In dem Bericht analysieren die Autoren die Hauptrolle von sauberem Wasserstoff beim Erreichen des Ziels von Netto-Null-CO2-Emissionen spielt. Dabei konzentrieren sich die Analysten auf grünen Wasserstoff ("E-Wasserstoff"), der erzeugt wird, wenn erneuerbare Energie die Elektrolyse von Wasser antreibt.
Den Angaben von Goldman Sachs zufolge scheint sich grüner Wasserstoff zu einer Chance zu entwickeln, die sich nur einmal in einer Generation bieten wird: Man schätzt, dass damit bis 2050 ein adressierbarer globaler Markt von zehn Billionen Euro allein für die Versorgungsindustrie geschaffen werden könnte.
Wie es weiter heißt, könnte E-Wasserstoff für die Versorgungs- (und Energie-)Industrie von zentraler Bedeutung sein und bis 2050 folgende Potenziale bergen: Erstens, sich zum größten Stromkunden zu entwickeln und die Stromnachfrage in Europa zu verdoppeln; zweitens die bereits positiven Schätzungen von Goldman Sachs zum EU Green Deal bezüglich der Investitionen in erneuerbare Energien im Jahr 2050 zu verdoppeln (Verdreifachung des jährlichen Zubaus von Wind- und Sonnenenergie). Drittes verspreche der Aspekt eine tiefgreifende Umgestaltung des Gasnetzes zu bewirken, viertens könnte damit das Problem der saisonalen Stromspeicherung gelöst werden und fünftens könnte konventionellen thermischen Stromerzeugern dadurch dank der Umwandlung von Gaskraftwerken in Wasserstoffturbinen ein zweites Leben ermöglicht werden.
Nachfolgend berichtet BÖRSE ONLINE noch etwas detaillierter was Goldman Sachs der europäischen Versorger-Branche mit Blick auf den Megatrend Wasserstoff prognostiziert und bei welchen Versorger-Aktien aus Europa nicht zuletzt basierend auf dem Thema Wasserstoff zum Kauf rät.
Die wichtigsten Schlussfolgerungen zum Thema grüner Wasserstoff
Im so genannten "Carbonomics"-Bericht hat Goldman Sachs wie bereits erklärt die Hauptrolle von sauberem Wasserstoff beim Übergang zu Net Zero als Mittel zur Dekarbonisierung der schwierigsten Teile der Kostenkurve bei der Entkarbonisierung analysiert. Dabei geht es um die Herstellung, den Schwertransport und die saisonale Lagerung.
In dem Bericht konzentrieren sich die Analysten auf die Auswirkungen von grünem Wasserstoff ("E-Hydrogen") auf den Versorgungssektor. Wie bereits eingangs geschrieben, schätzt man, dass E-Wasserstoff bis 2050 weltweit einen adressierbaren Markt von zehn Billionen Euro (rund 13 Prozent des globalen BIP des Jahres 2018) alleine für die Versorgungsindustrie schaffen könnte.
Mit Blick auf das Jahr 2050 legt die Analyse von Goldman Sachs den Schluss nahe, dass grüner Wasserstoff in Europa das Potenzial dazu hat, den Energiebedarf zu verdoppeln. Da die Elektrolyse (der Prozess, bei dem grüner Wasserstoff durch Trennung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt wird) ein sehr stromintensiver Prozess ist, gehen die Autoren davon aus, dass - basierend auf der Arbeitsannahme der Europäischen Kommission bei der Erstellung der eigenen Wasserstoff-Strategie von 500 GW Elektrolyseuren bis 2050 (gegenüber 0,1 GW heute und angestrebten 6 GW bis 2024 bzw. von 40 GW bis 2030) - grüner Wasserstoff der größte Stromkunde werden könnte. Allein der Strombedarf für die Elektrolyse könnte laut Goldman Sachen den europäischen Stromverbrauch verdoppeln.
