"Seit dem Kollaps von Wirecard hat Deutschland das ganze sehr ernst genommen", sagte McCrum bei einem Pressegespräch am Donnerstag in Berlin. Es wäre aber besser gewesen, wenn seine Recherchen für die britische Wirtschaftszeitung "Financial Times" schon zuvor ernster genommen worden wären.
Der Journalist hatte schon 2015 über Unregelmäßigkeiten bei Wirecard berichtet und Untersuchungen zu dem Skandal bei dem früheren Dax (DAX 30)-Konzern ins Rollen gebracht. McCrum geriet wegen seiner Berichte selbst in die Kritik und auch ins Visier der Staatsanwaltschaft München. Im Wirecard-Skandal hat es nach Meinung McCrums eine Reihe von Fehlern gegeben. Unter anderem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die die Jahresabschlüsse von Wirecard prüfte, habe "spektakulär versagt", monierte er.
Zuvor war Kritik laut geworden, da die Befragung des Journalisten vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss nicht öffentlich ist. "Die Große Koalition will den Untersuchungsausschuss leise sterben lassen", teilte der der Linken-Abgeordnete Fabio De Masi mit. Es sei eine Blamage für den Bundestag und unwürdig. McCrum hingegen empfand den Umgang der Regierung als nachvollziehbar. "Ich freue mich sehr, hier zu sein und die Gelegenheit zu haben, mit dem Ausschuss zu sprechen", so McCrum.
Der Untersuchungsausschuss im Bundestag soll den Bilanzskandal um Wirecard aufarbeiten. Die Abgeordneten wollen eine Reihe prominenter Politiker als Zeugen befragen, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Im Sommer hatte der inzwischen insolvente Münchner Konzern Wirecard Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Das Unternehmen saß als Dienstleister für bargeldlose Zahlungen an Ladenkassen und im Internet an der Schnittstelle zwischen Händlern und Kreditkartenfirmen.
dpa-AFX