Mit Beginn der Bilanzsaison haben die Aktienanleger am Montag wieder etwas mehr Mut gefasst. Dax und EuroStoxx50 machten bis zum frühen Nachmittag einen Teil ihrer Vorwochenverluste wett und legten je etwa ein Prozent auf 9741 und 3072 Punkte zu. "Die Anleger setzen darauf, dass die Unternehmen sie nicht enttäuschen werden", sagte ein Händler. Allerdings schwebe über allem die Ratssitzung der EZB am Donnerstag nächster Woche. "Die Nervosität bleibt hoch und damit auch die Schwankungsanfälligkeit." Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ebenfalls leicht steigende Kurse zur Eröffnung.
Noch vor den Wahlen in Griechenland am 25. Januar entscheidet die EZB am Donnerstag nächster Woche über die Geldpolitik. Acht von 19 von Reuters befragte Händler rechnen damit, dass die Währungshüter ein Staatsanleihen-Kaufprogramm bekanntgeben werden. Die übrigen rechnen damit für März. Diese Erwartungen drückten den Euro in die Nähe seines am vorigen Donnerstag erreichten Neun-Jahres-Tiefs von 1,1755 Dollar. Aktienanleger hoffen, dass mit der Geldschwemme die Banken ihre Kreditvergabe und so die Konjunktur ankurbeln.
Mit Spannung warteten viele nun auf den Start der US-Berichtssaison nach Börsenschluss an der Wall Street mit dem Aluminiumkonzern Alcoa. Die Erwartungen seien hoch, sagte LBBW-Analyst Wolfgang Albrecht. "Alcoa gilt als Gradmesser der US-Wirtschaft."
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CONTINENTAL ÜBERZEUGT ANLEGER AUF DEN ZWEITEN BLICK
In Deutschland eröffnete Autozulieferer Continental die Berichtssaison mit positiven Vorzeichen. Die Aktien notierten am frühen Nachmittag mit 174,70 Euro um zwei Prozent höher. 2014 waren Umsatz und Gewinn leicht gestiegen und für 2015 zeigte sich der Vorstand zuversichtlich. An der Börse wurde spekuliert, der Softwarekonzern SAP werde noch am Montag seine Zahlen vorlegen. Mit 55,40 Euro lagen die Aktien 1,6 Prozent im Plus.
Größter Dax-Gewinner waren Fresenius mit einem Plus von 2,8 Prozent auf 44,76 Euro. Der Gesundheitskonzern darf in einem 2012 beanstandeten US-Werk wieder Nachahmermedikamente herstellen. Zu den größten Dax-Gewinnern zählten auch Lufthansa, die um 1,9 Prozent stiegen. Die Fluggesellschaft beförderte 2014 trotz des Pilotenstreiks mehr Passagiere. Zudem drückt der fallende Ölpreis die Treibstoffkosten auch 2015 erheblich.
Seit Juni 2014 hat sich der Ölpreis mehr als halbiert. Am Montag setzte die Notierung ihre Talfahrt fort und fiel um 3,8 Prozent auf 48,20 Dollar je Fass der Nordsee-Sorte Brent und kostete damit so wenig wie zuletzt am 1. April 2009.
Zu den wenigen Dax-Verlierern zählten RWE mit einem Abschlag von 2,9 Prozent. Händler machten charttechnische Verkaufssignale verantwortlich. Der schwächelnde Energiekonzern will mit seinem Ökostromgeschäft nach immer neuen Rückschlägen endlich Kasse machen.
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GEWINNMITNAHMEN SETZTEN DIALOG SEMICONDUCTOR ZU
Im MDax hielten die Aktien von Südzucker mit einem Abschlag von vier Prozent die rote Laterne. Laut Analystenschätzungen dürfte der Gewinn im dritten Geschäftsquartal eingebrochen sein. Gea drehten dagegen ins Plus, nachdem der Anlagenbauer für 2014 einen überraschend hohen Umsatzanstieg in Aussicht gestellt hatte. Ein Umsatzrekord war dagegen für die Aktionäre von Dialog Semiconductor ein Grund für Gewinnmitnahmen: Die Titel büßten 1,4 Prozent ein, nachdem sie in den vergangenen drei Monaten rund 34 Prozent zugelegt hatten. Eine Kaufempfehlung der HSBC hievte die Titel von Pfeiffer Vacuum um 5,6 Prozent in die Höhe und damit an die TecDax-Spitze.
In Madrid erholten sich die in der Vorwoche um 16 Prozent abgestürzten Aktien von Santander kaum: Sie legten 1,2 Prozent zu. Analysten hatten sich im Sog der Kapitalerhöhung negativ geäußert.
Reuters