Zudem könnten sich die Schätzungen für die erneuerbare Kapazität nach dem Szenario des EU-Green-Deals verdoppeln, obwohl Goldman Sachs die eigenen aktuellen Prognosen bereits als die zuversichtlichste Vorhersage am Markt bezeichnet. Wasserstoff aus der Elektrolyse wäre jedenfalls nur dann sauber, wenn er aus erneuerbaren Quellen stammt. Da theoretisch ein Elektrolyseur mit einem Volumen von einem GW mindestens zwei GW dedizierter Wind-/Solarkapazität erfordern würde, impliziere die EU-Wasserstoffstrategie den Bedarf von fast 1.300 GW dedizierter, inkrementeller erneuerbarer Kapazität. Das vergleicht sich mit den heute verfügbaren rund 350 GW in Europa und wäre somit vergleichbar mit einer vierfachen Steigerung.
Außerdem wäre von einer tiefgreifenden Umgestaltung des Gasnetzes auszugehen. In Übereinstimmung mit der EU-Wasserstoffstrategie müssten H2-Moleküle durch die bestehenden Gasnetze transportiert werden, da immer mehr Teile der Wirtschaft auf Wasserstoff angewiesen wären (z.B. Busse, Schienen, Züge, Fabriken) und die Rolle des Wasserstoffs immer "dezentralisierter" würde. Die Notwendigkeit, Wasserstoff zu komprimieren (das H2-Molekül hat einen geringeren Energiegehalt als Erdgas pro Kubikmeter, aber einen viel höheren Energiegehalt als Erdgas pro kg) und die Rohre besser abzudichten (das Molekül ist dünner als Gas), würde eine tiefgreifende Umgestaltung des Transportgasnetzes erforderlich machen.
Darüber hinaus wäre es wichtig, eine Lösung des Problems der saisonalen Lagerung zu finden. Die Erzeugung von Wasserstoff in Zeiten hoher Wind-/Solarverfügbarkeit würde es ermöglichen, die mit erneuerbaren Energien einhergehenden Beschränkungen zu reduzieren und H2 auch für Situationen mit hohem Strombedarf verfügbar zu machen, insbesondere wenn diese Ereignisse durch eine ungewöhnlich niedrige Verfügbarkeit erneuerbarer Energien gekennzeichnet seien. Wasserstoff könnte in Brennstoffzellen oder - wahrscheinlicher bei besserer Wirtschaftlichkeit - in (umgerüsteten) gasbefeuerten Anlagen eingesetzt werden.
Außerdem weist Goldman Sachs abschließend auch noch darauf hin, dass sich für thermische Stromerzeuger ein zweites Leben ergeben könnte. Mit einer relativ bescheidenen Investition könnten Gaskraftwerke umgewandelt werden, um stattdessen Wasserstoff zu verbrennen. diese H2T-(Wasserstoffturbinen-)Kraftwerke könnten als "Spitzenanlagen" genutzt werden, um in Zeiten ungewöhnlich hoher Nachfrage und/oder extrem niedriger Produktion aus erneuerbaren Energieträgern Reservestrom bereitzustellen. Dies würde bedeuten, dass die bestehende CCGT-Flotte einen "Wasserstoff-Optionswert" genießen könnte, ein Bereich, der in der Analyse bisher weitgehend übersehen worden sei.
Die EU-Wasserstoffstrategie bis 2030 fordert eine >650-fache Steigerung des Elektrolysemarktes. Kapazitätsziele der EU für Elektrolyseure.
Goldman Sachs schätzt den weltweit adressierbaren Markt für Wasserstoff bis 2050 auf fast 10 Billionen Euro. Geschätzter Wasserstoff adressierbarer globaler Markt, 2050E (ausgewählte Parameter ab 2018)
Die Folgen für Versorger-Aktien in Europa
Basierend auf dem vorgestellten Szenario kommt Goldman Sachs mit Blick auf Vesorger-Aktien in der EU zu folgenden Schlussfolgerungen: Obwohl vor 2024-25 mit keinem Ergebnisbeitrag durch sauberem Wasserstoff zu rechnen sei, glauben die Analysten, dass in den kommenden 12-18 Monaten die Bewertungsmultiplikatoren wahrscheinlich bereits damit beginnen werden, das enorme und säkulare Potenzial dieses Themas widerzuspiegeln. In der Berichterstattung über europäische Versorgungsunternehmen sieht man drei Hauptmöglichkeiten, sich als Anleger mit E-Wasserstoff zu befassen:
Da sauberer Wasserstoff das Potenzial habe, zum größten Stromkunden in der EU zu werden, und da die steigende Nachfrage durch umweltfreundliche erneuerbare Energien gedeckt würde, schätzt man, dass der europäische Markt für erneuerbare Energien gegenüber unserem Green-Deal-Szenario eine starke Beschleunigung in Bezug auf den jährlichen Kapazitätszuwachs erfahren könnte. Dank einer Kombination aus prozentual zweistelligen Umsatzchancen über 30 Jahre und einem vorteilhaften kurzfrisitgen Risiko-Ertrags-Profil seien erstens Anbieter mit bedeutenden Aktivitäten bei Erneuerbaren Energien wie RWE, EDP/EDPR, Enel, Iberdrola, SSE und Orsted hervorzuheben.
