An der geschlossenen Veranstaltung hatten Vertreter von Hedgefonds wie Brevan Howard und von großen Bankhäusern wie Goldman Sachs und Citi teilgenommen. Medien waren nicht zugelassen. Coeures Rede veröffentlichte die EZB erst am nächsten Morgen.
Doch schon während der Veranstaltung war der Euro-Kurs zum Dollar deutlich gefallen. "Der plötzliche Kursrückgang des Euro zeigt, dass jemand aufgrund der Anmerkungen Coeures gehandelt hat", sagte Ashraf Laidi, Chefstratege bei der City Index in London.
Coeure hatte bei dem Abendessen angekündigt, dass die EZB einen Teil der für Juli und August geplanten Anleihenkäufe wegen der in der Urlaubssaison üblicherweise dünnen Umsätze vorziehen wolle. Das sind marktrelevante Informationen - das insgesamt auf über eine Billion Euro angelegte Kaufprogramm der EZB war zuletzt einer der zentralen Faktoren hinter den Kursausschlägen des Euro. Als Coeures Rede schließlich tags darauf am Dienstag veröffentlicht wurde, bewegte die Aussicht auf verstärkte EZB-Anleihekäufe vor der Ferienzeit die Märkte immer noch kräftig.
Investoren reagierten verärgert: "Die Kardinalregel, Zentralbankkommentare direkt zu veröffentlichen, wurde verletzt", bemängelte Ashraf Laidi, Chefstratege bei der City Index in London. Sven Giegold, Europaabgeordneter von den Grünen, forderte eine transparente Kommunikationspolitik der EZB bei solchen informellen Veranstaltungen.
Die EZB machte einen "internen Prozess-Fehler" für die verspätete Veröffentlichung der Rede verantwortlich. Umso überraschender fiel daher die Antwort der Zentralbank am Mittwoch aus, nun Journalisten keine Redetexte mehr vorab mit Sperrfrist zugänglich zu machen. Denn bei vielen Zentralbanken ist dies eine übliche Praxis um sicher zu stellen, dass Medien zeitgleich berichten und kein Marktteilnehmer einen Informationsvorsprung erhält.
Reuters