In den vergangenen Jahren haben sich Unternehmen aus den wachstumsstarken Schwellenländern viel Geld am Kapitalmarkt beschafft. Die Anlageklasse weist mittlerweile ein Volumen von über zwei Billionen Euro auf. Sie ist damit deutlich größer als der Markt für europäische High-Yield-Bonds.
Zwei Gründe sprechen für ein Engagement: Die Anleihen werfen mehr ab als Bonds aus den Industriestaaten. Aktuell beträgt der Renditeabstand 150 bis 200 Basispunkte. Daran sollte sich so schnell nichts ändern. In den Industrieländern bleiben die Zinsen tief. Zudem bieten Emerging Markets Corporate Bonds die Chance zur Diversifikation des Depots.
Doch derzeit sind die Investoren vorsichtig. Wie in den Industriestaaten lässt in den Emerging Markets die wirtschaftliche Dynamik erheblich nach. "Eine Reihe von Ländern wurde bereits von den Ratingagenturen herabgestuft", sagt Péter Varga, leitender Fondsmanager des Erste Bond EM Corporate bei Erste Asset Management. Anleihen Südafrikas etwa würden mittlerweile mit "Ramsch" eingestuft. Ein Downgrade in den spekulativen Bereich drohe auch Kolumbien und Mexiko. Aktives Management sei daher deutlich stärker als zuvor angesagt. "Im Zuge der Corona-Krise werden auch die Kreditqualität und Zahlungsfähigkeit von Schwellenländerunternehmen leiden."
Zur Risikoaversion trägt auch die Ratingagentur Moody’s bei. Sie prognostiziert einen deutlichen Anstieg von Unternehmensinsolvenzen. Im vergangenen Jahr lag die Ausfallrate spekulativer Anleihen aus Schwellenländern bei nur 0,8 Prozent. Nun droht die sogenannte Default Rate auf über 13 Prozent zu steigen.
Zunehmende Schwankungen
Zwar sieht Manager Varga diese Zahl als deutlich übertrieben an, er hat aber zuletzt mit Blick auf die zu erwartende Volatilität im Zuge der US-Wahlen und einer zweiten Corona-Welle den Fonds etwas defensiver aufgestellt. Die derzeit vermehrten Schwankungen nutzt er aber auch zum Einstieg beziehungsweise zum Aufstocken von Positionen. So erkannte er bereits im März Chancen bei brasilianischen Nahrungsmittelherstellern. Nach deutlichen Kursanstiegen hat er diese wieder verkauft, wobei die Ratingagenturen erst vor Kurzem die Papiere höherstuften.
Kurzläuferanleihen von Bharti Airtel sind dagegen weiterhin hoch gewichtet. Das indische Telekommunikationsunternehmen zählt zu den Profiteuren des Lockdowns auf dem Subkontinent. Aus dem gleichen Grund findet sich auch der chinesische Internetriese Tencent unter den Top-Ten-Werten. Zudem erziele das Unternehmen nur wenige Einnahmen im Ausland und sei daher von möglichen Sanktionen der USA kaum betroffen.
"Wir analysieren intensiv die zu erwartende fundamentale Entwicklung anhand von Vorläuferindikatoren und Bewertung. So können wir die Spreu vom Weizen trennen", erklärt Varga. Dabei werden auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Der alleinige Blick auf die Unternehmenszahlen reiche aber nicht. Ebenso werden unter anderem die Wirtschaftspolitik der Länder, die Maßnahmen der Notenbanken sowie die Entwicklung der Rohstoffpreise verfolgt. "Auch davon hängt die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen entscheidend ab", sagt Varga.
Bislang hat der Manager die richtigen Entscheidungen getroffen. Der Erste Bond EM Corporate erzielte seit Jahresanfang 5,3 Prozent und schneidet damit wesentlich besser ab als andere Fonds. Mit einem Plus von 27 Prozent auf Sicht von fünf Jahren fällt auch die langfristige Wertentwicklung im Vergleich zur Konkurrenz besser aus. Dank der kontinuierlich starken Leistungen wird er mit FondsNote 1 beurteilt.