Bei der Gasinfrastrukturaktivitäten sei mit einer Renaissance bei den Investitionen zu rechnen. Den Schätzungen von Goldman Sachs zufolge wird der Investitionsbedarf für die Neukonfiguration des europäischen Gashochdrucknetzes (Transport) für Enagas (bis 2050) fast sechs Milliarden Euro betragen. Zudem schätzt man, dass Snam die Investitionen auch um rund 30 Prozent beschleunigen könnte, was dazu beigetragen hat, dass man diese Aktie von Verkaufen auf Kaufen hochgestuft hat. Jedenfalls seien die längerfristigen Chancen für diesen Wert aufgrund der Erneuerbaren Energien Thematik und einer bereits attraktiven und wachsenden Dividende (Rendite für 2021 von rund sechs Prozent als positiv einzuschätzen.
Zweites Leben für CCGTs. Die Umrüstung von Gaskraftwerken in Wasserstoffturbinen oder der Ersatz bestehender Gaskraftwerke durch H2T könnte zu einer zweiten Lebensdauer bei den alten Stromerzeugern führen. Die Stromkosten für Wasserstoffturbinen würden ein reguliertes System nahelegen, um Investitionen anzuziehen. Dies könnte das Wachstum der wichtigsten Stromerzeuger mi Hilfe von Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerken ankurbeln, wobei die Hauptnutznießer Uniper, Engie und RWE sein könnten.
Zu den portugiesischen Branchenvertretern EDP und EDPR hat Goldman Sachs Kaufurteile abgegeben. Bei EDP ist dieses mit einem Kursziel von 5,40 Euro versehen und bei EDPR von 18,00 Euro. Die aktuellen Notierungen dieser beiden Titel bewegen sich bei 4,275 Euro bzw. bei 14,62 Euro.
Die Aktien von EDP sind auch Mitglied in der Conviction List von Goldman Sachs, die jene Titel beinhaltet, von denen man besonders überzeugt ist. Positiv fällt die Meinung hier auch deshalb aus, weil die erneute Stärkung der Bilanz (nach einem Schuldenabbau in Höhe von rund fünf Milliarden Euro) wahrscheinlich eine erhebliche Beschleunigung der Wind- und Solarinvestitionen auslösen werde, was das Unternehmen voraussichtlich Anfang 2021 bei einem Kapitalmarkttag bekannt geben dürfte. EDP sei außerdem auch als ein potenzieller Übernahmekandidat einzustufen. Ein zehnfaches Verhältnis beim Unternehmenswert zum EBITDA auf Basis der Schätzungen für 2021 sei angesichts des Engagements von rund 70 Prozent in schnell wachsenden Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien attraktiv.
Zu EDPR heißt es, das Unternehmen sei eine der wenigen reinen Wachstumsgeschichten im Bereich der erneuerbaren Energien. Nach dem signifikanten Schuldenabbau durch die Muttergesellschaft EDP erwartet man, dass EDPR die derzeitigen jährlichen Nettozugänge von 1 GW bis 2025-27 auf 1,5-2 GW stark beschleunigen werde.
Bei den beiden spanischen Branchen-Mitglieder Enagas und Iberdrola sind Kaufempfehlungen mit Kurszielen von 25,5 Euro bzw. von 12,70 Euro versehen. Am Freitag gingen diese beiden Titel mit Notierungen von 19,645 Euro bzw. von 10,715 Euro ins Wochenende.
