Google weiß doch nicht alles. Diesen Eindruck muss bekommen, wer sich Crossmedia Link der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) anschaut. Hinter dieser Wortschöpfung steckt ein Messinstrument des Marktforschers, das weltweit genau aufzeichnet, in welchen Medien ein Kunde Anzeigen sieht und ob, wann und wo er das dort beworbene Produkt später erwirbt - egal ob On- oder Offlinewerbung, Internet- oder Ladenkauf. Anders als Google verfügt die GfK neben der Medienanalyse auch über Messgruppen, in denen Verbrauchern - mit deren Erlaubnis, wohlgemerkt - bei On- wie Offlineeinkäufen über die Schulter geschaut wird.

Verwandelter Marktforscher



Um Produkte wie Crossmedia Link anbieten zu können, hat sich der Marktforscher in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Zunächst machten zahlreiche Zukäufe aus dem einst lokalen Anbieter einen internationalen Konzern mit zuletzt 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Spätestens seit 2012 wird intern jedoch konsolidiert. Laufende Verschmelzung ordnet den Wildwuchs an Tochterfirmen aus der Übernahmezeit, eine neue Organisationstruktur beendet das Klein-Klein regionaler Verantwortlichkeiten. Und zunehmend mehr Dienstleistungen sind standardisiert und werden zentral erbracht. Im Falle des Geschäftssegments Consumer Experience (CE) führten die Bemühungen zu einer stabilen Gewinnspanne von rund sieben Prozent, trotz leicht sinkender Umsätze. Rentabler und seit Jahren stabil wachsend ist hingegen das zweite Firmenstandbein Consumer Choices (CC). Hier ermitteln die Nürnberger, welche Produkte wann und wo verkauft wurden, oder sie messen Einschaltquoten. Diese Daten können an mehr als nur einen Kamerahersteller oder TV-Sender verkauft werden, was zu einer Marge von 21,9 Prozent führt. Die Sparte steuerte 2015 daher über zwei Drittel zum operativen Gewinn von 188 Millionen Euro bei.

In diesem Jahr soll das Maßnahmenbündel zu einer Marge von 14 bis 15 Prozent führen, nachdem die Gewinnspanne 2015 bei 12,1 Prozent lag. Weil damit jedoch das untere Ende der eigenen Prognose um 0,3 Prozentpunkte verfehlt wurde, musste die GfK im Dezember eine Gewinnwarnung veröffentlichen. Da der Konzern seit 2012 öfter mit ähnlichen Nachrichten überraschte, sackte der Kurs am selben Tag um zehn Prozent ab, 120 Millionen Euro Börsenwert waren vernichtet. Dabei zeigte das Jahresergebnis später, dass der Gewinn durch die geringere Marge nur um rund 2,5 Prozent kleiner ausfiel. Gleichzeitig wird Konkurrent Nielsen, der fast nur CC-Dienste anbietet, an der Börse mit dem 9,2-Fachen seines Ebitda bewertet. Bei der GfK ist es das 5,4-Fache. Würde nur das operative Ergebnis der CC-Sparte ähnlich bewertet, müsste die GfK an der Börse mehrere Hundert Millionen Euro mehr wert sein. Noch scheint aber selbst Google die Unterbewertung nicht zu kennen.