Nach Branchenprimus Münchener Rück zeigt sich auch die Hannover Rück in Spendierlaune. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer will nach einem Rekordgewinn für das abgelaufene Jahr deutlich mehr an die Aktionäre ausschütten und lässt eine Sonderdividende springen. Hintergrund ist die außerordentlich dicke Kapitaldecke. Denn im Kerngeschäft mit Naturkatastrophen-Absicherungen tobt schon länger ein Preiskampf durch neue Anbieter, auf den sich der Konzern nicht einlassen will, wie Vorstandschef Ulrich Wallin am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz betonte. Lieber reicht die Talanx-Tochter überschüssiges Geld an die Anleger weiter.
"Für uns ist es wichtig, dass wir dann wachsen, wenn die Marktbedingungen gut sind", erklärte Wallin. Im Moment aber übersteige das Angebot an Rückversicherungsschutz die Nachfrage. Neugeschäft mache man nicht um jeden Preis und gebe sich lieber mit einem moderaten Wachstum bei den Prämieneinnahmen im Schaden-Segment zufrieden.
Trotz des schwierigen Marktumfelds schaffte Hannover Rück 2014 den dritten Rekordgewinn in Folge - der Überschuss stieg um zehn Prozent auf 986 Millionen Euro und übertraf damit die Markterwartungen deutlich. Der Konzern selbst hatte sogar einen Rückgang auf 850 Millionen Euro vorhergesagt. Es gab jedoch weniger Naturkatastrophen als befürchtet, was die Kasse schonte. Außerdem verdienten die Hannoveraner trotz der Zinsflaute mit ihren Kapitalanlagen unerwartet gut, weil sie zum Beispiel mehr Geld in Immobilienanlagen stecken.
Die Anleger können sich nun auf eine Dividende von 4,25 (2013: 3,00) Euro je Aktie freuen - 1,25 Euro davon als Sonderdividende. Börsianer jubelten: Mit einem Plus von fünf Prozent auf 91,35 Euro markierte die Hannover-Rück-Aktie ein neues Rekordhoch und war Spitzenreiter im Nebenwerteindex MDax. Denn auch für das neue Jahr signalisierte Wallin die Möglichkeit zusätzlicher Ausschüttungen.
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"ES KANN NOCH VIEL PASSIEREN"
Die Ergebnis-Prognose fällt dagegen erneut konservativ aus: Hannover Rück bekräftigte, bis auf weiteres mit einem Rückgang des Nettogewinns auf 875 Millionen Euro zu rechnen. Der Konzern sei 2015 zwar gut gestartet, sagte Wallin. "Aber natürlich ist das Jahr lang und es kann noch viel passieren." Auch die Münchener Rück managte die Erwartungen bislang eher herunter. Sie gibt diesen Mittwoch einen detaillierten Einblick in ihre Geschäfte.
Den Platzhirschen macht seit einiger Zeit zu schaffen, dass neue Anbieter wie Pensionskassen und andere Fonds insbesondere ins Naturkatastrophen-Geschäft drängen. Sie stellen Kapital über Anleihe-Konstrukte zur Verfügung. Der Praxistest, ob die Deckung im Ernstfall reicht und das Geld schnell fließt, steht allerdings noch aus. Die etablierten Rückversicherer kehren deshalb ihre Finanzstärke und ihre Erfahrung hervor. Analysten und Broker gehen trotzdem davon aus, dass die neue Konkurrenz den Konsolidierungsdruck in der Branche erhöht. Denn jeder müsse am Ende mindestens seine Kapitalkosten verdienen. Hannover Rück will bei Übernahmen aber vorerst nicht im großen Stil mitmischen.
Reuters