Bei Enagas ist man der Meinung, dass der Markt die Bedenken hinsichtlich der US-Aktivitäten übertreibt und den wahrscheinlichen Anstieg der Volumina im Jahr 2021 ebenso übersieht wie die anhaltenden expansiven Investitionen, die in der Region getätigt würden. Dies, zusammen mit einem Spielraum von mehr als 1,5 Milliarden Euro in der Bilanz sowie einer Dividendenrendite von rund acht Prozent würden die Kaufthese stützen. Darüber hinaus könnte die Wasserstoff-Optionalität wirklich transformativ sein und im Zeitraum 2025-2030 gegenüber dem Basisszenario ein zusätzliches jährliches Gewinnwachstum von rund sechs Prozent bedeuten
Bei Iberdrola befürchtet man zwar, dass der jüngste Rückgang der Strompreise und die Abwertung der wichtigsten Währungen in den beackerten Ländern das Gewinnwachstum je Aktie bis 2023 begrenzen werde. Aber das Portfolio sollte bis dahin zu rund 90 Prozent aus vollständig regulierten Netzen, erneuerbaren Energien und vertraglich gebundener Erzeugung bestehen. Angesichts der hohen Qualität dieser Erträge und des stärkeren zugrunde liegenden Wachstums sollte es gelingen, die bestehende Bewertungslücke zu schließen und daraus im Laufe der Zeit sogar eine Bewertungsprämie werden könnte.
In Italien setzt Goldman Sachs mit Kaufempfehlungen auf Snam und auf Enel, wobei letztgenannter Wert auch zur Conviction List gehört. Bei Snam sei eine höhere Bewertung des Kerngeschäfts gerechtfertigt, auch weil man davon ausgehe, dass die Wasserstoff-Gelegenheit den als ungerechtfertigt bezeichneten Abschlag gegenüber anderen Unternehmen senken dürfte. Die Neukonfiguration des Gastransportnetzes und der Speicheranlagen impliziere eine Investitionschance von acht Milliarden Euro von 2025-2050.
Enel bezeichnen die Analysten als ein qualitativ hochwertiges Unternehmen, dessen Diversifizierung über verschiedene Aktivitäten und Regionen hinweg Schutz vor Gegenwind durch Strompreise, geringere Nachfrage und Regulierungs-/Kreditrisiken biete. Das Kauf-Rating werde untermauert durch säkularen Rückenwind dank der Energiewendeeiner rund 100 GW Brutto-Pipeline an erneuerbaren Projekten sowie dem laufenden Schuldenabbau. Hinzu komme eine attraktive Dividende sowie Bewertung. Das Kursziel bei Enel beträgt 10,20 Euro (aktueller Kurs: 7,468 Euro) und bei Snam 5,00 Euro (aktueller Kurs: 4,459 Euro).
Bei der dänischen Orsted hat Goldman Sachs einen Kauf-Tipp mit einem Kursziel von 1.045 (aktueller Kurs: 940,10) Kronen versehen. Wie es heißt, handelt es sich bei dem Offshore-Windenergie-Spezialisten um eine Wette auf die Netto-Null-CO-Emission-Politik, wie sie im europäischen Green Deal zum Ausdruck kommen. Angesichts des exponentiellen Wachstums der Offshore-Windenergie und der führenden Position des Unternehmens erwartet man, dass der Markt das künftige Wachstum zunehmend mehr schätzen wird. An der Börse sollte auch zunehmend die begrenzte Abhängigkeit des Unternehmens von den Strompreisen Wertschätzen finden.
In Großbritannien setzt Goldman Sachs mit einer Kaufempfehlung auf den Versorger SSE. Da hier nach den eigenen Schätzungen rund 85 Prozent des EBITDA aus erneuerbaren Energien und Netzwerken stammen, spricht man von einem zunehmend überzeugenden Geschäftsmix. Es sei mit Abgaben bestehender Aktivitäten zu rechnen, um weitere Investitionen in Erneuerbare Energien zu finanzieren. Angesichts des niedrigeren Zinsumfelds und der Attraktivität langfristig an die Inflation gekoppelter Vermögenswerte könnte dies positiv sein und die Aufmerksamkeit der Investoren auf die Transaktionsmultiplikatoren lenken. Darüber hinaus könnte die Branchenkonsolidierung als Ganzes ein zusätzliches Plus darstellen. Das Kursziel beträgt 15,36 Pfund, der aktuelle Kurs 12,865 Pfund.
