Gea-Chef Jürg Oleas kennt Konglomerate. Bevor der Maschinenbauingenieur vor zehn Jahren überraschend an die Spitze der Gea Group gerückt war, hatte der Schweizer für die Mischkonzerne ABB und Alstom gearbeitet. Ein Fan von breiten Unternehmensstrukturen ist Oleas dort offensichtlich nicht geworden. Die Firmengruppe Gea hat der Manager jedenfalls konsequent umgebaut. Der in Ecuador geborene Manager will Gea laut soeben verkündeter Konzernstrategie als Spezialmaschinenbauer zum weltweit größten Anlagenlieferant der Lebensmittelindustrie aufstellen.
Kunden wie Nestlé, Unilever oder Mondelez liefern schon jetzt drei Viertel des auf 4,6 Milliarden Euro geschätzten Umsatzes für 2014. Aktuell gehören die Düsseldorfer nach eigenen Angaben zu den Top 3 der Produzenten von Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Lebensmitteln. Das Portfolio reicht von Systemen für landwirtschaftliche Betriebe wie Melk- und Fütterungsanlagen bis hin zu komplexen Systemen, die Geflügelfleisch zu den verschiedensten Lebensmitteln verarbeiten. Diese Technologien, mit denen Konzerne wie Unilver, Danone und Nestlé Lebensmittel am laufenden Band neu entwickeln und produzieren, werden auch in den Schwellenländern immer wichtiger.
Dort wachsen nicht nur die Bevölkerungszahlen insgesamt, sondern auch die Mittelschicht, das beschert der Lebensmittelindustrie ein starkes Wachstum. "Aktuell haben wir in Schwellenländern etwa 40 Prozent Umsatzanteil. Ich sehe das Potenzial, dass Gea im Jahr 2020 in den Emerging Markets direkt oder indirekt 60 bis 70 Prozent des Umsatzes erlösen wird", sagt Oleas.
Dass die Entwicklungen der Lebensmittelbranche weitgehend unabhängig von konjunkturellen Schwankungen verlaufen, sorgt für Stabilität im Geschäftsmodell. Was nicht in diese Struktur passt, wird verkauft, wie jüngst das Geschäft mit Wärmetauschern. Die Sparte lieferte zwar ein Viertel des Umsatzes und ein Fünftel des operativen Gewinns, war jedoch kaum in der Lebensmittelindustrie aktiv. Der Verkauf an den Finanzinvestor Triton spülte den Düsseldorfern im April 1,3 Milliarden Euro in die Kasse. Das war mehr als erwartet.