Er muss wie die Chefs der anderen Mega-Techkonzerne gerade vor dem US-Kongress aussagen: Sundar Pichai, der Boss von Alphabet. Da nützt es auch nichts, dass er im Gegensatz zu den anderen drei "Reitern der Technokalypse", Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Tim Cook, als umgänglich gilt. Der Vorwurf: zu viel geballte Macht zum Schaden von Kunden sowie Konkurrenten.
Pichai dürfte gewappnet sein. Der 48-jährige gebürtige Inder arbeitet seit 2004 für Google und kennt das Unternehmen in- und auswendig. Unter seiner Regie wurden essenzielle Produkte entwickelt, für die Alphabet weltweit bekannt ist: Chrome, Gmail, Google Maps, Android, Google Pay. Dass Pichai 2015 zum Chef von Google aufstieg, wunderte daher keinen. Ebenso wenig, dass er seit Jahreswechsel auch den Chefposten der ganzen Alphabet-Holding innehat.
Es war ein langer Weg. Aufgewachsen in der südindischen Großstadt Madurai, wuchs Pichai in einfachen Verhältnissen auf. Trinkwasser gab es oft nur vom Tankwagen, einen Fernseher hatte man nicht und erst nach fünf Jahren Wartezeit einen Telefonanschluss. Das hat ihn geprägt: Pichai gilt als bescheiden, unprätentiös und sehr höflich. Oder wie es Kara Swisher, die Tech-Kolumnistin der "New York Times" einmal spitz formulierte: Nicht der Schlauste oder Lauteste sei jetzt Alphabet-Boss, sondern halt der Netteste.
Seine Gefährtin
Dass Sundar Pichai Vorstand von Google und Alphabet wurde, liegt auch an seiner Ehefrau Anjali. Die überzeugte ihren Mann, dem Unternehmen treu zu bleiben, als ihm Yahoo, Twitter und Microsoft Top-Jobs anboten. Die beiden leben mit Tochter Kavya, Sohn Kiran und Hund Jeffree in Los Altos, Kalifornien, in einem von US-Star-Architekt Robert Swatt gebauten Haus. Anjali arbeitet für den Softwarekonzern Intuit.
Seine rechte Hand I
Er hat den wohl wichtigsten Job bei Alphabet inne: Thomas Kurian soll den Rückstand im Cloud-Geschäft auf die Rivalen Amazon und Microsoft aufholen. Ein Schleudersitz: Seine Vorgängerin Diane Green wurde nach nicht einmal drei Jahren entlassen. Kurians Strategie: Cloud-Kompetenz zukaufen, so viel wie nur möglich, zu (fast) jedem Preis. Der Abstand zur Konkurrenz ist dennoch weiter groß.
Seine rechte Hand II
Google, so heißt es, wurde 1998 in Menlo Park in der Garage von Susan Wojcicki gegründet. Ein Jahr später wurde Wojcicki als 16. Mitarbeiterin engagiert. Seither ist sie mit dabei und führt seit 2014 die Tochter Youtube, die Ertragsperle des Konzerns. Ohne ihre Erlöse hätte Pichai es schwer, andere Projekte voranzutreiben.
Seine Vorgänger
Das Duo Larry Page (rechts) und Sergey Brin hat Google von einer simplen Internetsuchmaschine zu einem der mächtigsten Weltkonzerne gemacht. Zum Jahreswechsel zogen sich die beiden aus dem Tagesgeschäft zurück. Ein längst überfälliger Schritt, hatten sie sich zuletzt doch rar gemacht, und Pichai war längst De-facto-Chef. Die Suchmaschine hat sie reich gemacht. Beide finden sich in der Top 20 der Wohlhabendsten dieser Welt.
Sein Hoffnungsträger
Analysten halten Alphabet oft vor, dass viele "Moonshot-Projekte" ohne Nutzen lediglich Geld verbrennen. Pichai will das ändern und zielgerichteter investieren. An Waymo hält er aber fest. Das spektakuläre Projekt soll die klassischen Autobauer in Sachen autonome Fahrzeuge abhängen. Seit mehr als sechs Jahren arbeitet man an der Serienreife. Und jüngste Andeutungen von Waymo-Chef John Krafcik deuten darauf hin, dass man sich noch eine gute Weile mehr gedulden sollte.
Sein Widersacher
US-Justizminister William Barr will die großen Internetkonzerne für die von Nutzern veröffentlichten Inhalte haftbar machen. Das trifft vor allem Facebook und Twitter, aber auch Google. "Die Techkonzerne sind nicht mehr ‚Underdog Start-ups‘. Sie sind Titanen geworden", so Barr.