Ihm würden besonders schwerer gemeinschaftlicher Betrug sowie Beihilfe zu anderen Straftaten vorgeworfen. Schwerer Betrug kann mit zehn Jahren Gefängnis bestraft werden.

Der Mann arbeitete nach Angaben der Staatsanwaltschaft bisher als Leiter der Wirecard-Tochter Cardsystems Middle East. Die Konzerntochter in den Vereinigten Arabischen Emiraten spielte eine wichtige Rolle im Asiengeschäft des pleite gegangenen Konzerns. Die Strafverfolger befürchteten, dass der Manager Beweismittel beiseite schaffen oder Zeugen beeinflussen könnte. In Asien vermisst Wirecard einen Betrag von 1,9 Milliarden Euro in seiner Bilanz und hat die Vermutung geäußert, das das in der Bilanz verbuchte Geld wahrscheinlich gar nicht existiert.

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen eine Reihe gegenwärtiger und früherer Spitzenmanager von Wirecard wegen Marktmanipulation, Bilanzfälschung, Betrug und Untreue. Braun hatte sich nach seinem Rücktritt als Vorstandschef der Justiz in München gestellt. Wegen Fluchtgefahr wollte ihn die Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft behalten. Ein Gericht entschied jedoch, dass Braun gegen eine Kaution von fünf Millionen Euro wieder auf freien Fuß durfte.

Anders als bei Braun ordnete das Amtsgericht München bei dem nun festgenommenen Manager aus Dubai eine Fortdauer der Untersuchungshaft an. Der frühere Vorstand Jan Marsalek, der als Brauns rechte Hand bei Wirecard für das Tagesgeschäft zuständig war, setzte sich hingegen ab. Er hatte der Staatsanwaltschaft zwar nach Angaben von Insidern über seinen Münchner Rechtsanwalt zunächst ausrichten lassen, er werde sich ebenfalls stellen, tauchte dann aber unter. Marsalek war nach dem Auffliegen des Skandals fristlos entlassen worden.

Marsalek wurde zunächst auf den Philippinen und in China vermutet. Zuletzt jedoch teilte der Justizminister des Landes mit, entsprechende Ein- und Ausreisedaten von Marsalek seien gefälscht worden.

Aktionärsschützer - KPMG-Bericht zu Wirecard komplett offenlegen


Aktionärsschützer fordern bei der Aufklärung des Wirecard-Skandals mehr Transparenz. Der von den Wirtschaftsprüfern der KPMG erstellte Bericht müsse komplett offengelegt werden, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Der KPMG-Bericht rücke immer stärker ins Zentrum. "Bisher kennen wir aber allein die Kurzfassung. Der komplette Bericht hätte bereits direkt offengelegt gehört, wie es auch von Wirecard ursprünglich avisiert wurde."

Wirecard hatte nach wiederholten Vorwürfen der Bilanzmanipulation KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt. Nach mehreren Verzögerungen wurde eine Kurzfassung schließlich Ende April veröffentlicht. Sie brachte den Stein ins Rollen, der schließlich zum Kollaps des Zahlungsanbieters führte.

Da es so scheine, als würde der Bericht jetzt einzelnen Personen und Medien vorliegen, sei es umso dringender den vollständigen Bericht zu veröffentlichen, betonte Tüngler. Er kritisierte eine "massive Informationsasymmetrie". "Dass diese selbst jetzt noch vorherrscht, ist für die betroffenen Anleger, Mitarbeiter und Kunden eine weitere unerträgliche Dimension des Falles."

rtr