"Die Anleger lechzen diesseits als auch jenseits des Atlantiks nach neuen Höchstständen", sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Für Auftrieb sorgte zum Wochenschluss, dass die Euro-Wirtschaft dank zunehmender Lockerungen vom Corona-Lockdown im Mai so stark wuchs wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex - der Industrie und Dienstleister zusammenfasst - stieg unerwartet deutlich um 3,1 auf 56,9 Punkte.
EURO GIBT NACH LAGARDE-AUSSAGEN NACH
Dennoch herrschte an den Börsen keine reine Jubelstimmung. "Die Zins- beziehungsweise Inflationsthematik und die damit im Zusammenhang stehenden geldpolitischen Perspektiven für Anleger deckelt jedoch weiterhin größere Aufwärtsambitionen", sagte Emden. Eine Reihe von Währungshütern denkt laut dem jüngsten Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed über das Abschmelzen der aktuellen Konjunkturhilfen nach, sollte die wirtschaftliche Erholung weiter rasche Fortschritte machen. "Die Geldschleusen fangen langsam an, sich zu schließen", sagt Stratege Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi. Derzeit unterstützt die Fed die von der Corona-Krise getroffene Wirtschaft mit monatlichen Geldspritzen von 120 Milliarden Dollar.
Allerdings hätten die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den USA eine ungleichmäßige Erholung signalisiert, sagte Analyst Pierre Veyret vom Handelshaus ActiVTrades. "Das dürfte die stützende Konjunkturpolitik sowohl der Zentralbanker als auch der Regierungen noch einige Zeit am Leben erhalten." Auch die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, sagte, bezüglich der Debatte über ein Abschmelzen der Corona-Nothilfen, es sei noch zu früh, um über langfristig angelegte Maßnahmen zu sprechen. Der Euro gab danach auf 1,2192 Dollar von zuvor 1,2215 Dollar nach. Am Anleihemarkt fiel die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere auf minus 0,133 Prozent.
TEILAUSSTIEG VON GROßAKTIONÄR BELASTET LUFTHANSA
Federn lassen mussten die Aktien der Lufthansa. Die Erben des verstorbenen Münchner Milliardärs Heinz Hermann Thiele haben sich von gut der Hälfte ihres Lufthansa-Aktienpakets getrennt. Die Familiengesellschaft KB Holding erlöste mit dem Verkauf von 33 Millionen Lufthansa-Aktien am Donnerstagabend 323 Millionen Euro. Der Preis lag mit 9,80 Euro um zehn Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs von 10,87 Euro - ein ungewöhnlich großer Abschlag. Die im MDax notierten Titel verloren in der Spitze 6,7 Prozent auf 10,14 Euro.
An der Börse in Zürich verhalfen besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen Richemont zu einem Rekordhoch. Die Aktien des Luxusgüter-Anbieters stiegen um 6,4 Prozent auf 100,65 Franken.
Einen guten Tag erwischten auch Fastned: Angesichts der geplanten Zusammenarbeit mit dem Elektroautobauer Tesla kletterten die Aktien des niederländischen Ladestationen-Anbieters in Amsterdam um mehr als neun Prozent. Die beiden Unternehmen wollen in Zusammenarbeit mit der Ökostrom-Tochter des französischen Versorgers EDF Schnell-Ladestationen für E-Autos im britischen Oxford errichten.
rtr