In Frankreich rät Goldman Sachs zum Kauf von Engie und zwar mit einem Kursziel von 13,30 (aktueller Kurs: 11,46) Euro. Die Analysten erwarten, dass der französische Energieversorger einen stärkeren strategischen Fokus haben wird, sowohl geographisch als auch geschäftlich, mit einer Änderung der Kapitalallokation weg von Kundenlösungen und hin zu erneuerbaren Energien. Bei den Ergebnissen des ersten Halbjahres habe das Unternehmen erklärt, ein höheres Wachstumsziel für erneuerbare Energien von bis zu vier GW pro Jahr anzustreben (bisher drei GW brutto, ein GW netto). Laut der Analyse könnte jeweils eine Summe von 2,5 Milliarden Euro, die in erneuerbare Energien investiert wird, einen Euro je Aktie an Wert schaffen.
Ebenfalls eine Kaufempfehlung gibt es zu Guter letzt auch noch zugunsten des deutschen Versorgers RWE. Die Aktien, die sich auch in der Conviction List von Goldman Sachs befinden, sind mit einem Kursziel von 44,00 Euro versehen. Dem steht eine aktuelle Notiz von 33,49 Euro gegenüber. Laut den Analysten übersieht der Markt derzeit zwei wichtige Faktoren: Den Spielraum von RWE, seinen jährlichen Zubau an Wind- und Solarenergie im Laufe der Zeit zu verdoppeln und damit sein Wachstumspotenzial zu erhöhen. Und zweitens die Möglichkeit, die Braunkohleaktivitäten zu isolieren, was RWE zu einem quasi reinen Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien machen würde.
Die Optionen für E-Wasserstoff-Investments mit EU-Versorgern
Die Folgen für Versorger-Aktien auf globaler Basis
In der Studie hat sich Goldman Sachs auch Gedanken dazu gemacht, wie sich auf globaler Basis Investments in E-Wasserstoff über die intern abgedeckten Aktien bewerkstelligen lassen. Dazu nennt man einige US-Versorger, US-Midstream-Firmen sowie asiatisch-pazifische Upstream-Hersteller.
Ganz allgemein heißt es dazu, der Fokus der Investoren auf die Auswirkungen von Wasserstoff im Strom- und Erdgassektor habe in den vergangenen Monaten zugenommen - ebenso wie die Kommentare verschiedener Unternehmen aus dem Versorgungs- und Midstream-Sektor - aber nur wenige davon hätten zu diesem Zeitpunkt ihre diesbezüglichen finanziellen Verpflichtungen offengelegt.
NextEra Energy, der Branchenführer im Bereich der erneuerbaren Energien in den USAm habe sein erstes Investitionsprojekt in wasserstoffbezogene Technologien angekündigt, eine Kapitalinvestition in Höhe von 65 Millionen Dollar in seine bestehende Erdgas- und Solaranlage in Okochobee, die in den nächsten Jahren getätigt werden soll. Das Unternehmen gehe davon aus, dass dieses Projekt dazu beitragen werde, den Bedarf an gasbefeuerter Energie zu Spitzenzeiten zu reduzieren, sehe jedoch größere Investitionen und Chancen eher in der Industrie oder in verwandten Bereichen.
Goldman Sachs stellt fest, dass das anfängliche Engagement von NextEra Energy beim Wasserstoff nur ein kleiner Teil des jährlichen Investitionsbudgets von zehn bis zwölf Milliarden Dollar sei, dennoch habe das Unternehmen kürzlich eine potenziell bedeutende Gelegenheit skizziert, die sich in den kommenden Jahrzehnten für Wasserstoff und insbesondere für die Entwicklung erneuerbarer Energien zur Unterstützung wasserstoffbezogener Investitionen biete. Die Gesellschaft habe dabei den potenziellen Bedarf auf das fünf- bis achtfache der zum Ende des Vorjahres in den USA installierten erneuerbaren Kapazitäten (150 GW) bei der Neuentwicklung erneuerbarer Energien beziffert, um die eigene interne Prognose für Wasserstoff allein im Industrie- und Verkehrssektor bis 2050 erfüllen zu können.
