Die Reaktion von Sony ließ nicht lange auf sich warten: Der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern übernimmt für 3,6 Milliarden Dollar das US-Gaming-Unternehmen Bungie, bekannt für erfolgreiche Videospiele-Reihen wie "Halo" oder "Destiny". Zuvor hatte sich bereits Microsoft mit der größten Übernahme der Unternehmensgeschichte den Spieleentwickler Activision Blizzard geschnappt. Im Kampf ums Metaverse wirbeln die großen Tech-Konzerne die Gaming-Branche kräftig durcheinander.

Gaming wächst weiter stark. Der Softwareriese Microsoft etwa verfügt inzwischen über ein Online-Abo-Modell, bei dem Nutzer für einen monatlichen Betrag Zugang zu einer Auswahl an Spielen erhalten. Schätzungen von Bloomberg Intelligence kalkulieren für 2025 mit bis zu 50 Millionen Abonnenten des Xbox Game Pass, ausgehend vom Ist-Stand wäre dies fast eine Verdopplung. Dafür braucht es Inhalte. Diese könnten nun von Activision Blizzard kommen.

Zum anderen ist da die Entwicklung des Metaverse, die Verschmelzung physischer und virtueller Welten, die nach Ansicht des Marktforschungsunternehmens Vantage Market Research bis 2028 ein potenzielles Umsatzniveau von 800 Milliarden Dollar erreichen könnte. Weitere Analysen sehen das Metaverse sogar als potenziellen Billionenmarkt der Zukunft. Menschen sollen darin mittels passender Hardware als Avatare Konferenzen abhalten oder ihre Freizeit verbringen, indem sie dort auch Dinge besitzen oder virtuelle Konzerne besuchen können. Um diese riesigen Welten zu entwickeln und nutzbar zu machen, bedarf es enormen technischen Aufwands und speziellen Know-hows.

Schlüssel zum Metaverse

Hier kommen die Gaming-Unternehmen ins Spiel, schließlich ist das Abtauchen in virtuelle Welten in modernen Videospielen längst selbstverständlich. Gaming gilt als Türöffner zum Metaverse, auch weil laut Experten wichtige Technologien dafür aus der Gaming-Welt kommen könnten. Auch Microsoft-Chef Satya Nadella stellte die immense Bedeutung von Videospielen im Rahmen der Übernahme von Activision Blizzard heraus: "Gaming ist heute die dynamischste und aufregendste Kategorie in der Unterhaltung und wird eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaversum-Plattformen spielen."

Mit dem US-Spieleentwickler Activision holt sich Microsoft eine Größe der Gaming-Branche ins Haus. Die Amerikaner verfügen über Blockbuster-Serien wie die Fantasy-Games "World of Warcraft" und "Diablo" oder den Ego-Shooter "Call of Duty". Zudem sicherte sich Microsoft neben Programmiererfahrung rund 400 Millionen monatliche aktive Nutzer von Activision Blizzard.

Die Übernahme für fast 69 Milliarden Dollar verdeutlicht: Angesichts gewaltiger Cash-Reserven der Tech-Riesen sind Übernahmen selbst von Branchenriesen wie Activision Blizzard für die großen Techs leicht finanzierbar. Überdies waren die Aktien der Spieleentwickler zwar zu Beginn der Pandemie gestiegen, weil Sozialkontakte durch Lockdowns beschränkt waren und die Zahl der Gamer stieg. Später aber hatten die Spieletitel teils deutlich eingebüßt, die Gelegenheit zum Kauf war günstig.

Dieser Trend dürfte durch die jüngsten Übernahmen gestoppt sein. Die Wall Street spekulierte bereits unmittelbar nach dem Activision-Deal auf weitere Übernahmekandidaten, scheint dies doch ein einfacher Weg für die Tech-Riesen, sich Wissen und Fertigkeiten zu sichern. So stieg etwa der Kurs des französischen Entwicklers Ubisoft nach der Ankündigung des Activision-Deals um mehr als zehn Prozent.

Bekannte Schwergewichte

Mit Spielereihen wie "Assassin’s Creed", "Far Cry" oder "Just Dance" verfügen die Franzosen über ein diversifiziertes Portfolio, das ihnen im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro beschert hat. Die geringe Marktkapitalisierung von knapp 6,3 Milliarden Euro macht das Unternehmen zu einem möglichen und attraktiven Übernahmeziel.

Doch auch Schwergewichte wie Nintendo mit immerhin 56,9 Milliarden Euro Börsenwert könnten ins Visier geraten. Ein möglicher Käufer erhielte ein Unternehmen, das mit Konsolen wie der Nintendo Switch und Franchises wie "Pokémon" oder "Super Mario" im Gaming-Sektor bekannt und stark aufgestellt ist. Für das im März endende Geschäftsjahr erwartet Nintendo einen Umsatz von umgerechnet 12,5 Milliarden Euro und damit etwas weniger als im Vorjahr.

