Die Dividendensaison im DAX nimmt Fahrt auf. Am vergangenen Freitag luden die DAX-Konzerne BASF, Bayer, Continental, Mercedes-Benz und Vonovia zu ihren Hauptversammlungen. Am darauffolgenden Börsentag wird die jeweilige Dividende vom Aktienkurs abgezogen, also "ex Dividende" gehandelt.
Der Chemiekonzern BASF zahlt 3,40 Euro je Aktie. Im Vorjahr waren es noch 3,30 Euro. Insgesamt 3,1 Milliarden Euro schüttet der Leverkusener DAX-Konzern damit an die Aktionäre aus. Anleger erzielen damit eine attraktive Dividendenrendite von 6,7 Prozent.
Das Unternehmen bestätigte am Freitag außerdem die Ziele für das laufende Jahr. Allerdings bleibe das Marktumfeld von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt, hieß es. Die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf Preise und die Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen seien nicht vorhersehbar.
Auf der virtuellen Hauptversammlung warnte BASF-Chef Martin Brudermüller indes vor schweren Folgen eines möglichen Embargos von russischem Erdgas. "Wenn über Nacht die Erdgaslieferungen aus Russland wegfallen, würde das zu einer irreversiblen Schädigung der Volkswirtschaft führen", sagte er. Im Extremfall müsste BASF die Produktion im Stammwerk in Ludwigshafen einstellen.
Bayer-Aktionäre stimmen gegen Vergütungspraxis
Der Vorstand des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer musste auf der virtuellen Hauptversammlung eine Klatsche von den Aktionären bei seiner Bezahlung für das vergangene Jahr einstecken: Der Vergütungsbericht wurde mit 75,89 Prozent abgelehnt. Die Abstimmung hat zwar keine rechtlichen Folgen. Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann kündigte dennoch an, das Kontrollgremium werde die Ablehnung durch die Anteilseigner zum Anlass nehmen, das Vergütungssystem gründlich zu überprüfen. Zuvor hatte Winkeljohann darauf verwiesen, dass die Vorstandsvergütung nach wie vor nach dem Vergütungssystem gewährt werde, das die Anteilseigner bei der Hauptversammlung 2020 mit einer Zustimmung von mehr als 94 Prozent genehmigt hätten.
Einbußen bei der Zustimmung der Anteilseigner musste der Vorstand zudem bei seiner Entlastung hinnehmen. Der Vorstand wurde mit einer Zustimmung von lediglich 82,06 Prozent entlastet. Bereits im Vorfeld hatten sich Investoren darüber kontrovers geäußert. Im vergangenen Jahr lag die Zustimmung noch bei 90,08 Prozent. 2019 hatten von der Monsanto-Übernahme enttäuschte Aktionäre den Vorstand nicht entlastet - ein bis dahin einmaliger Vorgang im DAX.
Den wiederkehrenden Spekulationen über eine Aufspaltung des Agrar- und Pharmakonzerns erteilte Bayer-Chef Werner Baumann eine Absage. "Wir sind mit unserer Ausrichtung auf die menschlichen Grundbedürfnisse Gesundheit und Ernährung auf dem richtig Weg. Wir fühlen uns also in unserer strategischen Ausrichtung bestätigt", sagte er. Bayer-Aktionäre erhalten für 2021 eine Dividende von 2 Euro, nach 2,80 Euro im Vorjahr. Die Dividendenrendite liegt damit bei 3,6 Prozent.
Continental sieht Neuausrichtung nicht richtig bewertet
Der Autozulieferer Continental sieht seine Neuausrichtung und technologischen Fähigkeiten vom Aktienmarkt nicht richtig bewertet. "Wir sind der Meinung, dass der Kapitalmarkt dies nicht adäquat in der Bewertung berücksichtigt", sagte Konzernchef Nikolai Setzer am Freitag auf der virtuellen Hauptversammlung. Er verwies auf die Transformation, in der die gesamte Branche stecke, und die damit verbundenen hohen Investitionen. "Dies spiegelt sich zurzeit auch in unserer Performance wider und stellt eine zusätzliche Hürde dar in der Umsetzung unserer Strategie." Der DAX-Konzern arbeite daran, die Profitabilität durch die Neuausrichtung des Unternehmens, Kostensenkungen und Maßnahmen zur Portfolio-Optimierung zu steigern.
