Zudem wird das Management um einen Risikovorstand erweitert, die Chefin selbst übernimmt die Verantwortung für Interne Revision. Finale Ergebnisse mehrerer Sonderprüfungen liegen noch nicht vor. Bei Börsianern überwog dennoch die Zuversicht - auch weil der Quartalsgewinn höher ausfiel als erwartet. Die Aktien legten um sechs Prozent auf 31 Euro zu.
"Wir haben verstanden, dass wirtschaftlicher Erfolg allein nicht ausreicht. Es braucht noch mehr Transparenz", sagte Leminsky. Mit den angekündigten Maßnahmen solle Vertrauen zurückgewonnen werden. Innerhalb der kommenden 12 bis 18 Monate will Grenke 16 Franchise-Unternehmen im Ausland übernehmen. Zur Preisfeststellung würden unabhängige Wertgutachten erstellt. "Wir haben gesehen, dass unsere Expansionsstrategie für Außenstehende nicht einfach nachvollziehbar ist", räumte Leminsky ein. Bislang gründet Grenke in neuen Ländern Franchise-Gesellschaften, die von externen Investoren finanziert und von Grenke nach ein paar Jahren übernommen wurden. Perring kritisierte dieses Vorgehen in seinem Bericht scharf.
Experten halten die Ankündigung für einen Schritt in die richtige Richtung. Mit der Integration des bisherigen Franchise-Geschäfts schaffe Grenke mehr Transparenz, sagte Analyst Philipp Häßler vom Broker Pareto. Damit gewinne der Konzern verloren gegangenes Vertrauen zurück, erklärte Warburg-Analyst Marius Fuhrberg. Die Aktie werde aber bis zur Veröffentlichung von Ergebnissen der unabhängigen Bilanzprüfung schwankungsanfällig bleiben.
Perring warf Grenke Mitte September Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vor - und wettete gleichzeitig auf einen Absturz der Aktien. Grenke wehrt sich dagegen, hat an der Börse aber nicht mehr richtig Tritt gefasst. Die Aktien kosten mit gut 30 Euro nur halb so viel wie vor der Attacke. Anlegern steckt noch der Bilanzskandal beim Zahlungsanbieter Wirecard in den Knochen. Der ehemalige Dax<-GDAXI>-Konzern hatte jahrelang seine Bilanzen aufgebläht und meldete im Juni Insolvenz an.
Die Finanzaufsicht BaFin geht den Vorwürfen Perrings nach und durchforstet die Bilanzen von Grenke. Der Konzern selbst hat zwei Sonderprüfungen in Auftrag gegeben. Zuletzt hatte Grenke erklärt, erste Ergebnisse zeigten keine Auffälligkeiten. Auch auf das laufende Geschäft habe der Perring-Angriff keine nennenswerten Auswirkungen, erklärte Leminsky. Belastet habe im dritten Quartal vor allem die Corona-Krise. Das Neugeschäft ging um 19 Prozent auf 704,1 Millionen Euro zurück, der Gewinn sackte um die Hälfte auf 17,7 Millionen Euro ab. Analysten hatten einen schlimmeren Einbruch befürchtet.
rtr