Zweistellige Kursanstiege voraus? Darum sind die Börsenprofis für den DAX im neuen Jahr mehr als bullisch gestimmt.
Börsenprofis gehen optimistisch in das neue Jahr. Dem DAX wird der Sprung über die Marke von 20 000 Punkten zugetraut. Das zeigt ein Blick auf die Prognosen wichtiger deutscher Banken. Die Commerzbank sieht den DAX in einem Bereich zwischen 19 900 und 22 300 Punkten, die DZ Bank erwartet Ende 2025 einen Indexstand von 21 500 Punkten, die Deutsche Bank von 20 500. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag der DAX bei 19 800 Punkten. Die Prognosen der Profis würden also einem Plus bis zu 13 Prozent entsprechen.
Kurstreiber, aber auch Risikofaktor, ist Donald Trump. Steuersenkungen und Deregulierung des kommenden US-Präsidenten würden auch deutschen Unternehmen mit US-Geschäft helfen. Gleichzeitig können Schutzzölle erhebliche Schäden anrichten. „Ein eskalierender Handelsstreit zwischen den USA und China dürfte den Welthandel stark belasten, und der DAX als stark exportabhängiger Index würde wohl darunter überdurchschnittlich leiden“, warnt Andreas Hürkamp, Aktienmarktstratege der Commerzbank.
Nachdem Europäische Zentralbank und amerikanische Fed ihre Zinsen zuletzt gesenkt haben, dürfte die Geldpolitik bald auseinanderlaufen: „Die angekündigten Zollerhöhungen sind keine günstigen Rahmenbedingungen für eine langfristige Lockerung der US-Geldpolitik. Im Euroraum ist die Inflationsentwicklung auch wegen des mauen Wachstums dagegen etwas weniger stark ausgeprägt, was der EZB mehr Spielraum lässt“, so Christoph Kutt, Leiter Fixed Income Research bei der DZ Bank.
Wichtige Weichenstellungen wird auch die Bundestagswahl bringen: „Deutschland steht wirtschaftspolitisch an einem Scheideweg. Der Ausgang der Neuwahlen im Februar 2025 und die Diskussion um eine Reform der Schuldenbremse werden für den Konjunkturausblick wichtig sein. Während kurzfristig Unsicherheiten bestehen, könnten Investitionen in Zukunftsthemen wie Infrastruktur und künstliche Intelligenz langfristig Stabilität und Wachstum schaffen“, erklärt Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland bei der Deutschen Bank. Ein anderer Wachstumsimpuls könnte von europäischer Ebene kommen: durch fiskalische Programme wie den Draghi-Plan mit Investitionen von jährlich 800 Milliarden Euro. Profiteure wären nach Einschätzung der Deutschen Bank vor allem die Infrastruktur, erneuerbare Energien, Logistik und Mobilität sowie der Gesundheits- und Wohnsektor.
50 Milliarden Euro Dividende
Der Analystenkonsens traut den DAX-Konzernen im neuen Jahr einen Gewinnzuwachs von zehn Prozent zu. Die Commerzbank hält das für zu optimistisch und kalkuliert mit fünf Prozent. Knapp die Hälfte der 40 Indexmitglieder dürften ihre Dividende erhöhen. „Vor allem in den DAX-Sektoren Banken, Telekom, Versicherungen und Versorger finden Investoren viele Unternehmen mit steigenden Dividenden“, erwartet die Commerzbank. In den konjunktursensiblen Sektoren Auto und Chemie drohen dagegen Kürzungen. Die Dividendensumme des DAX wird nach Hochrechnung der Commerzbank um vier Prozent auf 50,4 Milliarden Euro sinken.
Etwas mehr Potenzial als beim DAX sehen die Aktienstrategen aus Deutschland beim amerikanischen S&P 500. Dort erwartet die Deutsche Bank zum Jahresende 6500 Punkte, die DZ Bank sogar 6900. Bei einem Stand von zuletzt rund 6000 Punkten entspricht das einem Aufwärtspotenzial von bis zu 15 Prozent.
Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier