Während die Aktionäre des französischen Zulieferers die Nachricht am Montag feierten, hielt die Ernüchterung der Hella-Anleger an: Die Anteilsscheine des Konzerns aus dem westfälischen Lippstadt entfernten sich etwas weiter von ihrem Anfang August im Zuge der jüngsten Übernahmespekulationen erreichten Rekordhoch und fielen zuletzt um fast drei Prozent auf 61,42 Euro. Die Hella-Aktien hatten bereits seit Ende April deutlich zugelegt, nachdem die Verkaufspläne der Eigentümerfamilien bekannt geworden waren.
An diesem Montag nun zählten die Hella-Aktien zu den größten Verlierern im MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte gab zuletzt um ein halbes Prozent nach.
Faurecia übernimmt von den bisherigen Eigentümerfamilien Hueck und Röpke 60 Prozent der Aktien von Hella. Der französische Konzern bietet zudem allen anderen Aktionären des Lichtspezialisten für ihre Anteile 60 Euro (zuzüglich Dividende) und damit etwas unter dem noch am Freitag gezahlten Preis.
Der Hella-Kurs dürfte sich in den kommenden Wochen auf dem aktuellen Angebotsniveau bewegen, schrieb Analyst Marc-Rene Tonn von der Investmentbank Warburg Research. Der Experte wies darauf hin, dass es zwar nach der Einigung mit den bisherigen Eigentümerfamilien keine Mindestannahmeschwelle für die Offerte an die anderen Hella-Aktionäre gebe. Faurecia dürfte aber zumindest 75 Prozent anstreben.
Analyst Alexander Wahl vom Investmenthaus Stifel rechnet nunmehr damit, dass Faurecia die Offerte wohl kaum erhöhen wird. Auch werde es wohl kein Gegengebot geben. "Das ist wahrscheinlich das Ende der Geschichte", resümierte der Experte. Laut Medienberichten soll auch der deutsche Zulieferer Mahle unter den Bietern gewesen sein.
Für Faurecia ist der Deal nach Auffassung seiner Anleger offensichtlich positiv: Die Aktien sprangen zuletzt um gut neun Prozent in die Höhe und erreichten damit das höchste Niveau seit Ende Juni.
Mit dem Kurssprung zu Wochenbeginn überwanden die Faurecia-Aktien aus charttechnischer Sicht auch nachhaltig die 21-Tage-Durchschnittslinie, die als Indikator für den kurzfristigen Trend gilt und sich bereits seit Mitte Juni als hartnäckiger Widerstand erwiesen hat. Nunmehr werden die Papiere gut von der 50-Tage-Linie unterstützt, die den mittelfristigen Trend beschreibt.
Auch Analysten fanden lobende Worte. Die Übernahme an sich überzeuge, schrieb etwa der Experte Romain Gourvial von der Privatbank Berenberg. Das gemeinsame Produktangebot der Unternehmen verbessere sich deutlich. Die Expertise von Hella mit Blick auf Elektromobilität ergänze das Wasserstoff-Know-How von Faurecia.
Die Franzosen zahlen einen Teil des Kaufpreises in bar und finanzieren den Rest über eine Kapitalerhöhung. Stifel-Experte Wahl bezeichnete diese Art der Finanzierung als "geschickt sowie zukunftssicher" und sprach von einem soliden Deal. Dank zu erwartender Synergien dürfte das neue Unternehmen einen robusten Barmittelzufluss erwirtschaften, der die Bilanz und die Bonität schütze.
dpa-AFX