Nach fünf Tagen mit Kursgewinnen in Folge haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag eine Verschnaufpause eingelegt. Dax und EuroStoxx50 notierten am Nachmittag mit 10.312 und 3080 Zählern je etwa 0,2 Prozent niedriger. Vor allem die Unsicherheit vor der nächsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed und dem Brexit-Referendum dämpfe die Kauflaune, sagte ein Händler. "Da ist Kassemachen durchaus mal angesagt, vor allem da die Kursgewinne der letzten Tage bei sehr geringen Umsätzen zustande kamen." Allerdings könnten auch einige Anleger zum Einstieg gezwungen sein. Derzeit hielten sich Käufer und Verkäufer noch die Waage.

Dax und EuroStoxx50 hatten an den vergangenen fünf Handelstagen je rund fünf Prozent zugelegt. Allerdings war die Woche von Feiertagen dies- und jenseits des Atlantiks geprägt.

Für die Wall Street signalisierten die US-Futures am Nachmittag eine zunächst wenig veränderte Eröffnung nach dem langen Memorial-Day-Wochenende. Die US-Konsumausgaben, die als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft gelten, waren im April mit plus 1,0 Prozent etwas höher als gedacht ausgefallen. Von Reuters befragte Analysten hatten ein Plus von 0,7 Prozent nach 0,1 Prozent im Vormonat vorausgesagt.

STAHLWERTE IM AUFWIND



Zu den Schlusslichtern im Dax und EuroStoxx zählten die Aktien von Volkswagen mit einem Abschlag von rund einem Prozent auf 136,90 Euro. Die Wolfsburger waren besser ins Jahr gestartet als angesichts des Abgasskandals erwartet worden war. Für einige Aktionäre war das ein Signal für Gewinnmitnahmen. Denn während der Dax im Mai etwa drei Prozent gewann, legten VW neun Prozent zu. Nach Bekanntwerden des Skandals im Herbst vorigen Jahres waren die Aktien zeitweise unter 100 Euro gefallen. DZ-Bank-Analyst Michael Punzet bekräftigte aber seine Verkaufsempfehlung: "Da wir 2016 weitere Belastungen im Zusammenhang mit Dieselgate erwarten, halten wir an unserer skeptischen Einschätzung fest."

Größte Gewinner im Dax waren die Aktien von Thyssenkrupp mit einem Plus von 1,4 Prozent. Sie profitierten von Analystenempfehlungen für den Konkurrenten Salzgitter, deren Aktien im MDax mit einem Plus von 6,2 Prozent der größte Gewinner waren. Die Analysten der Credit Suisse hatten die Aktien zum Kauf empfohlen. Zugleich stuften die Experten der RaboBank die Aktien des Branchenprimus ArcelorMittal auf "Hold" von "Reduce" nach oben und begründeten dies mit einer ansteigenden Stahlnachfrage. Die Titel legten vier Prozent zu.

Auf Talfahrt gingen im MDax Zalando, die rund zwei Prozent auf 26,45 Euro einbüßten. Europas größter Online-Modehändler will vorerst weiter auf eine Dividende verzichten. Zalando sind seit Herbst 2014 an der Börse und im vergangenen Jahr in den MDax aufgestiegen.

Außerhalb der großen Indizes gingen Rocket Internet in die Knie: Die größten Firmen der Startup-Schmiede hatten sich im ersten Quartal schlechter entwickelt. Die Titel verloren 7,1 Prozent auf 20,71 Euro. Der Ausgabekurs beim Börsengang 2014 hatte mit 42,50 Euro noch etwa doppelt so hoch gelegen.

Reuters