Auch Take-Two Interactive aus Amerika ist bereits etabliert und verfügt mit "Grand Theft Auto" über eine sehr erfolgreiche Spielereihe. Das Unternehmen übernahm seinerseits erst den Online-Spieleanbieter Zynga für mehr als zwölf Milliarden Dollar. Take-Two ist an der Börse aktuell noch etwa 17,3 Milliarden Euro wert.

Ein anderes US-Unternehmen lieferte umsatzseitig jüngst das beste Quartal seiner Geschichte ab: Electronic Arts. Erfolgreiche Spielereihen wie "FIFA", "Madden Football", "Battlefield" oder "Need for Speed" erscheinen teils jährlich in einer neuen und aktuelleren Version. Die Marktkapitalisierung liegt bei mehr als 33,1 Milliarden Euro, eine Übernahme wäre somit ein enormes Unterfangen.

Perlen in Europa und Asien

Die schwedische Embracer Group kauft regelmäßig neue Entwicklerstudios zu und verfügt über eine Vielzahl an Tochterfirmen. Europas wertvollstes Videospielunternehmen ist dadurch deutlich weniger von einzelnen Spiele-Hits abhängig. Die Börse gesteht dem Unternehmen eine Bewertung von rund neun Milliarden Euro zu.

Günstiger, dafür aber deutlich spekulativer ist das polnische Unternehmen CD Projekt. Spielereihen wie "The Witcher" oder das Action-Rollenspiel "Cyberpunk 2077" machten das Unternehmen bekannt, Letzteres sorgte jedoch kurz nach Erscheinen unter Gamern für Unmut, da es einige Fehler enthielt und vor allem auf älteren Konsolen eine unzureichende Performance bot. Zwischendurch nahm Sony das Spiel sogar aus dem Playstation Store. Mit 4,1 Milliarden Euro Börsenwert ist das Unternehmen vergleichsweise klein.

Japans Konami bietet neben Videospielen auch Anime (japanischen Zeichentrick) und betreibt Spielautomaten und Sporteinrichtungen. Bekannt wurden die Asiaten auch mit dem Sammelkartenspiel "Yu-Gi-Oh!". Bei Videospielen bringt Konami beispielsweise die Spielereihe "Metal Gear Solid" oder auch die Fußball-Simulation "eFootball Pro" heraus, die früher als "Pro Evolution Soccer (PES)" erschien und mit der "FIFA"-Spielereihe von Electronic Arts konkurrierte. Konami wird mit 7,4 Milliarden Euro bewertet.

Umgerechnet 5,5 Milliarden Euro ist Square Enix wert. Das japanische Unternehmen brachte beispielsweise mit "Dragon Quest" und "Final Fantasy" erfolgreiche Rollenspielreihen auf den Markt und vertreibt zusätzlich passende Bücher und Zeitschriften. Womöglich steht die nächste große Übernahme also schon bevor.
 


INVESTOR-INFO

Ubisoft

Potenzial und Fantasie

Das Unternehmen verfügt über spannende Spieleserien aus verschiedenen Bereichen. Daneben scheinen Börsianer besonders bei den Franzosen die Fantasie einer möglichen Übernahme zu sehen. Analysten erwarten nach einem für Gaming-Unternehmen starken Vorjahr bei Ubisoft für 2022 einen leichten Umsatzrückgang, für die nächsten Jahre sind sie jedoch optimistisch und raten mehrheitlich zum Kauf.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 40,00 Euro

Electronic Arts

Etablierter Riese

Electronic Arts ist ein globaler Gigant bei Videospielen, bekannte und unter Gamern etablierte Spieleserien kommen von den Amerikanern. Die jüngsten Quartalszahlen verdeutlichten die operative Stärke des Unternehmens, auch wenn das neueste Spiel der "Battlefield"-Serie Probleme macht. Die Mehrheit der Analysten rät zum Kauf der Aktie, für die Deutsche Bank ist EA sogar der Top-Pick für 2022 im Gaming-Sektor.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 140,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro

Gaming-ETF

Nicht nur für Zocker

Wer statt auf einzelne Unternehmen lieber breit auf die Gaming-Branche setzen will, findet mit dem 2019 aufgelegten VanEck Vectors Video Gaming ands eSports UCITS ETF eine passende Lösung. Mit diesem können Anleger vom enormen Wachstum von Gaming und eSports profitieren. Größte der aktuell 26 Position ist Tencent, daneben finden sich Spieleentwickler wie Nintendo oder Activision Blizzard und auch Hardwareunternehmen wie Nvidia und AMD. Geografisch sind die USA mit knapp 42 Prozent am stärksten gewichtet, ansonsten liegt ein starker Fokus des Fonds auf der Region Asien.