Das Hin und Her im griechischen Schuldenstreit hat am Donnerstag für Verwirrung an den europäischen Finanzmärkten gesorgt. Der Antrag Griechenlands auf eine Verlängerung des Hilfsprogramms hievte den Dax zunächst auf ein Rekordhoch von 11.022,26 Punkten. Die Ablehnung des Gesuchs durch die Bundesregierung machte sein Kursplus aber schnell wieder zunichte. Dem Euro setzte das "Nein" aus Berlin ebenfalls zu. Er kostete am Nachmittag 1,1380 Dollar und lag damit deutlich unter seinem Tageshoch.

Griechenland bittet seine Euro-Partner um eine Verlängerung der Auszahlungen des Euro-Rettungsschirms EFSF um sechs Monate. In dem Reuters vorliegenden Brief heißt es, die Regierung wolle das umstrittene Reformprogramm zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, dabei aber möglichst flexibel vorgehen. Der Überwachung durch die verhasste "Troika" aus Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) stimmte sie zu. Der Bundesregierung reicht dies aber nicht. "In Wahrheit zielt er auf eine Brückenfinanzierung, ohne die Anforderungen des (Hilfs-)Programms zu erfüllen", betonte ein Sprecher des Finanzministeriums. Die Kassenwarte der Euro-Zone wollen am Freitag über den Antrag beraten.

"Die Lage ist sehr schwer zu beurteilen", sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. "Der Brief der griechischen Regierung war eigentlich ein positives Signal, die Äußerungen klangen ziemlich kompromissbereit. Dass Deutschland den Antrag auf eine Verlängerung der Milliardenhilfen nun ablehnt, schafft wieder größere Unsicherheit." Dennoch sei eine Einigung bei dem Eurogruppen-Treffen am Freitag noch immer möglich.

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DAX UND EUROSTOXX50 HALTEN SICH IM PLUS

Der Dax lag am Nachmittag kaum verändert bei 10.968 Punkten. Der EuroStoxx50, der zeitweise auf ein Sechseinhalb-Jahres-Hoch von 3493,67 Zählern geklettert war, notierte 0,4 Prozent fester bei 3480 Punkten. Der Athener Leitindex konnte sein Tageshoch ebenfalls nicht halten, der griechische Bankenindex gewann allerdings 5,8 Prozent. Die Finanzwerte profitierten von der Aufstockung des Spielraums für die griechische Notenbank, den heimischen Geldhäusern weiter mit Notfall-Krediten (ELA) unter die Arme zu greifen. Erleichtert reagierten Investoren auch darauf, dass die EZB nicht über die Einführung von Kapitalkontrollen diskutiert hat. Wegen des Schuldenstreits räumen viele Griechen ihre Konten leer und bringen damit die Geldhäuser in die Bredouille.

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ADIDAS IM AUFWIND - VERSORGER IM SOG VON CENTRICA TIEFER

Im Dax feierten die Anleger Adidas, deren Aktien sich mit einem Plus von 3,3 Prozent an die Spitze setzten. Vorstandschef Herbert Hainer äußerte sich in einem Brief an die Mitarbeiter zuversichtlich über die Geschäfte zum Jahresauftakt. Zudem will der Aufsichtsrat die Suche nach einem Nachfolger Hainers - sein Abschied wird in zwei Jahren erwartet - in die Wege leiten.

In London brachen die Aktien von Centrica dagegen um bis zu 9,4 Prozent ein auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 254,6 Pence. Das ist der größte Kurseinbruch seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Der operative Gewinn des größten britischen Versorgers ging 2014 wegen fallender Energiepreise um 35 Prozent zurück. Daher streicht Centrica die Dividende und die Investitionen zusammen. Dies belastete auch Wettbewerber wie E.ON, RWE oder EdF. Ihre Titel büßten zwischen 0,3 und zwei Prozent ein.

Reuters