Nach enttäuschenden Konjunkturdaten aus der Euro-Zone und China haben sich die Anleger an den europäischen Börsen am Montag eine Auszeit genommen. Der Dax fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,4 Prozent auf 9944 Zähler, nachdem er im November um sieben Prozent gestiegen war. "Der Dax zollt damit der imposanten Rally der letzten Wochen seinen Tribut", sagte IG-Markets Analyst Gregor Kuhn. Weiterhin gehe von der 10.000er Marke eine große Anziehungskraft aus. Vergangene Woche war der Dax an der erstmals im Sommer genommenen Hürde allerdings gescheitert. Der EuroStoxx50 gab 0,6 Prozent auf 3229 Zähler nach. Er hatte im November gut fünf Prozent gewonnen.

Für Stirnrunzeln sorgte der Rückgang des europäischen Einkaufmanagerindex für November. Er zeigte, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone nicht in Schwung kommt. Zudem hat sich das Wachstum der Industrie in China verlangsamt. Auch an der zuletzt von Rekord zu Rekord eilenden Wall Street bahnten sich zur Handelseröffnung Gewinnmitnahmen an. Die US-Futures notierten je etwa 0,4 Prozent niedriger.

Im Dax stand die geplante Zerschlagung von E.ON im Fokus. Der Versorger stößt unter dem Druck der Energiewende seine Atom- und Kohlekraftwerke in eine neue Gesellschaft ab und setzt stattdessen auf Ökostrom. "Das ist der wohl der radikalste Wandel, den E.ON vollziehen konnte - allerdings ist er strategisch sinnvoll und könnte durchaus für mehr Wachstum sorgen als das alte traditionelle Geschäftsmodell", schreiben die Analysten der UBS in einem Kommentar. E.ON-Aktien setzten sich mit einem Plus von 4,2 Prozent auf 14,85 Euro an die Dax-Spitze. Die Titel des Rivalen RWE stiegen um 1,3 Prozent auf 29,50 Euro.

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VERFALL DER ÖLPREISE MACHT RUSSLANDS BÖRSE ZU SCHAFFEN

Auf Talfahrt gingen europaweit die Bankenwerte: Deutsche Bank und Commerzbank verloren je 2,3 Prozent. Händler sprachen nach den Kursgewinnen der vorigen Woche von Gewinnmitnahmen.

Im MDax schossen die Aktien des Immobilienkonzerns Gagfah nach einem 3,9 Milliarden Euro schweren Übernahmeangebot des Branchenführers Deutsche Annignton in die Höhe. Bis u 13,8 Prozent auf 17,65 Euro legten Gagfah zu und notierten damit so hoch wie zuletzt im Juni 2007. Die Titel der Deutschen Annington fielen um 3,5 Prozent.

Angesichts des Ölpreisverfalls zählten europaweit die Aktien einiger Öl- und Bergbaukonzerne zu den größten Verlierern. Der Stoxx-Branchen-Index fiel um rund ein Prozent. Das für die Finanzmärkte richtungsweisende Nordseeöl Brent setzte im Sog der Entscheidung der Opec gegen Förderkürzungen seine Talfahrt fort und fiel um bis zu 3,7 Prozent auf 67,53 Dollar je Fass und notierte damit so niedrig wie seit Oktober 2009 nicht mehr. Im Verlauf erholte sich der Preis leicht, verharrte mit 69,75 Dollar aber 0,6 Prozent im Minus. Der Preisverfall an den Ölmärkten belastete vor allem die russische Börse. Der Moskauer Aktienindex RTS fiel um bis zu fast fünf Prozent und auch die russische Währung taumelte .

Am Rohstoffmarkt drückte das Scheitern der Schweizer Gold-Initiative den Preis für das gelbe Metall zeitweise um zwei Prozent auf ein 4-1/2-Jahres-Tief von 1142,91 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Schweizer Wähler hatten am Sonntag mit deutlicher Mehrheit milliardenschwere Goldkäufe durch die Notenbank abgelehnt. Im Verlauf drehte der Preis ins Plus und kletterte um ein Prozent auf 1178,20 Dollar. Die Preisreaktion sei übertrieben gewesen, sagte ein Händler. Zudem habe die Senkung der japanischen Bonität durch die US-Ratingagentur Moody's die Anleger wieder zu sicheren Goldanlage greifen lassen.

Reuters