Denn seit er aus der Taufe gehoben wurde, hat er ausdauernden Anlegern trotz vieler Aufs und Abs viel Freude bereitet. Aktuell liegt er mit über 12.500 Punkten nur etwa sieben Prozent unter der vor fünf Monaten aufgestellten Bestmarke von 13.596 Zählern. Der Start am 1. Juli 1988 war mit 1163 Punkten nur knapp vierstellig.

Für Fondsmanager und Anleger ist der Index eine wichtige Richtschnur. Viele gestalten ihre Depots entsprechend. Unternehmen wollen daher einem Index angehören - vor allem dem Top-Index, der ersten Börsenliga. In Deutschland zählen 30 Konzerne dazu - von der Softwareschmiede SAP über VW bis zum Nivea-Hersteller Beiersdorf.

Die technischen Voraussetzungen für den Siegeszug des Dax schaffte die Frankfurter Börse mit der Einführung des elektronischen Handels. Anfang der 1990er Jahre stand er noch in Konkurrenz zur Parkettbörse. Erst die Einführung des Xetra-Handels im November 1997 änderte das.

T-AKTIEN BRACHTEN DEN DURCHBRUCH



Eine wichtige Zäsur für den Dax gab es kurz zuvor: Bis heute ist laut Deutsche Börse der Börsengang der Deutschen Telekom der größte in der Dax-Geschichte. Über 710 Millionen Papiere spülten demnach seinerzeit umgerechnet 13 Milliarden Euro in die Kassen des ehemaligen Staatskonzerns. Die Nachfrage überstieg das Angebot um das Fünffache. Und plötzlich war der Dax in aller Munde. Börsenberichte schafften es in die "Tagesschau" oder "Heute" oder in die "Bild"-Zeitung.

Den Dax trieb die Euphorie in nie gekannte Gipfelhöhen: Er stieg von rund 2768 Punkte am Tag des Telekom-Börsendebüts auf 8136 Zähler am 7. März 2000. In drei Jahren und drei Monaten hatte er sich fast verdreifacht.

NACH DER PARTY AM NEUEN MARKT KAM DER KATER BEIM DAX



Der Start des Neuen Marktes am 10. März 1997 im Zuge der weltweiten Internet-Euphorie tat das seine. Ein Boom an Börsengängen folgte, 1999 trauten sich 132 Firmen aufs Börsenparkett. Zum Vergleich: 2017 waren es mal eben zwölf Unternehmen, die den Sprung schafften.

Angesichts verfehlter Prognosen, ausufernder Verluste und dem ein oder anderen Skandal verpuffte die Euphorie nicht nur für Tech-Aktien kurz nach der Jahrtausendwende. Der Deutsche Börse schloss im März 2003 das Segment für junge, wachstumsorientierte Unternehmen. Auch mit dem Dax ging es danach in den Keller: Die Anschläge vom 11. September 2001 und der Einmarsch amerikanischer Truppen in den Irak im März 2003 machten die Anleger mürbe. Der Dax fiel unter 2200 Punkte und damit auf das Kursniveau vom November 1995. Binnen drei Jahren waren die Gewinne im Zuge der Telekom-Privatisierung also wieder aufgezehrt. Der Dax hatte knapp 73 Prozent eingebüßt.

GELDFLUT DER NOTENBANKEN LANDET BEI AKTIEN



Das Comeback ließ auf sich warten. Zu viele Profis und Kleinanleger hatten sich die Finger verbrannt. Es dauerte bis zum Sommer 2007 bis der Dax den Rekord von über 8000 Punkten aus dem Jahr 2000 einstellte. Doch der Gipfelsturm endete in einen jähen Absturz, denn die Finanzkrise mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers und dem Untergang der seinerzeit im Dax gelisteten Münchener Immobilienbank Hypo Real Estate standen vor der Tür. Bis zum März 2009 halbierte sich die Punktzahl des Dax.

Als Retter in der Not für Banken und Aktienbörsen brachten sich nun die Zentralbanken ins Spiel, die um jeden Preis einen Sturm der Verbraucher auf einzelne Geldhäuser verhindern wollten. Die US-Notenbank Fed warf als erste die Notenpresse an, die EZB folgte einige Jahre später. Die Euro-Schuldenkrise bremste zwar hin und wieder die Kauflaune. Doch die niedrigen Zinsen weltweit sind seither der Schmierstoff für die Börsen.

So knackte der deutsche Leitindex am 5. Juni 2014 erstmals die 10.000-Punkte-Marke. Die EZB hatte gerade die Leitzinsen auf 0,15 Prozent gesenkt und für Banken, die ihr Geld nur bei der Zentralbank bunkern, einen Strafzins von 0,15 Prozent eingeführt. Die Zinsen fielen danach noch weiter auf null Prozent, der Strafzins liegt aktuell bei 0,4 Prozent. Die Fünfstelligkeit hat der Dax seither problemlos verteidigt.