Anfang Februar meldete Warren Buffetts Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway, dass sie ihren Anteil an John Deere auf rund fünf Prozent verdoppelt habe. Nur wenige Tage danach gab der Landtechnikhersteller bekannt, dass der Gewinn im letzten Quartal des Vorjahres um 38 Prozent eingebrochen ist. Und auch die Prognose des Branchenprimus aus den USA für das laufende Jahr verspricht keine reiche Ernte: Der Gewinn werde wohl um ein Drittel geringer ausfallen als im Vorjahr. Dem Aktienkurs von Deere tat das keinen Abbruch, im Gegenteil, er stieg Mitte März sogar auf ein Allzeithoch.

Buffett bewies damit wieder einmal sein Geschick bei der Auswahl der Beteiligungen. Doch der Investmentguru ist nicht der Einzige, der auf Landtechnikaktien setzt. Auch die Bewertungen der meisten anderen Landtechnikkonzerne sind in den vergangenen Monaten gestiegen. Und das, obwohl Analysten der Branche weltweit nach Absatzeinbrüchen von bis zu 20 Prozent im Vorjahr auch für 2015 ein Umsatzminus von zehn Prozent und mehr prophezeien.



Dass die Hersteller von Traktoren, Mähdreschern oder Häckslern bei den Anlegern trotz der schlechten Aussichten nicht in Ungnade gefallen sind, ist den Besonderheiten der Branche geschuldet. Denn Landtechnik ist ein zyklisches Geschäft. Grundsätzlich hängt der Erfolg von Konzernen wie Deere oder Kubota aus Japan von der Einkommenssituation der Landwirte ab. Ein Beispiel: Als 2013 die Farmer in den USA Rekordgewinne einfuhren, sorgte das auch bei den Landtechnikern für das bisher beste Jahr der Branche. Doch spätestens als sich Mitte 2014 weltweite Rekordernten bei Soja, Mais und Weizen abzeichneten und die Preise für Agrarrohstoffe auf ein Fünfjahrestief fielen, verging den Bauern die Kauflaune.



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Unsicherheit bremst Investitionen

Das US-Landwirtschaftsministerium rechnet für dieses Jahr zwar mit einem Minus von 15 Prozent bei den Farmeinkommen. Dennoch ist das Verdienstniveau bei den Landwirten heute weltweit deutlich höher als etwa vor zehn Jahren. Und die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass auch bei stagnierenden oder sogar sinkenden Rohstoffnotierungen die Einkommen der Agrarier im Schnitt gestiegen sind. Zudem rechnet die Welternährungsorganisation FAO bis zum Jahr 2023 mit weiter wachsendem Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen - und auch mit tendenziell steigenden Rohstoffpreisen.

Die Investitionszurückhaltung bei Landtechnik wird denn auch von vielen anderen Faktoren beeinflusst. In Europa etwa fällt am 1. April die Milchquote. Bisher durften die Milchbauern nur genau festgelegte Kontingente produzieren. Wer mehr bei der Molkerei ablieferte, wurde mit Strafzahlungen belegt. Wenn künftig jeder Bauer so viel Milch verkaufen darf, wie sein Stall hergibt, dürfte das den Wettbewerb erhöhen - mit allen Risiken, aber auch Chancen des freien Marktes.



Für Unsicherheit bei Europas Landwirten sorgt auch die anhaltende Russland- Ukraine-Krise. Wegen der Sanktionen der EU ist mit Russland ein wichtiger Absatzmarkt besonders für veredelte Agrargüter wie Käse oder Saatgut vorerst versperrt. Investitionen in neue Technik werden daher erst mal verschoben. Die Politik ist es auch, die Bauern in Frankreich - Europas wichtigstem Markt für Landtechnik- in eine Art Käuferstreik getrieben hat. Seit Antritt der Regierung Hollande sind dort die Absatzzahlen in der Landtechnik um über 25 Prozent gefallen, weil sich die Landwirte von Paris nicht genug unterstützt fühlen.

Unter dem Strich fällt das Minus der Jahre 2014 und 2015 bei den Landtechnikherstellern allerdings weit geringer aus als das Wachstum der Jahre zuvor. Die fetten Jahre hat die Branche nicht nur genutzt, um ihre Eigenkapitalausstattung deutlich zu steigern, sie hat sich zukunftsfähig gemacht. So hat etwa der US-Konzern AGCO, der mit seinen Marken Fendt, Massey Ferguson, Valtra und Challenger fast die Hälfte seines Umsatzes bei den technikaffinen Bauern Europas macht, in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro in Forschung und Entwicklung Auch dadurch gelang es, die Kosten stark zu senken, als sich die ersten Umsatzrückgänge abzuzeichnen begannen. AGCO-Chef Martin Richenhagen wollte sich im Gespräch mit BÖRSE ONLINE zwar nicht festlegen, ab wann er mit steigenden Umsätzen rechnet. "Aber ich glaube, die Landwirte werden früher wieder investieren, als viele Analysten schätzen." Zudem kann er mit einem genehmigten Aktienrückkaufprogramm von 500 Millionen Dollar Kursschwächen entgegensteuern.



Finanziell gut aufgestellt ist auch Kubota. Die Japaner setzen auf eine globale Expansion, für Zukäufe haben sie bis zu zwei Milliarden Dollar parat. Zudem soll noch 2015 in einem neuen Werk in Frankreich die Produktion für den europäischen Markt starten. Die Trendwende für die Landtechniker dürften aber die Schwellenländer einläuten. In Südamerika etwa steigt die Nachfrage nach Landtechnik bereits wieder, in Afrika haben viele Regierungen Förderprogramme für die Technisierung der Landwirtschaft aufgelegt. Drehen auch die Märkte in Europa und den USA erneut, dürften Landtechnikanleger prächtige Ernten einfahren.

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