Dennoch müssen sich Anteilseigner, Belegschaft und Kunden in diesem Jahr auf einen ruppigen Geschäftsverlauf und womöglich weiter steigende Kosten einrichten. Der Ukraine-Krieg, neue Corona-Probleme in China sowie die Versorgung mit Chips und Rohstoffen bleiben große Risikofaktoren. "Allgemein sind die Lieferketten und die Rohstoffmärkte sehr angespannt", sagte Setzer. Neben teurerer Energie erschwerten weitere Pandemie-Lockdowns in Asien Logistik und Transport. Letzteres hemmt vor allem die Versorgung mit Halbleitern, wobei Continental erst in der zweiten Jahreshälfte mit Entspannung rechnet.
Dem Dividendenvorschlag von 2,20 Euro je Aktie und allen übrigen Anträgen stimmten die Anteilseigner mehrheitlich zu. Damit erzielen die Aktionäre eine Dividendenrendite von 4,3 Prozent.
Geldregen für Mercedes-Aktionäre
Bei dem Autobauer Mercedes Benz steigt dank hoher Gewinne die Ausschüttung auf 5 Euro je Aktie nach 1,35 Euro im Jahr zuvor. Die Dividendenrendite beträgt 6,8 Prozent. In der Dividende ist ein Anteil von 70 Cent aus dem Nutzfahrzeuggeschäft enthalten, da Daimler Truck für das vergangene Jahr keine separate Dividende auszahlen wird. Der nun selbstständige Hersteller von Lastwagen und Bussen ist ebenfalls börsennotiert. Der Daimler-Konzern war im vergangenen Jahr aufgespalten worden - bei Mercedes-Benz ist nun das Auto- und Transportergeschäft gebündelt. Daimler Truck führt das frühere Daimler-LKW-Geschäft.
Der Russland-Ukraine-Krieg verschärft bei Mercedes Engpässe bei bestimmten Bauteilen. Die Stuttgarter arbeiten mit Zulieferern aus der Ukraine zusammen, die unter anderem Kabelbäume liefern, wie Chef Ola Källenius auf der virtuellen Hauptversammlung sagte. In Russland wurden Produktion und Vertrieb unterbrochen, es werden aber noch Kunden mit bestehenden Leasing- und Finanzierungsverträgen betreut. Mercedes bezog noch im vergangenen Jahr Rohstoffe wie das Edelmetall Palladium aus Russland. Der Anteil von Russland und der Ukraine am Mercedes-Geschäft lag bisher zusammen bei rund zwei Prozent. "Wir halten die Sanktionen ein", sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm mit Blick auf westliche Strafmaßnahmen gegen Russland.
Mercedes-Benz ist zudem wie andere Hersteller von Versorgungsengpässen bei Halbleitern betroffen. "Die Lage sollte sich dieses Jahr verbessern", sagte Källenius. Mercedes hatte von Januar bis Ende März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich weniger Autos verkauft. Der Rückgang beim Absatz sei ausschließlich dem Mangel an Halbleitern zuzuschreiben. Die Nachfrage nach Autos sei hoch, hieß es.
Vonovia stellt dauerhaft steigende Dividenden in Aussicht
Der Wohnungsriese Vonovia stellte am Freitag seinen Aktionären langfristig wachsende Dividenden in Aussicht. Da das Unternehmen von einem nachhaltig steigenden Gewinn ausgehe, erwarte Vonovia auch eine angemessene Steigerung der Dividende, sagte Konzernchef Rolf Buch. Den Gewinn aus dem operativen Geschäft (Group Funds from Operations/Group FFO) - die bei Immobilienfirmen zentrale Kennziffer - will Buch in diesem Jahr um mehr als 20 Prozent steigern. Im vergangenen Jahr belief sich der Group FFO auf 1,67 Milliarden Euro. Die Aktionäre erhalten für 2021 eine Dividende von 1,66 Euro je Aktie und erzielen damit eine Dividendenrendite von 4,5 Prozent.
Buch sagte, die Dividendenpolitik der Vonovia sei, 70 Prozent des Group FFO auszuschütten. Für 2021 habe es ausnahmsweise eine höhere Quote gegeben, die im Zusammenhang mit Berechnungen im Zuge der Übernahme der Rivalin Deutsche Wohnen stehe. Ohne den Zukauf hätte die Ausschüttungsquote bei 70 Prozent gelegen, so Buch. Vonovia hatte die Konkurrentin 2021 für rund 17 Milliarden Euro geschluckt.
fh/rtr/dpa-AFX