Etliche andere Unternehmen hätten auf hoher Ebene das anfängliche Interesse an Wasserstoff als aufkommende Technologie diskutiert. Dabei sei es um die Kombination mit Solar- und Gaserzeugung zur Bewältigung von Superspitzen-Stromerzeugungsstunden gegangen oder um die Mischung mit herkömmlichem Erdgas als Teil der Gasversorgungsdienste. Investitionen in Wasserstoffinfrastrukturen oder -projekte seien in diesem frühen Stadium dabei aber nicht offengelegt worden. Die Politik auf Bundes- und Landesebene müsse sich wahrscheinlich erst weiterentwickeln, um Anreize und Standards für inkrementelle Wasserstoff-Investitionen zu schaffen - und die meisten Unternehmen aus dem Versorgungs- und Midstream-Bereich hätten betont, dass Wasserstoff weiterhin Kostensenkungen realisieren müsse, um für die Kunden wirtschaftlich zu werden und eine breitere Einführung der Technologie zu fördern.
Über alle Energieinfrastrukturen hinweg sei man sich in der Regel darüber einig, dass dies nach wie vor ein Bereich mit hohem Wachstumspotenzial sei - eine aufstrebende Infrastruktur, die sich verändern und zu künftigen Wachstumschancen für Investitionen führen könnte. Größere Eigentümer oder Entwickler von erneuerbaren Energien - Unternehmen wie NextEra Energy, NextEra Energy Partners und Consolidated Edison könnten davon ebenso profitieren wie größere Eigentümer von Gaspipeline-Infrastrukturen wie The Williams Cos sowie TC Energy Corp, Enbridge, Kinder Morgan und TC Pipelines.
Für Eigentümer von Erdgaspipelines könnte Wasserstoff potenziell zu einer kapitaleffizienten Wachstumschance werden, da bestehende Pipelines potenziell mit einer Wasserstoffmischung von bis zu 15 Prozent transportiert werden könnten, wobei ihre Systeme nach Angaben des Department of Energy und des National Renewable Energy Laboratory nur geringfügig modifiziert werden müssten. Wobei ein steigender Einsatz von Wasserstoff wahrscheinlich aber von einem Pusch von Seiten der Versorgungs- und Industriekunden entstehen dürfte und anfänglich weniger durch einen Ausbau der Angebotsseite.
Von den genannten Unternehmen hat Goldman Sachs derzeit aber nur Williams Cos. sowie NextEra Energy Partners mit einem Kaufvotum verstehen, wobei der letztgenannte Wert sogar ein Mitglied in der hauseigenen Conviction List ist, die jene Titel beinhaltet, von denen man besonders überzeugt ist.
Bei Williams Cos. ist man wegen dem defensiven Profil seiner Langstreckengasleitungen und seines G&P-Engagements im Gasbereich in ausgewählten Regionen wie der Marcellus-Region positiv gestimmt. Dazu trägt auch insbesondere die Tatsache bei, dass die Transco-Erdgasleitung nach wie vor zu den größten US-Systemen gehört. Das Kursziel hat man auf 26,00 Dollar festgezurrt, während sich der aktuelle Kurs bei 19,09 Dollar bewegt.
NextEra Energy Partners profitiere als nicht regulierte Tochtergesellschaft von NextEra Energy von der Hebelwirkung einer robusten Entwicklungspipeline für erneuerbare Energien bei NextEra Energy. Angesichts der Erwartung der Analysten bezüglich der Entwicklung erneuerbarer Energien in den USA bis 2030 sieht man für diese Aktie für mindestens für die kommenden zehn Jahre ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum je Aktie. Eine Perspektive, die derzeit im Aktienkurs noch nicht enthalten sei. Das Kursziel beträgt hier 71,00 Dollar, was sich mit einer aktuellen Notiz von 58,99 Dollar vergleicht.
Mit Blick auf China ist Goldman Sachs der Ansicht, dass die vorgelagerten Solarhersteller am besten positioniert sind, um dank eines dominanten globalen Marktanteils von der steigenden EU-Nachfrage Mit Kaufen sind die Aktien der Flat Glass Group sowie Longi Green Energy Technology eingestuft. Eine nähere Besprechung dieser beiden Titel können wir uns schenken, weil deren Aktien nicht in Deutschland handelbar sind.
Die Optionen für E-Wasserstoff-Investments auf globaler Basis