In keinem Segment des Aktienmarktes ist die Chance auf Alpha für aktive Portfoliomanager so hoch wie bei Micro Caps. Der Grund dafür ist, dass insbesondere bei niedrig kapitalisierten Titeln häufig Marktineffizienzen vorkommen. Das liegt auch daran, dass Standardwerte sehr viel häufiger von Analysten unter die Lupe genommen werden als Nebenwerte und zudem nur wenige professionelle Anleger Micro Caps in ihren Portfolios halten. So befinden sich zwischen 80 und 90 Prozent der US-amerikanischen Standardwerte in der Hand institutioneller Investoren - aber nur gut 30 Prozent der im Index Russell Microcap ex-Russell 2000 enthaltenen kleinsten Micro Caps. Auch werden diese Titel im Mittel (Median) nur von einem einzigen Analysten beobachtet. Bei Standardwerten sind es im Durchschnitt 16. Entsprechend hoch können die Überrenditen bei Investments in diese Aktienklasse ausfallen. BMO Global Asset Management etwa erzielte mit der hauseigenen Disciplined-Micro-Cap-Equity-Strategie in den fünf Jahren bis zum 30. Juni 2016 ein jährliches Alpha von 8,6 Prozent vor Kosten.
Small-Cap-Portfolios enthalten trotz ihres Namens häufig viele Titel mit vergleichsweise hoher Marktkapitalisierung. So lag die durchschnittliche Marktkapitalisierung - gemessen anhand des Medians - in den Portfolios einer ausgewählten Peer Group von Small-Cap-Fonds Ende Juni 2016 bei etwas mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar. Dagegen beträgt sie im Small-Cap-Index Russell 2000 lediglich 661 Millionen US-Dollar - und bei unserer "Disciplined-Micro-Cap-Strategie" sogar nur 454 Millionen US-Dollar. Indem Investoren Micro Caps in ihr Portfolio aufnehmen, können sie Verzerrungen in ihrer Small-Cap-Allokation in Richtung höher kapitalisierter Titel also vermeiden.
Die USA sind nach wie vor die wichtigste Volkswirtschaft der Welt - entsprechend viele große US-Unternehmen sind weltweit aktiv. Für Investoren, die gezielt auf die Binnenwirtschaft der USA setzen wollen, stellt dies allerdings eine Herausforderung dar. Schließlich erzielen viele Large-Cap-Unternehmen einen wichtigen Teil ihrer Umsätze in Übersee. Anders sieht dies bei Micro Caps aus: Der von ihnen auf dem heimischen Markt generierte Umsatzanteil liegt bei über 90 Prozent.
Die geringe Liquidität von Micro Caps im Vergleich zu Bluechips ist nur eine Seite der Medaille. Betrachtet man die niedrig kapitalisierten Aktien nämlich als Alternative zu Private Equity, also Eigenkapitalinvestments, die gar nicht börsennotiert sind, und setzt auf die Aktienklasse in Form einer Fondslösung, so erscheint die ständige Handelbarkeit eines Micro-Cap-Fonds als vergleichsweise komfortabel. Wie Private Equity bieten Micro Caps Zugang zu Unternehmen in einer relativ frühen Phase ihrer Entwicklung - und das ohne strikte Liquiditätsbeschränkungen.
Mit Micro-Cap-Fonds können Investoren gezielt auf die Anlageklasse setzen. Unsere Micro-Cap-Strategie beispielsweise zeichnet sich durch einen systematischen Investmentprozess aus, der auf einer gründlichen Analyse des Anlageuniversums aufbaut und bei dem zuerst Aktien eliminiert werden, die als zu illiquide oder mit zu hohen Risiken behaftet angesehen werden. Anschließend nutzen unsere Portfoliomanager ein Multifaktormodell, um gezielt die Renditeerwartung des Portfolios zu maximieren und dabei das Anlagerisiko strikt zu kontrollieren.
Ernesto Ramos
Ramos leitet seit 2005 die Abteilung für US-Aktien bei BMO. BMO Global Asset Management ist ein globaler Investmentmanager, der 1817 unter dem Namen Bank of Montreal gegründet wurde und heute mit Investmentzentren in London, Toronto, Chicago und Hongkong sowie neun Niederlassungen in 18 Ländern arbeitet. Das verwaltete Vermögen beläuft sich derzeit auf mehr als 202 Milliarden Euro.