Zunahme der Fälle in Großbritannien in Verbindung gebracht wird. In den vergangenen Tagen wurden auch in Schweden und Frankreich Fälle dieser Variante entdeckt, die besonders ansteckend sein soll. Auch auf der portugiesischen Insel Madeira und in Norwegen wurde sie nachgewiesen. Bislang gibt es laut Wissenschaftlern keine Hinweise darauf, dass die Impfstoffe weniger wirksam gegen diese Variante sind.

rtr