Grenke-Aktie: Warum das Papier jetzt ins Depot gehört
· Börse Online RedaktionSebastian Hirsch hat mit der guten Wirtschaftslage ein kleines Problem. "Konjunkturelle Hochphasen sind für uns traditionell eher herausfordernd", so der Finanzvorstand von Grenke. Der Grund: Der Leasinganbieter finanziert Kopierer, Laptops und Telefone im Wert von durchschnittlich 8800 Euro. Aktuell kann sich das fast jede Firma selbst leisten.
Wirklich problematisch scheint die Situation angesichts eines nach neun Monaten um 22,6 Prozent gesteigerten Neugeschäfts jedoch nicht zu sein. Als Erfolgsursache macht Hirsch eine veränderte Einstellung zum Eigentum aus. "Teilen statt besitzen, für die Nutzung statt die Anschaffung zahlen, kurz die Sharing Economy ist der Trend, der Leasing seit einigen Jahren stark antreibt", erklärt der Manager.
Grenke wächst aber auch, da Mittelständler heute von der Bürokommunikation bis zur Medizintechnik zahlreiche Anschaffungen finanzieren können. Denkbar ist, das Angebot um kleine Produktionsroboter oder 3-D-Drucker zu erweitern.
Und werden keine Hindernisse ausgemacht, könnte im dritten oder vierten Quartal 2019 der Markteintritt in Amerika beginnen. Trotz laufender Internationalisierung sieht Hirsch mittel- bis langfristig jedoch eher Steigerungsraten von 14 bis 16 Prozent. Die schwächeren Aussichten setzten die Aktie Anfang der Woche weiter unter Druck. Hinzu kommen Sorgen um Italien, den größten und am schnellsten wachsenden Markt von Grenke. Hier legte das Neugeschäft zuletzt um 24 Prozent zu.
"Wir könnten deutlich stärker wachsen", sagt Hirsch. "Allerdings achten wir genau auf unser Risiko, weshalb wir längst nicht jedes Geschäft annehmen, das wir machen könnten." Die guten Geschäfte verdankt der Leasinganbieter auch den angeschlagenen italienischen Banken, die sich schwertun, Firmen ihre Büroausstattung zu finanzieren.
Gleichzeitig will die Regierung die Verschuldung massiv erhöhen, was die Anleihezinsen steigen lassen, den Banken die Kapitalbeschaffung erschweren und die italienische Wirtschaft sehr stark belasten könnte. Sofern sich die Konjunktur jedoch nur abschwächt und nicht einbricht, erwartet Grenke wegen der hohen Finanzierungsnachfrage in Italien weiter zweistellig wachsen zu können.
Hinzu kommt, dass Unternehmen in schwierigen Zeiten "ihr Kapital eher im eigenen Betrieb halten. Dann steigt erfahrungsgemäß die Nachfrage nach unseren Leasingangeboten", erläutert Hirsch. Ein Effekt, der für alle Märkte von Grenke gilt. Auch der Austritt Großbritanniens aus der EU bereitet dem Unternehmen daher kaum Sorgen. Beim Wachstum sollte Grenke daher auch in Zukunft maximal kleine Probleme haben.