Die Dax-Vorstände verdienten 2019 im Schnitt das 49-fache ihrer Mitarbeiter, im Vorjahr war es das 52-fache. Obwohl die Gewinne der Dax-Unternehmen 2019 um 15 Prozent schrumpften, hielten sich die Einbußen für die Top-Manager in Grenzen. Denn die Vorstände profitierten vom kräftigen Anstieg der Aktienkurse, an die die Boni geknüpft sind - die zudem vielfach in Aktien ausgezahlt werden. Der Dax legte 2019 um mehr als 25 Prozent zu.
DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler forderte, dass sich die Corona-Krise auch auf den Gehaltszetteln der Vorstände bemerkbar machen muss. "Wenn Aktionäre auf die Dividende verzichten müssen und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden, muss auch der Vorstand Verzicht üben." Auch wenn sich die Aktienkurse seit ihren Tiefs erholt haben, würden sich die Ergebniseinbrüche 2020 bei der Vorstandsvergütung widerspiegeln, sagte Tüngler voraus.
Spitzenreiter bei der Vergütung war im vergangenen Jahr einmal mehr Volkswagen mit 5,7 (sechs) Millionen Euro je Vorstandsmitglied, gefolgt vom Softwarekonzern SAP mit 5,6 Millionen und dem Darmstädter Pharmakonzern Merck mit 5,5 Millionen. Nicht in die Studie einbezogen wurde Linde, da es sich im Grunde um eine ausländische Gesellschaft handele. Nach einer methodisch abweichenden Studie des Beraters hkp kam Linde-Chef Steve Angel inklusive Erfolgsprämie und Langfrist-Boni auf 16,5 Millionen Euro - und war damit Gehalts-Krösus in den europäischen Börsenindizes Stoxx Europe 50 und Euro Stoxx 50.
Top-Verdiener unter den amtierenden Dax-Chefs war der DSW-Studie zufolge VW-Chef Herbert Diess mit 9,9 Millionen Euro. Dahinter folgten Merck-Chef Stefan Oschmann mit 8,5 Millionen und Siemens-Chef Joe Kaeser mit 7,2 Millionen. Bestverdienender Finanzchef war James von Moltke von der Deutschen Bank, der 4,9 Millionen Euro erhielt. "Hier zeigt sich, dass nicht immer die Unternehmensperformance das Gehalt bestimmt", sagte Studienautor Gunther Friedl von der TU München.
VERGÜTUNGSSYSTEME SOLLEN "ALLGEMEIN VERSTÄNDLICH" WERDEN
Aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben (ARUG II) müssen die Konzerne ihre in den vergangenen Jahren immer komplexer gewordenen Vergütungssysteme anpassen. Ab 2022 müssen sie der Hauptversammlung jährlich einen "allgemein verständlichen" und "individualisierten" Bericht zur Vergütung von Vorstand und Aufsichtsrat zur Abstimmung vorlegen. Die Überarbeitung dürfe nicht ausgenutzt werden, um die Gesamtvergütung deutlich zu erhöhen, forderte Tüngler. Zugleich sei jetzt der Zeitpunkt, die Systeme radikal zu vereinfachen. Tüngler warnte zugleich davor, die durch die Corona-Pandemie gedämpften Ergebnisse als Basis für künftige laxe Zielvorgaben zu nutzen, die für ein kräftiges Gehaltsplus sorgen würden. "Corona und seine aktuellen Auswirkungen dürfen beim Thema Vergütung nicht zu einem Katapult zukünftiger Vergütungen werden."
rtr