Der Chef setzt ein deutliches Zeichen: Für knapp 190.000 Euro kaufte Werner Lanthaler zu Wochenbeginn Evotec-Aktien. Vorausgegangen war ein mysteriöser Kurssturz. In der Spitze hat das Papier fast 30 Prozent an Wert verloren.

Begonnen hat alles mit einer eigentlich guten Nachricht: Evotec erhöhte seine Jahresprognose. Für 2019 erwartet das Hamburger Unternehmen einen Anstieg des bereinigten operativen Gewinns um mehr als zehn Prozent. Die Erlöse aus Verträgen mit Kunden sollen um etwa 15 Prozent wachsen. Eine große Überraschung war der neue Ausblick nach dem erfolgreichen ersten Quartal allerdings nicht mehr. Einige Börsianer hatten eine offensivere Prognose erwartet.

Als Lanthaler kurz darauf per Telefonkonferenz mit Analysten über die Geschäftszahlen spricht, kommt ein anderes sensibles Thema zur Sprache: Auf Seite 18 der Präsentation geht es um Toulouse. Im Jahr 2015 hat Evotec dort eine Forschungseinrichtung von Sanofi übernommen und eine zeitlich begrenzte Allianz mit dem französischen Pharmakonzern geschlossen. Diese läuft im kommenden Frühjahr aus. 20 Millionen Euro Umsatz gehen nach Berechnung von Evotec ohne Sanofi in Toulouse verloren. Das allerdings kommt nicht überraschend. Schon vor zwei Jahren hatten Analysten darauf hingewiesen, schon damals hatten Shortseller die Verunsicherung für eine Attacke genutzt und die Aktie unter Druck gesetzt.

Evotec sieht auch jetzt keine Verwerfungen im operativen Geschäft. Mittlerweile arbeite man in Toulouse für mehr als 50 Kunden, im ersten Halbjahr 2019 wurden dort 45 Millionen Euro umgesetzt. Man bewege sich auf einer "sehr robusten Flugbahn". Außerdem bleibt Sanofi in anderen Bereichen Evotec als Geschäftspartner erhalten. Viel Aufregung also um nichts?

Spezielle Mischung


Ein Problem bleibt das Bewertungsniveau der Aktie: Selbst nach dem Kursrutsch wird das im MDAX notierte Papier mit dem mehr als 40-Fachen der für das kommende Jahr erwarteten Gewinne gehandelt. Dem entgegen steht allerdings eine von den großen politischen Turbulenzen weitgehend geschützte Wachstumsstory. Evotec profitiert in seiner Sparte EVT Execute davon, dass große Pharmakonzerne Forschung und Entwicklung immer stärker an externe Dienstleister ausgliedern, weil diese kostengünstiger arbeiten. Zusätzlich baut Evotec über seine Sparte EVT Innovate eine eigene Produktpipeline mit Gemeinschaftsprojekten auf. Die Hanseaten erforschen und entwickeln Wirkstoffe unter anderem gegen Diabetes und Krebs. Zu den Partnern gehören neben Sanofi weitere prominente Konzerne wie Bayer oder Pfizer.

Eine klare Mehrheit der Analysten bleibt nach den Geschäftszahlen und Turbulenzen optimistisch. Die Kursziele bewegen sich laut Datendienst Bloomberg zwischen 25 und 33 Euro. Sollte das aufgehen, hätte Lanthaler mit dem Aktienkauf ein gutes Geschäft gemacht.

Fazit: Evotec bleibt eine spannende Wachstumsstory. Anleger brauchen bei dieser Aktie aber starke Nerven.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 26,00 Euro
Stoppkurs: 15,00 Euro